Das Phryger Tal bei Afyonkarahisar
Mehrfach schon hatten wir von der zweiten Tuffsteinregion, vergleichbar zu Kappadokien, dem Phrygischen Tal (Frig Vadisi) gehört, bislang allerdings ohne die Gegend um Afyon je aufgesucht zu haben.
Wieder einmal in Afyon, nutzten wir den freien Tag aus der Stadt kommend um über Cayirbag und Gazliköy auf einen Kurzbesuch in der Tal der Phryger zu fahren. Lediglich 20 Kilometer sind es bis dorthin und dann auf einem mit einer Vielzahl ansehnlicher, antiker Relikte gespicktem Rundweg etwa 80 Kilometer über Döğer (bei İhsaniye), über Alanyurt bis nach Seydiler und zurück zu fahren. Ein wirklich lohnenswerter Kurztrip mit einer Vielzahl von Feenkaminen aus Tuffstein (Peri Bacalari), in die Felsen gehauenen Wohnungen, Felsengräbern und Monumenten der Phryger.
Mythen um König Midas und die Hauptstadt Gordion
Benannt ist das Tal nach den Phrygern, einem Volksstamm, der unter König Midas im 8. Jahrhundert vor Christus seine Blütezeit erreichen konnte. Ab etwa dem 12. Jahrhundert vor Christus siedelten sich die Phryger, ursprünglich aus Troas und Thrakien kommend, in dieser Landschaft, die einst zum Großreich der Hethiter gehörte, an. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte konnten die Phryger große Teile des ehemaligen Hethiterreichs gewinnen und damit ebenfalls zu einem Großreich aufsteigen. Legendär sind einige der Mythen um den König Midas, der das Königreich mit seiner Hauptstadt Gordion am Fluß Sangarios, etwa 80 Kilometer vom heutigen Ankara entfernt, zum Höhepunkt phrygischer Macht aufsteigen lassen konnte. Ein weiteres Zentrum war das im Süden Phrygiens gelegene Kelainai, das später den persischen Großkönigen als Residenzstadt diente und das unter den Römern nach Ephesos zum bedeutendsten Marktstandtort Kleinasiens aufstieg. Bereits 80 Jahre später fielen die Kimmerer in den Machtbereich Midas ein und konnten sogar die Hauptstadt Gordion erobern. Die Kultur der Phryger hatte allerdings auch in den folgenden Jahrhunderten noch seinen Fortbestand.
Bei Ayazini liegt die antike Stadt Metropolis
Kaum Beschilderung und wenig feste Fahrbahndecken sind wohl zwei der Gründe, warum das Phrygische Tal bislang so wenig Beachtung von touristischer Seite aus gefunden hat. Teilweise über ausgefahrene Sandpisten fragen wir uns bei der Landbevölkerung durch, um einige der Relikte überhaupt zu finden. Schon jetzt beschließen wir bei einem erneuten Besuch im Tal der Phryger unbedingt ein Navigationsgerät mitzubringen, da wir selbst ansonsten die Punkte kaum noch einmal anfahren werden können.
Wir treffen auf in den Fels geschlagene Siedlungen, die noch bis zur byzantinischen Zeit bewohnt waren. In Isehisar sind es spitze Steinformationen (Karakaya und Kirkiler) und Felsengräber aus byzantinischer Zeit. Daneben Klöster, Kirchen und Wohnhäuser aus der frühen Zeit der Christen. Bei Ayazini liegt die antike Stadt Metropolis und weitere Felsenkirchen aus römisch-byzantinischer Zeit sowie die Ruinen der Burg Avdalaz.
Götterfigur der Phryger
Etwas weiter unserem Rundweg folgend stoßen wir auf Felsengräber aus phrygischer und hethitischer Zeit. Hier sind es vor allem die Orte Aslantas und Yilantas, die mit ihren phrygischen Felskammergräbern und seinen Löwendarstellungen unsere besondere Aufmerksamkeit finden. Bei Aslankaya finden wir ein phrygisches Kybele Monument, der herausragenden Götterfigur der Phryger, dessen wichtigstes Kulturzentrum in Pessinus (etwa 130 Kilometer westlich von Ankara mit dem Kybele Heiligtum) war.
Wie viele weitere Götterfiguren wurde auch Kybele von den Römern übernommen. Als mit der Überbringung des schwarzen Meteoriten das Symbol der Göttin über Pergamon nach Rom gelangte, wurde der Kult um Kybele bis zum Erreichen des Status „Magna Mater“ immer stärker. Einige Mystiker sprechen heute gar davon, das der Mythos um Adonis auf phrygischen Ursprung beruht. Sehenswert ist auch die phrygische Kultfassade Maltas.
Bei der Ortschaft Döğer-İhsaniye treffen wir auf die Felsensiedlungen Demirli und Bayramaliler Kalisi, die als ein wichtiger Treffpunkt der Emre-Derwische aus der Frühzeit des Islams gelten.
Am Emre Gölü treffen wir erneut auf Einheimische, die sich mit ihren Nachbarn dort zum Barbeque und zum Fischen treffen. Wir folgen ihrer Einladung, verweilen ein wenig mit ihnen und sind im Nachhinein sehr froh darüber, denn wir erhalten nun eine gute Wegbeschreibung zurück in Richtung Afyon, so das der Rückweg ohne weitere Nachfragen möglich wird.
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