Griechisch-Römische Sammlung im Musée d’Archéologie
- Geschrieben von Portal Editor
Vor rund 2600 Jahren, um 600 vor Christus, gründeten die Griechen im Rahmen ihrer Kolonisation eine kleine Siedlung an der Südküste des heutigen Frankreichs und gaben ihr den Namen "Massalia". Wir haben darüber bereits einen Artikel verfasst.
Damit legten sie den Grundstein für eine Stadt, die im Laufe der Jahrhunderte Beständigkeit bewies und durch ihre historische Bedeutung die verschiedensten Epochen miteinander verband - angefangen mit den Griechen und Römern bis in die Neuzeit.
Rundgang durch das griechisch-römische Museum von Marseille
Klar, dass diese Jahrhunderte auch Ihre Spuren hinterlassen haben und klar auch, dass diese Funde in den letzten Jahrhunderten, in denen man sich mit den Vorkulturen stark auseinandersetzte, zu Sammlungen führte, die einen tiefen Einblick in die griechisch-römische Zeit von Marseille und Umgebung bzw. seiner Besiedlungsherkunft ermöglichen. So werden im Bereich der so genannten klassischen Antike Exponate aus dem Nahen Osten, Etrurien und Zypern vorgestellt. Die Sammlung aus Zypern mit 185 Stücken präsentiert zweitausend Jahre Geschichte der Mittelmeerinsel.
Das Antike Griechenland ist mit attischen und korinthischen Keramiken vertreten. Aus der Römerzeit sind Architekturfragmente, Münzen und Porträts zu sehen, vor allem Fundstücke die aus Marseille selbst stammen.
Vorgeschichte von Marseille – Besiedlung erfolgt aus Phokaia
Zur Erinnerung: Um das Jahr 545 v. Chr. kamen laut Herodot erneut Zuwanderer aus Phokaia in die Stadt. Sie waren geflohen, nachdem Harpagos, Feldherr des Königs Kyros II. von Persien, Phokaia erobert hatte. Phokaia war eine antike griechische Stadt in Kleinasien an der Küste des Ägäischen Meeres im Golf von Smyrna (heute Izmir in der Türkei). Die Stadt wurde zwischen dem 10. und 8. Jahrhundert v. Chr. von Siedlern gegründet, die vom griechischen Festland kamen. Der antike Name spiegelt sich auch in der Bezeichnung der heutigen türkischen Stadt Foça wieder.
Im Jahr 546 v. Chr. wurde Phokaia von den Persern unter Kyros dem Großen eingenommen. Die reichen Familien der Metropole hatten genügend Zeit, um zu fliehen und in ihren Kolonien Zuflucht zu suchen, und trugen so zu deren Entwicklung bei. Dennoch wurde die Stätte von Phokaia nicht völlig aufgegeben, wie das im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtete Theater beweist. Der berühmte Athena-Tempel stürzte nach einem Erdbeben im 2. Jahrhundert n. Chr. ein, wurde aber von den Römern aus Marmor wiederaufgebaut.
Griechische Kolonisten aus Kleinasien
Die griechischen Städte Kleinasiens waren wohlhabend und ihr Reichtum wuchs mit dem Ausbau der Beziehungen zu ihren Kolonien, die sie rund um das Mittelmeer gegründet hatten.
So wurde Phokaia im 6. Jahrhundert v. Chr. zur Metropole (Mutterstadt) der griechischen Kolonien im westlichen Mittelmeerraum. Die Phokäer gründeten nacheinander Massalia (Marseille) in der Nähe der Rhône-Mündung, dann Auenion (Avignon), Agathe Tyche (Agde), Aigitna (Cannes), Antipolis (Antibes) und Nikaia (Nizza), Allalia (Aléria), einen Handelsposten an der Ostküste Korsikas, und Hyele (Elea) in Süditalien sowie mächtige Kolonien in Spanien, wie Emporion (Empúries) in Katalonien.
Das griechische Wort empórion bezeichnete einen Seehandelsplatz.
