Milas und die Becin-Festung

Milas Becin Festung

Das antike Mylasa, heute Milas, war eine der wichtigsten Städte im Inland von Karien. Frühe, unzureichend publizierte Funde stammen aus der späten Bronzezeit, darunter auch einige Fragmente mykenischer Tongefäße, wohl aus dem 15. bis 13./12. Jahrhundert v. Chr.

Mylasa gehörte im 5. Jahrhundert v. Chr. kurzzeitig zum Attischen Seebund und war im 4. Jahrhundert Sitz der karischen Herrscher aus der Dynastie der Hekatomniden, bevor Maussolos seinen Sitz um 360 v. Chr. nach Halikarnassos, dem heutigen Bodrum, verlegte. In hellenistischer Zeit gehörte Mylasa nacheinander zu verschiedenen Reichen. Während des Einfalls der Parther 40 v. Chr. wurde es schwer verwüstet und hatte während der römischen Kaiserzeit keine große Bedeutung mehr, auch wenn es in der Spätantike Sitz eines christlichen Bischofs wurde. Milas war später dann die Hauptstadt des Beylik der Mentesche.

Möglicherweise kann Mylasa mit der in hethitischen Quellen mehrmals erwähnten Stadt Mutamutašša gleichgesetzt werden.

Die alte Karawanserei von Milas

izmir kemeraltiDie Stadt hat einen bekannten Wochenmarkt, der nicht nur Touristen einen malerischen Anblick bietet, sondern auch Quelle erstklassiger und preiswerter Olivenöle ist (die Umgebung ist ein einziges Olivengebiet). Sehenswert sind neben alten türkischen Häusern, Handwerkerläden und Karawansereien zwei Moscheen aus dem 14. Jahrhundert, eine davon mit Giebelminarett (Orhan Bey Camii, 1330), ein sehr gut erhaltenes römisches Grabmal aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., im Stil ähnlich dem Weltwunder von Halikarnassos (Bodrum), und ein archäologisches Museum mit Stücken aus vorklassischer, klassischer, hellenistischer, römischer, byzantinischer und osmanischer Zeit.

becin castle 01Etwas versteckt lag bisher das Uzunyuva („Langes / Hohes Nest“) genannte Bauwerk. Die einzelne, auf einem hohen Sockelbau stehende Säule korinthischen Typs wurde bislang als Rest des Tempel des Zeus Karios angesehen. Jedoch erhielten türkische Archäologen Kenntnis von einer Grabkammer, die sich tief unter dem Sockelbau befindet; die daraufhin gestarteten Ausgrabungen ergaben bemerkenswerte Erkenntnisse. So handelte es sich bei dem Bauwerk wohl um einen Vorläufer des Maussolleions von Halikarnassos, des Grabmals des Maussolos. Aufgrund der prächtigen Wandmalereien und der figürlichen Darstellungen des in der Grabkammer gefundenen Sarkophages geht man davon aus, dass Maussolos das Bauwerk für seinen Vater Hekatomnos errichtete.

becin castle 02Auf dem Gelände sind Überreste aus der hellenistischen Zeit zu finden, darunter ein Tempel aus dem 4. Jahrhundert. Eine byzantinische Kirche weist darauf hin, dass die Siedlung bis ins Mittelalter existierte – ihre geringe Bedeutung wird jedoch durch die geringen Abmessungen der Kirche angedeutet. Einer zeitgenössischen italienischen Quelle zufolge war ihr Name Pezona. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde sie vom Menteşe Beylik eingenommen, einem von einem turkmenischen Stamm gegründeten Fürstentum. Beçin wurde zur Hauptstadt des Beylik und wuchs rasch. 1333 besuchte Ibn Battuta Beçin, beschrieb es als neu gegründete Stadt und erwähnte seine Häuser und Moscheen. Die meisten der erhaltenen Denkmäler stammen aus dem 14. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wurde der Beylik von Menteşe vom Osmanischen Reich annektiert. Ein Hinweis auf den späteren Verfall der Stadt findet sich in Evliya Çelebis Bericht über seinen Besuch dort Mitte des 17. Jahrhunderts: Er schrieb, dass die Stadt kein Hammam hatte, doch Ausgrabungen haben die Überreste von fünf Hammams freigelegt. Bis in die 1980er Jahre existierte auf dem Gelände weiterhin eine Siedlung.

