Der Große Mäander und sein kleiner „Bruder“

Der Große Mäander und Kleiner Mäander

Nach den Flüssen Euphrat und Tigris, Seyhan und Ceyhan gehört auch der Große Menderes Fluss zur Gruppe der für die Landwirtschaft und damit für die Entwicklung der Menschheit äußerst wichtigen Flüsse, denn mit dem Sesshaftwerden der Menschen war man auf fruchtbare Böden und ständig ausreichend Wasser angewiesen.

So ist es nicht verwunderlich, das großen Flüssen überall auf der Welt eine besondere Bedeutung bei der Entwicklung menschlicher Hochkulturen zukommt.

Im Bergland von Phrygien entsteht der Große Mäander fast mittig zwischen den beiden Provinzhauptstätten Uşak und Afyon aus dem Zusammenfluss des Banaz und des Kufi, die als Quellflüsse des Menderes gelten. Schon vonStrabon wird die Stadt Dinar, damals allerdings mit Kelainai bezeichnet, als Quell Stätte des Menderes sowie als bedeutendes Handelszentrum während der hellenistischen Zeit genannt. Im Richtung Westen fließt der Große Menderes an Denizli vorbei, bis er nach 550 Kilometern bei der antiken Stadt Milet in die Ägäis einmündet. Diese Länge macht ihn zu dem bedeutenden Fluss in Westanatolien mit immensen Auswirkungen auf die Landwirtschaft besonders durch das Mitführen riesiger Mengen an Sedimenten, deren Gehalt schließlich für den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse so wichtig ist.

Von besonderer Bedeutung ist hierbei, das es sich beim Großen Menderes um den eigentlichen Namensgeber der sogenannten Flussmäander handelt, einem Flussverlauf der sich wie eine Schlange windend durch eine flach abfallende Ebene schlängelt und dabei in den Kurven Ablagerungen von Sand und Kies hinterlässt. Diesem und dem Umstand häufiger Hochwasser die zur Ablagerung der Sedimente im gesamten Überschwemmungsgebiet führte, ist es zu verdanken, das die Sedimentablagerungen zum Reichtum in der Landwirtschaft seit Menschen Gedenken beitragen konnten.

Was als großes Glück für die Siedler des Schwemmlandes neben dem Fluss war, führte an der Mündung in die Ägäis allerdings zur kompletten Versandung riesiger Flächen und damit zum Verlust wirklich wichtiger Hafenstädte der antiken Zeitrechnung. Bei der Betrachtung der eingefügten Karte werden Sie schnell die eingezeichneten Hafenstädte von Milet und Priene finden, die wichtige hellenistische Häfen waren. Auch der heutige Binnensee Bafasee war um die Zeitenwende nur eine Meeresbucht, die nach und nach bis zum 4. Jahrhundert durch Versandung vom Meer abgetrennt wurde. Heute weit ab vom Meer gelegen, bedeutete die Versandung das Ende der Hafenstädte und damit einhergehend der Untergang einstmals blühender Metropolen.

Das gleiche Schicksal teilte auch die antike Stadt Magnesia, die zwischen Söke und Aydin liegend ebenfalls mal mit dem Meer verbunden war. Allein die Entfernungen zwischen den Orten machen deutlich, welche riesigen Sedimentmengen der Große Menderes im Laufe der Zeit hier abgelagert hat.

Kleiner Mäander / Küçük Menderes

Ganz ähnliche Auswirkungen auf die Entwicklung in der Besiedlung hatte auch der kleine Menderes, der in derAntike mit Kaystros bezeichnet wurde und in etwa 30 Kilometer Entfernung fast parallel zum Großen Menderes verläuft. Der Kleine Menderes entspringt östlich des Boz Dağı, einem 2.159 Meter hohem Bergmassiv etwa auf halber Strecke zwischen Izmir und Denizli. Bereits nach etwa 200 Kilometern gelangt der Kleine Menderes an die Ägäis, wo seiner Zeit die antike Stadt Ephesos ihre Hafenanlagen hatte, die heute jährlich tausende Touristen anlocken. Diese an der Flussmündung gelegenen Hafenanlagen hatten Ephesos zur größten und einflussreichsten Stadt der Provinz Asia des römischen Weltreichs werden lassen, bevor durch Sedimentablagerungen des kleinen Flusses auch dieser Hafen versandete.

Heute muss man etliche Kilometer fahren, um das Schwemmland zu durchqueren, wenn man zur Mündung des Kleinen Menderes gelangen möchte. Auch hier hatten die mitgeführten Sedimente durch das Auslagern in den Mäandern oder Windungen zu Reichtum in der Landwirtschaft bei fast gleichzeitigem Verlust der Hafenstadt geführt. Die Windungen dieser beiden Flüsse führten letztendlich zur Nutzung des Namens Mäander um ein weltweit auftretendes Phänomen zu beschreiben.

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