Phaselis Antalya – Hafen und Handelsplatz in Lykien
Phaselis war in der Antike über mehrere Jahrhunderte eines der bedeutendsten Handelszentren im Mittelmeer. Von hier aus wurden Waren wie lykisches Zedernholz und Rosenöl nach Ägypten und in den Vorderen Orient verschifft.
Sie wird seit 1811 archäologisch erforscht und befindet sich, wie Olympos, im Nationalpark Olimpos Beydağları weit abseits der nächsten modernen Ortschaft. Als Handelsstadt mit drei Häfen in unmittelbarer Nähe zum persischen Einflussgebiet in Kleinasien hatte sie bis zur Gründung von Attaleia (Antalya) um 150 v. Chr. herausragende Bedeutung und war wirtschaftlich außergewöhnlich wohlhabend. Erhalten sind die Prachtstraße, Agoren, Theater, Thermen, Hafenmauern, Aquädukt und byzantinische Ruinen.
Die Mitgliedschaft im attischen Seebund im 5. Jhr. v. Chr. brachte Phaselis den wirtschaftlichen Aufschwung – und parallel dazu einen schlechten Ruf als streitbare und geldgierige Stadt der Händler.
Im 5. Jahrhundert begann Phaselis Münzen mit der Darstellung eines Schiffsvorderteils auf einer Seite zu prägen. Diese Münzen wurden noch bis in das dritte Jahrhundert nach Christus benutzt. Die Stadt öffnete bereitwillig ihre Tore, als Alexander der Große nach Anatolien kam. Strabon beschreibt die „Abenteuer“ Alexanders in der Stadt wie folgt:
“..... danach kam er nach Phaselis, die als Stadt mit drei wichtigen Häfen und dem Fluß bekannt ist. Das Solyma Gebirge richtet sich dort auf, während Termessos an den langen Passagen inmitten des Gebirges gegründet wurde. Es gibt eine lange Strecke, die bis nach Milyas führt. Alexander zerstörte Milyas, weil er ungehindert die Passage gehen wollte. Allerdings gibt es drei andere Passagen nahe der Berge in der Umgebung von Phaselis und diese Passagen waren von der Armee Alexanders geformt worden.....”
Piraten nisteten sich in Phaselis ein und 77 v. Chr. wurde es zerstört. Brutus, der 42 vor Christus nach Phaselis kam, "entfernte" die Piraten und brachte die Stadt in das römische Imperium mit ein. Nach dieser Eingliederung erlebte die Stadt eine Blütezeit. Der Eroberer Hadrian kam im Jahr 129 nach Christus nach Phaselis. Die dort lebenden Menschen verherrlichten den Eroberer mit Skulpturen, die sie selbst erschaffen hatten. Mehr noch, sie bauten ein monumentales Tor an der Stelle, die das Schiff des Eroberers als Liegeplatz benutzte.
Nach einer kurzen Blütezeit als byzantinischem Flottenstützpunkt fiel Phaselis 1158 an die Seldschuken und geriet danach in Vergessenheit. Beschreibung von Phaselis aus Sir C. Fellows in seiner "Excursion in Asia Minor” (Seite 221):
“In fünf Stunden, noch vor 8.00 Uhr am Morgen, waren wir am Tekrova, dem antiken Phaselis. Wir landeten an und sofort sah ich die Ruinen des alten Hafens. Im gleichen Maße in dem ich die Ruinen der Stadt im Inneren wertschätzte, bewunderte ich sowohl das Design als auch die Maße, die Ausführung der Arbeiten der antiken Bewohner, die Spuren der Häfen und die damit verbundene maritime Kenntnis der Seefahrt. Der Hafen und die Stadt Phaselis sind extrem fachlich versiert gebaut und sehr interessant, allerdings klein; das Theater, das Stadion und die Temple werden noch aufgespürt werden können und die vielen Gräber an den Hügeln zeigen, wie lang die Stadt existiert haben muß.”
Die Stadt Phaselis /Phaeselis bei Kemer soll den Quellen nach um 690 v. Chr. als rhodische Kolonie gegründet worden sein.