In der Umgebung von Massalia gab immer wieder Konflikte mit den Gallien beherrschenden keltischen Stämmen. 125 v. Chr. rief Massalia die Truppen des Römischen Reiches um Hilfe gegen die Angriffe gallischer Stämme (Ligurer, Allobroger, Salluvier, Arverner und Vokontier). Die Römer kamen, siegten und ließen sich schließlich in der Umgebung nieder. Im Laufe der Kriegshandlungen wurde das gesamte Gebiet des südlichen Galliens von den Römern als Provinz Gallia Narbonensis annektiert. Massalia selbst aber wurde von ihnen nicht bedrängt.
Die Stadt selbst jedoch blieb zunächst ein Verbündeter Roms und konnte ihre Unabhängigkeit noch einige Jahrzehnte bewahren. In den Jahren des Bürgerkrieges zwischen Julius Cäsar und Gnaeus Pompeius wollte sich Massalia neutral verhalten, doch dies wurde von Cäsar nicht geduldet. Erst als die Stadt sich entschied, im Bürgerkrieg zwischen Pompeius und Caesar in den Jahren von 49 bis 46 vor Christus keine Partei zu ergreifen, wurde sie von Caesars Soldaten erobert und in "Massilia” umbenannt. Im Jahr 46 v. Chr. wurde die Stadt schließlich nach sechsmonatiger Belagerung erobert und bald darauf in die Provinz Narbonensis integriert. So blieb sie bis zum Ende des Römischen Reiches dessen Bestandteil und verlor nun schrittweise ihren griechischen Charakter.
Prähistorische Lokalgeschichte im Museum
Hier sind Kelto-ligurische Pfeiler mit Schädelmulden aus Roquepertuse, einem Fundort in der Nähe der Stadt Velaux in der Provence, wohl als eines der high-lights zu betrachten.
Nach dem aktuellen Forschungsstand gab es neben dem als Heiligtum gedeuteten Gebäudekomplex mindestens ein Handwerker- und ein Wohnviertel.
Er wurde nach derzeitiger Lesart bei einem Angriff der Römer im Jahr 124 v. Chr. vollständig zerstört, jedoch ist der Zeitpunkt der Zerstörung auch früher im 2. Jahrhundert v. Chr. möglich.
Während des Zweiten Punischen Krieges verbündeten sich die Römer in einer Allianz mit der griechischen Kolonie Massalia (Marseille).
In der Nähe dieser Stadt lebende Kelten bedrohten die die Kolonien und griffen römische Legionen auf dem Durchzug nach Spanien an.
Die Griechen riefen ihren Bundespartner zu Hilfe und Rom organisierte im Jahr 124 v. Chr. eine erste Strafexpedition.
Die Kelten verteidigten sich zunächst erfolgreich. Die Römer verloren einige Soldaten und zogen sich zurück.
Römische Quellen berichten, dass die Barbaren die Körper der Römer enthaupteten und die mumifizierten Schädel an die Wände ihrer Heiligtümer und Häuser nagelten.
Im nachfolgenden Jahr folgte eine zweite Expedition unter der Leitung des Konsuls Gaius Sextius Calvinus. Die Truppen marschierten jetzt mit Wurfmaschinen auf, die Steinkugeln mit 6 Kilogramm Gewicht schleuderte.
Die Römer postierten diese Waffen auf den Berghängen der Hauptstadt Entremont und beim Heiligtum Roquepertuse. Nach wenigen Tagen gaben die Kelten auf und flohen, während die Römer Entremont und Roquepertuse vollständig zerstörten. Die Holzbauten stürzten zusammen und verbrannten.
Ein Wiederaufbau wurde untersagt und die Legion gründete in der Nähe die neue Stadt: Colonia Aquae Sextia, das heutige Aix-en-Provence. Das Volk der Salluvier wurde eliminiert und durch andere Kelten, Römer und Griechen ersetzt. Roquepertuse und Entremont wurden nie mehr aufgebaut.
Die hier im Museum gezeigten Exponate und kelto-ligurischen Stücke stammen zum größten Teil aus dem Oppidum Roquepertuse und werden in einem eigenen Raum gezeigt.
Pfeiler mit übereinander angeordneten ovalen Nischen zur Anbringung von Köpfen waren für den keltischen Schädelkult vorgesehen.
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