Kanutour auf dem Oymapinar Stausee bei Manavgat
- Geschrieben von Portal Editor
Schon einige Male hatten wir einen Termin verabredet, um uns mit Ömer vom Adventure Park zu einer Kanutour auf dem Oymapinar Stausee, am so genannten "Green Canyon", zu treffen, immer wieder war etwas dazwischen gekommen.
Nicht zuletzt spielte aber auch das Wetter an so manch einem Termin einfach nicht mit, denn Wind und Regen sind nun einmal keine guten Wegbegleiter auf der immerhin rund 10 Kilometer langen Tour bis zu den Wasserfällen an der Einmündung des Manavgat Flusses in den Stausee.
Wasserfläche, die sich bis tief in die ehemaligen Täler des Taurusgebirges erstreckt
Überhaupt war der Frühling an der Riviera in diesem Jahr wesentlich kühler als gewohnt, was wir im Verlauf des Tages an der Wassertemperatur nahe des Einflusses des Manavgat noch bemerken sollten: nur wenige Grade über Null warm, konnte man von echtem Eiswasser aus dem Taurus sprechen. Aber der Reihe nach.
Nun endlich war es so weit und der Termin stand. Zwei weitere Gäste, Holger und Andé, hatten sich zur Teilnahme eingefunden und so ging es per Jeep, den Kanus und unserem Auto hinauf zur Oymapınar-Staumauer. Die Betonmauer des Damms ist eine mächtige, zweifach gekrümmte Bogenstaumauer, d. h. die Mauer ist horizontal und vertikal gekrümmt. Die Bogenstaumauer hat eine stolze Gesamthöhe von immerhin 185,40 m. Beim Betreten des Gebietes etwa 3 km um den Damm herum ist Eintritt zu zahlen, dies sei aber nur am Rande bemerkt.
Für Interessierte sei noch gesagt, dass der Oymapinar Stausee etwa 80 km östlich von Antalya und 25 km landeinwärts von der Küste liegt. Es ist die größte Talsperre in der Region mit einer Wasseroberfläche von 470 ha und einem Speichervolumen von 300 Mio. m³ Wasser. Eine riesige Wasserfläche, die sich bis tief in die ehemaligen Täler des Taurusgebirges erstreckt.
Für Touristen der Hotelanlagen am Strand ist auf dem Stausee auch ein Fähr- und Ausflugsbetrieb eingerichtet worden, der zu einer Rundfahrt auf dem Stausee und in einen der Canyons hinein mit abschließendem Essen in einen Restaurant am See führt.
Während unserer Paddeltour im Canyon zeigten sich diese Ausflugsboote jedoch als wenig störend, die Stauseeausläufer sind einfach zu großflächig.
Proviant wurde verstaut, die Kamera montiert
Am Anleger angekommen, musste zunächst unser dankenswerterweise von der Firma Denk.com / Kanu-Klettern-Outdoor zur Verfügung gestelltes Kanu zur Premierentour vorbereitet werden. Einmal bereits im Trockenen "geübt", zeigte sich Aufpumpen der drei Bootskammern und das Einfügen der Sitzbretter als schnell erledigt, so das wenig später alle drei Kanus zu Wasser gelassen werden konnten.
Proviant wurde verstaut, die Kamera montiert und los ging es in Richtung Canyon, zunächst zur von uns so getauften Vogelinsel, einer Brutkolonie von Seeschwalben, die den Oymapinar Stausee für sich entdeckt hatten. Schnell zeigten sich auch die Unterschiede der beiden Kanubauarten recht deutlich: Unser aufblasbares Kanu war deutlich windempfindlicher als die Hartschalenboote, dafür allerdings saß man hoch und trocken.
Wie immer hat alles seine zwei Seiten.
Schon an der "Vogelinsel" tauschten wir die Plätze im Boot, da sowohl Seher als auch ich überwiegend mit fotografieren und filmen beschäftigt waren und entsprechend nicht mit den anderen mithalten konnten.
So stieg Seher zu Ömer in unser Schlauchboot und Uwe gesellte sich als "mein" Paddler auf unser Hartschalenboot. Eine gute Lösung, wie die Fotos später zeigen sollten. Nun ging es wesentlich zügiger voran, der Weg war weit, denn unbedingt wollten wir es bis zur Einmündung des Flusses schaffen.