Im 6. Jahrhundert war sie in der Handelsniederlassung Naukratis in Ägypten vertreten, u.a. mit Rhodos, Knidos und Halikarnassos. Sie gehörte ab etwa 550 v. Chr. lange Zeit dem Perser Reich an – eine Stellung, die für viele kleinasiatische Griechenstädte kulturell und wirtschaftlich wichtig war. Politisch wurde dies in Athen jedoch zum Vorwand genommen, um die athenischen Aktivitäten des Attischen Seebundes als antipersisches Kampfbündnis zu tarnen. So wurde Phaselis 469 v. Chr. „zwangsbefreit“ und in den Seebund gezwungen – als blühende Handelsstadt mit hohen Tributen in strategisch wichtiger Lage ein bedeutender Zugewinn für Athen.
Nach 411 v. Chr. abermals persisch, ergab sich Phaselis 333 v. Chr. Alexander dem Großen. Laut Pausanias befand sich im Athena-Tempel, dem Hauptheiligtum der Stadt, der Speer von Achilleus. Auch das mag ein Grund für Alexander gewesen sein, sich hier aufzuhalten, da er sich für den "neuen Achilleus" hielt. Plutarch berichtet, der vom Wein berauschte Alexander habe auf dem Heimweg von einem Trinkgelage mit seinen Gefährten das Denkmal des Theodektes mit Kränzen verziert.
Während der Diadochenkriege zunächst ptolemäisch (bis 197 v. Chr.), dann seleukidisch (bis 187 v. Chr.) wurde es, obwohl Pamphylien zugehörig, unter römischer Herrschaft bis etwa 100 v. Chr. dem Lykischen Bund eingegliedert. Der starke Konkurrent Attaleia (Antalya) als Hafen- und Handelsstadt brachte Phaselis einen ersten Niedergang, der es Anfang des 1. Jahrhunderts v. Chr. gemeinsam mit Olympos zu einem Schlupfloch kilikischer Seeräuber herunter kommen ließ.
Unter Domitian, Trajan und Hadrian wurde die in den Seeräuberkriegen zerstörte Stadt Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. repräsentativ wieder aufgebaut und erlebte eine zweite Blüte. Aus dieser Zeit stammen die meisten der heute erhaltenen Ruinen. Von den späteren Einfällen der Piraten und Araber in der Mitte des 7. Jahrhunderts erholte sich Phaselis jedoch nie mehr, auch wenn es als byzantinischer Flottenstützpunkt im 8. Jahrhundert vorübergehend noch einmal wirtschaftlich aufstieg. Seit dem 10. Jahrhundert diente es nur noch als Steinbruch für Antalya, das Material für seine Befestigungen benötigte.
Natürlicher Schutzhafen
Phaselis liegt auf einer kleinen Halbinsel am Fuße des Taurusgebirges. Das wenige Hinterland ist weitgehend sumpfig. Der besonderen Form verdankte Phaselis seine einzigartige Bedeutung als Stadt mit drei weitgehend natürlichen Häfen. Im großen Nordhafen sind noch die antiken Wellenbrecher zu erkennen. Dort führt auch der auf rund 400 Metern gut erhaltene kaiserzeitliche Aquädukt entlang zur Stadt.
Der so genannte Stadthafen mit seinen mächtigen Kaimauern ist heute eine beliebte Badebucht. Von dort führt die über 20 Meter breite Prachtstraße mit den bedeutenden römischen Bauten beidseits zum Südhafen, der durch eine Mauer geschützt ist. Auf der nordwestlichen Seite reihen sich die drei Agoren (Marktplätze) aus den Zeiten Hadrians, Domitians und der Spätantike aneinander. Dort befinden sich auch Reste der Thermen und byzantinische Ruinen. Auf der gegenüberliegenden Südostseite hatte man das Stadttheater in Hanglage errichtet. Die oberhalb gelegene Akropolis von Phaselis zeigt noch Hausreste der letzten Bewohner, die seit dem 7. Jahrhundert die Stadt aufgegeben und sich auf dem Bergrücken verschanzt hatten. Die übrigen Wohnviertel mit Straßen und Häusern sind nahezu vollständig abgetragen.
Söhne und Töchter der Stadt
Theodektes, geboren etwa 400 v. Chr., war in Athen Redenschreiber und Verfasser von Theaterstücken. Er nahm 353 v. Chr. in Halikarnassos bei den Begräbnisfeiern für Mausolos an einem Redewettkampf teil. In Athen lernte er den jungen Aristoteles kennen, den späteren Lehrer Alexanders des Großen. Als dieser nach Phaselis kam, war Theodektes bereits tot. Phaselis errichtete seinem berühmten Bürger ein Standbild auf der Agora.
Koordinaten: 36° 31′ N, 30° 33′ O
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