Danzig – Spaziergang vom Löwenbrunnen zur Langgasse
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren aufgrund einer familiären Kommunion erneut in Polen unterwegs und wollten trotz vorgerückter Stunde und regnerischen Wetters noch einen kurzen Ausflug in die Innenstadt von Danzig unternehmen.
Im heute polnischen Danzig, besser Gdansk, entstanden bereits im 16. Jahrhundert die meisten der architektonisch so anziehenden und prachtvollen Patrizierhäuser, die im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört, allerdings im Zentrum liebevoll und detailreich wieder restauriert wurden. Hier haben die polnischen Restauratoren eine wirkliche Meisterleistung vollbracht!
Kurzer Exkurs in die Geschichte der Stadt Danzig
Die Geschichte Danzigs, der rund 1.000-jährigen Hansestadt ist durchaus mit wechselhaft zu umschreiben. Die Stadt stand unter der Herrschaft slawischer Fürsten, des Deutschen Ritterordens, der polnischen Krone, Danzig gehörte einst zu Preußen und wurde von 1920-1939 zur "Freien Stadt Danzig". Am 1. September 1939 begann auf der im Norden der Stadt Danzig vorgelagerten Halbinsel Westerplatte der Zweite Weltkrieg, einer der zentralen touristischen Anziehungspunkte der Stadt, trotz der mittlerweile 79 vergangenen Jahre.
Die Freie Stadt Danzig mit zu über 90 Prozent deutscher Bevölkerung wurde von den Nazis dem Deutschen Reich einverleibt. Polnischsprachige Bewohner wurden in der Folgezeit massiv schikaniert, zum Teil auch umgebracht. Ende März 1945 begannen alliierte Luftangriffe auf Danzig, anschließend erfolgten Bodenkampfhandlungen beim Einmarsch der Roten Armee. Hierbei wurden die Bausubstanz und die Parkanlagen der Stadt teilweise zerstört. Vor und während der Kampfhandlungen fand die Evakuierung und Fluchtbewegung der deutschsprachigen Bevölkerung gen Westen statt. Auch das Schloss wurde bei den Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen und brannte ab.
Beginn unseres Rundgangs am Löwenbrunnen
Wir fanden relativ schnell eine Parkmöglichkeit und konnten somit nahe dem aus 24 Wasserdüsen und vier Löwen in massiver Größe bestehende Fontänen Ensemble unseren Rundgang beginnen. Der Fontänen Brunnen wird von vier Löwen bewacht, wobei der „Löwe“ als das Wappentier der Hansestadt gilt. Allerdings sind die so genannten „Danziger Löwen“ auch ein Produkt der Danziger Touristikorganisation (GOT), das aus lediglich 50 cm großen Löwenfiguren aus Bronze besteht. Woher stammt die Idee für „neue” Löwen in Danzig?
Zum Einen ist der Löwe tatsächlich Teil des Danziger Stadtwappens! Löwen haben in ihm bereits seit fast 550 Jahren einen festen Platz. Im 15. Jahrhundert erteilte der polnische König Kasimir IV. Andreas (genannt der Jagiellone) Danzig ein Privileg, nach dem der Stadt das Recht eingeräumt wurde, in seinem Wappen die königliche Krone in Begleitung von zwei Kreuze zu führen. Ab diesem Zeitpunkt wird das Wappenschild der Stadt Danzig von zwei stattlichen Löwen gehalten.
Der quadratische Boden dieser Anlage besteht aus vier verschiedenfarbigen Belägen. Sie sollen die vier historische Viertel der Danziger Rechtsstadt symbolisieren, die an dieser Stelle zusammentreffen. Nachts erleuchtet ein Farbenspiel den Brunnen. Bevor Danzig während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde, stand an dieser Stelle ein historischer Brunnen mit vier Figuren. Er sollte an die durch vier Herolde verkündete Ernennung Friedrichs I. zum König von Preußen erinnern. Hinter dem Brunnen steht die barocke Königskapelle.
Das Löwenschloss wurde von Hans Kramer (Baumeister) entworfen und 1569 errichtet. Den Namen erhielt das Haus von den Löwenskulpturen im manieristischen Hauptportal des Hauses, welche sich wahrscheinlich früher im Beischlag des Hauses befanden. Das Löwenschloss gehörte der Familie Schwartzwald und war ein Treffpunkt der Danziger Künstler und Gelehrten. Im Jahre 1636 hielt sich der König von Polen, Władysław IV. Wasa, im Löwenschloss auf. Im Haus befindet sich eine der schönsten Danziger Dielen.
Jetzt geht es zum Krantor an der Mottlau
Das Krantor an der Mottlau im Hafen ist weltbekannt und eines der Wahrzeichen von Danzig. Es handelt sich hierbei eigentlich „nur“ um ein Stadttor, bekannt geworden allerdings wohl nur aufgrund seiner Kranfunktion.
Der gewaltige Lastenaufzug mit seinen Laufrädern diente zum Be- und Entladen der Schiffe.
Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts existierte ein solches Bauwerk, wurde jedoch in der heutigen Form erst 1444 errichtet. Nachdem es 1945 fast vollständig ausbrannte, wurde es anschließend wieder von 1957-59 renoviert und beherbergt heutzutage das Meeresmuseum von Danzig.
Weiter geht es zum Artushof
Auch der Artushof zählt zu den Wahrzeichen Danzigs.
Er liegt am Langen Markt (Dlugi Targ), dem wohl schönsten Platz der Stadt. Einst war er Sitz der Danziger Börse und diente den damaligen reichen Kaufleuten als Treffpunkt. Die Innenräume sind kunstvoll ausgestattet.
Seine prächtige Fassade erhielt der Artushof erst 1552, nachdem diese im Renaissancestil umgebaut wurde. Vor dem Gebäude befindet sich der Neptunbrunnen - ein Denkmal zu Ehren des Meeresgottes Neptun.
Die Langgasse, auch Lange Gasse genannt, ist die Prachtstraße der Stadt. Sie endet am Langen Markt - beides zusammen nennt man auch Königstraße. Obwohl die Straße im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört wurde, merkt man ihr dies heute nicht mehr an.
Spaziergang durch Langgasse
Sie wurde kunstvoll restauriert - zumindest was die Fassaden anbelangt. Ein Bummel über diese Straße ist ein absolutes Muss für jeden Danzig Besucher. Ein Gebäude, schöner als das andere, reiht sich hier aneinander.
So z.B. das Färberhaus, das Schumannhaus, das Löwenschloss...
Auch in der jüngeren Geschichte hat Danzig einen wichtigen Platz. 1980 wurde hier die Gewerkschaft "Solidarnosc" gegründet, die von Lech Walesa - dem späteren Präsidenten Polens - geleitet wurde. Lohnenswert ist auch ein Besuch des Vororts Oliwa mit der Klosterkirche, in der fast tägliche Orgelkonzerte stattfinden, aber dazu kommen wir später.
Zusammen mit Sopot und Gdynia bildet sie die sogenannte "Dreistadt".
Unsere ersten Eindrücke der Innenstadt waren so beeindruckend, dass wir beschlossen, zeitnah einen weiteren Besuch einzuplanen, so es unsere Zeitplanung zulässt. Leider war auch der Regen maßgeblich verantwortlich, dass unsere Bilder doch etwas dunkel und weniger anschaulich sind. Hierfür bitten wir um Entschuldigung.
Wir können die Innenstadt mit seinen wirklich imposanten Gebäuden, den vielen Sehenswürdigkeiten und seinen wirklich tollen Restaurants und Cafés nur empfehlen – ein absolut lohnendes Reiseziel.
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