Eine Gewalttour, wie wir während der Rückfahrt bei starkem Gegenwind feststellen sollten, nichts für Anfänger!
Am Ende des Canyons stießen wir auf einen kleinen Wasserfall
Wenn man bei einem Staudamm Projekt überhaupt von "Naturbelassen" sprechen kann, traf diese Wortwahl zumindest was die umgebende Natur anging, voll zu. Trotz etlicher abgestorbener Bäume, die weit aus dem Wasser ragten und so für eine teilweise gespenstige Atmosphäre sorgten, waren die Ufer überwiegend grün und mit dichtem Kiefernwald besetzt, ja teilweise konnten wir einige Libanonzedern ausmachen.
So zog sich unsere Tour dahin, mal gab es Engpässe, mal einen Steilhang, der zum Baden einlud, mal auch schroffe Bergüberhänge und Höhlen, die zum Erkunden einluden. Kurz, die Tour war äußerst abwechslungsreich und man war immer gespannt auf das nächste, überflutete Tal. Mehrfach tauschten wir die Kanus hin und her, auch um gegenseitige Erfahrungen zu teilen.
Fast schon am Ende des Canyons stießen wir auf einen kleinen Wasserfall, der uns zum Füllen unserer Wasserflaschen verführte. Leckeres, wirklich frisches Quellwasser aus dem Taurus. Wir nutzen die Unterbrechung auch für eine kleine Stärkung, womit das Verlassen der Kanus einher ging. Es war ein unvergesslicher Augenblick und kostete echte Überwindung in das wirklich eisigkalte Wasser hinein zu steigen. Von hier aus war schon das Rauschen des mächtigen Flusses Manavgat zu hören, der sich über die Felsen in den Stausee ergoss.
Wenig später sollte es sich als nicht einfach zeigen, gegen die starke Strömung bis zur Einmündung des Flusses zu Paddeln. Wir nutzten den Strömungsschatten eines im Wasser befindlichen Felsbrockens, um näher heran zu kommen. Kein Problem für unser Schlauchboot, ein echtes Problem für die Hartschalenboote, die einfach zu schnell voll liefen und zu kentern drohten. Und das bei einer Wassertemperatur knapp über null. Als besser, schnell ein paar Fotos geschossen und zurück.
Ein Blick auf die Uhr zeigte dann auch ganz eindeutig, das es Zeit für den Rückweg war. Mit der nun tiefer stehenden Sonne war es recht böig geworden und, wie könnte es anders sein, der Wind kam stur von vorn, mit einer Brandung, die zumindest teilweise das Hartschalenboot mit Wasser füllte. Aufgrund der Schwimmkammern zwar unsinkbar aber wer möchte schon über Kilometer bis zum Bauch im Wasser sitzen. So war auch "Schöpfen" angesagt.
Unser Kampf gegen Wind und Wellen sollte sich aber als Sieg, wenn auch mühevoll und Kräfte zehrend herausstellen und wir erreichten unseren Startplatz kurz nach dem Tunnel oberhalb der Staumauer wohlbehalten zurück. Nun galt es Boote verstauen und zurück zum Camp, wo uns schon ein leckeres Essen erwarten sollte. Wir waren geschafft aber auch glücklich, das wir diesen wundervollen Canyon per Kanu gemeistert hatten.
Hier noch einige weitere Details zum Stausee Oymapinar:
Insgesamt wurden ca. 676.000 m³ Beton in dem Bauwerk verbaut. Das Kavernenkraftwerk mit vier Turbinen, das sich in einer unterirdischen Kaverne im Fels befindet, hat eine maximale Leistung von 540 MW. Dies sind (noch immer) ca. 3 % der gesamten türkischen installierten Leistung.
Die Talsperre wurde vom türkischen Staat gebaut und von dem französischen Ingenieurbüro Coyne et Bellier aus Paris geplant. Hauptauftragnehmer war die Firma Bilfinger und Berger aus Mannheim. Die Bauarbeiten an der Staumauer waren im Februar 1983 beendet.
Unterhalb der Mauer am Tosbecken befindet sich ein 40 m hoher so genannter "Babydamm". Dieses Becken dient zur Beruhigung des Wassers aus dem Grundablass und der Hochwasserentlastungsanlage. Diese ist eine Doppelschussrinne neben der Mauer, über die das Wasser beim Überlaufen spektakulär in einem Bogen hinweg schießt.
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