Klaros – antiker Orakel Ort bei Selçuk
Etwa 16 Kilometer westlich der Stadt Selçuk trifft man auf einen weiteren OrakelOrt des Gottes Apollon, dem Ort Klaros (lateinisch Clarus), der in der Antike zur etwa 13 Kilometer entfernten Stadt Kolophon gehörte.
Auch die antike, aber kaum bekannte, Stadt Notion lag in unmittelbarer Umgebung.
Die Erforschung der Region brachte früh Erkenntnisse zu Tage, das Klaros bereits um 700 vor Christus von griechischen Siedlern besiedelt wurde. Wie häufig in derAntike, war das Orakel aber bereits wesentlich älter, denn eine ebenfalls gefundene Höhle weist bereits auf die Verehrung der kleinasiatischen Göttin Kybele hin, die in der Höhle angebetet wurde.
Der antiken Mythologie entsprechend war dem Seher (Hellseher) Kalchas vorhergesagt worden, das er beim Zusammentreffen mit einem ihm überlegenen weiteren Hellseher sterben würde. Kalchas traf bei Klaros auf den Seher Mopsos, mit dem er einen Wettstreit ausführen wollte: Wer die Zahl der Früchte an einem Feigenbaum am genauesten bestimmen könnte, sollte der Sieger im Wettstreit der beiden Seher sein. Mopsos nannte seine Zahl und siehe da, sie entsprach exakt der Zahl der tatsächlich am Baum vorhandenen Früchte. Mit der Bestätigung seines Sieges verstarb Kalchas und Mopsos gründete den Ort Klaros.
Ob dies auch die Grundlage des Orakels war, ist bis heute umstritten. Doch es zeigt die Basis dieses mystischen Ortes, zu dem auch Alexander der Große eine enge Beziehung hatte. In seinem Traum hatte er die Gründung einer Stadt am Berg Pagos gesehen, worauf sich Alexander nach Klaros begab um das Orakel am Apollon Tempel zu befragen. Die nur für Alexander erkennbaren Andeutungen des Orakels brachten ihn zum Wiederaufbau der Stadt Smyrna, dem heutigen Izmir, das durch Erdbeben zerstört worden war.
Klaros genoss fortan den gleichbedeutenden Ruf eines göttlichen Orakel Ortes wie Delphi und Didyma, auch unter den Römern bis zur Zerstörung des Ortes durch ein weiteres Erdbeben.
Carl Schuchhardt gilt als Wiederentdecker von Klaros
Der deutsche Archäologe, Prähistoriker und Museumsdirektor Carl Schuchhardt, geboren am 6. August 1859 in Hannover und verstorben am 7. Dezember 1943 in Arolsen, hatte Klaros Ende des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt. Nach seinem Studium der Klassischen Philosophie und der Archäologie in Leipzig, Göttingen und Heidelberg beteiligte sich Schuchhardt zunächst an Ausgrabungen an der Kranenburg im Steinhuder Meer. Auf Vorschlag Theodor Mommsens erhielt Schuchhardt dann ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts und beteiligte sich an Grabungen in Griechenland und Kleinasien zwischen 1885 und 1886 auch an Grabungen in Pergamon. Ein Spruch, den er im Jahr 1904 an den Kaiser Wilhelm II, während der Grabungen im Römerlager Haltern, richtete, machten ihn bekannt: „Majestät, nichts ist dauerhafter als ein ordentliches Loch“. Auf Schuchhardt ist das Phänomen der Pfostenlöcher zurückzuführen, die meist noch als einziger Rest ehemaliger Holzbauten erkennbar im Bodenvorhanden sind.
Theodor Makridi und Charles Picard intensivieren die Ausgrabungen
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann die Ausgrabungen durch Theodor Makridi und Charles Picard intensiviert. Theodor Makridi, der 1872 in Konstantinopel geboren und im Jahr 1940 auch dort verstarb, war Kommissar in der Verwaltung der osmanischen Antikensammlung und einer der Kuratoren des Archäologischen Museums in Istanbul. In dieser Konstellation nahm er auch an den Ausgrabungen von Hattusa, Ephesos, Baalbek und Sidon teil. Bis heute werden die Ausgrabungen, die zuletzt unter der Leitung von Frau Juliette de la Gerniere stehen, an.
Für Besucher ist der Orakel Ort Klaros deshalb von besonderer Bedeutung, da eine Vielzahl von hellenistischen Statuen an ihren ursprünglichen Standorten wieder aufgestellt wurden. Auf diese Art und Weise entsteht ein sehr lebhaftes Bild der antiken Heiligtümer, die ein originalgetreues Bild mit dem Orakel Tempel im Zentrum vermitteln.
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