Denkmäler in der Stadt Milas

becin castle 04Die Ahmet Gazi Madrasa, benannt nach dem Bey, der sie in Auftrag gegeben hatte, stammt der arabischen Inschrift über ihrem Eingang zufolge aus dem Jahr 1375. Das Eingangsportal weist zwar die Bestandteile eines traditionellen Portals aus der Seldschukenzeit auf, weist aber Details auf, die an die europäische gotische Architektur erinnern, was möglicherweise auf einen Einfluss der Handelsaktivitäten des Menteşe Beylik mit den Ägäischen Inseln, Italien und Südfrankreich hindeutet (der Bey wird in der Inschrift als „Sultan der Küsten“ bezeichnet). Bei modernen Rekonstruktionsarbeiten wurden große Teile der Eingangsfassade auf beiden Seiten des Portals wiederhergestellt. Die Madrasa hat acht Kammern und zwei Iwans, die direkt auf einen rechteckigen Innenhof führen (der übliche Portikus ist hier nicht vorhanden). Das Grab von Ahmet Gazi befindet sich im Haupt-Iwan, ein angrenzendes Grab könnte das eines anderen Menteşe-Herrschers sein - Shujaeddin Bey.

becin castle 05Kizil Han oder Kızılhan („Roter Khan“), eine Karawanserei, ist ein zweistöckiges Gebäude und eines von zwei noch existierenden Han in Beçin. Es ist schlicht und unscheinbar und teilweise zerstört, wobei das obere Stockwerk eingestürzt ist.

Buyuk Hammam (das „große Badehaus“) ist eines von fünf Hammams, die einst in der Stadt existierten. Alle sind heute Ruinen. Das Buyuk Hammam muss einst eines der imposantesten Gebäude der Stadt gewesen sein - obwohl inzwischen der größte Teil seines Daches eingestürzt ist. Ausgrabungen haben seine Innenräume freigelegt und seinen ursprünglichen Boden freigelegt, der mit Marmorblöcken gepflastert ist.

Sehenswert in der Umgebung sind Labraunda (Labranda), eine alte Kultstätte des Zeus Labraundos in den Bergen, Euromos nahe der Straße nach Selimiye in einem Olivenhain gelegen – einer der besterhaltenen Tempel in weiter Umgebung (die Hälfte der einst 32 korinthischen Säulen steht noch), sowie am Ostrand des Ortes auf einem Vulkankegel Peçinkale, Burg eines vorosmanischen Clans, der einst Südwestanatolien beherrschte.

Etwas weiter in Richtung Izmir liegen der Bafasee und das Latmosgebirge mit Herakleia am Latmos und anderen, nicht leicht auffindbaren Sehenswürdigkeiten. Nordöstlich des Sees ist an einem Überhang im Osten des Latmos die hethitische Felsinschrift am Suratkaya eingeritzt.

Die Burg von Becin bei Milas

becin castle 07Die Burg von Becin wurde mitten auf dem felsigen Plateau südlich der Ortschaft Beçin an der Strasse zwischen Milas und Ören gegründet. Während der byzantinischen Blütezeit überblickte man von der Burg aus die ganze Ebene von Milas. Etwas später, als Menteseogullari die Region regierte, wurde die Burg komplett restauriert.

Der König von Menteseogullari machte Milas zu seiner  Hauptstadt und wenig später zog er selbst in die  Burg Beçin um, da sie wesentlich leichter zu verteidigen war als sein vorheriger  Wohnsitz. Der ursprüngliche Name der Stadt stammte aus Italien und wird in den dortigen Quellen mit Pezona angegeben, erst in islamischen Quellen später wird der Name Beçin genannt.

becin castle 08Die Burg von Beçin wurde in den siebziger Jahren komplett restauriert und danach für Besucher geöffnet. Noch heute kann man in der Burg die Ruinen eines Badehauses sowie einiger Zisternen sehen, die von hohen Mauern umgeben sind. In der inneren Burg, etwa 200 Meter weiter oben in der Festung, können weitere Ruinen der ehemaligen Ansiedlungen besichtigt werden, so zum Beispiel ein säulenumfasstes römisches Grabhaus, ein türkisches Grab, eine byzantinische Kapelle, eine Islamschule aus der Zeit  Menteseogullari, einige Moscheen und sonstige Gebäude.

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