Nigde - die Hethiterstadt Nahita

Nigde - die Hethiterstadt Nahita

Wann immer man in die Region Kappadokien reist, an Niğde sollte man nicht einfach vorbei fahren, so stark sind die Fortschritte in der Stadt und so stark auch der Wandel der gesamten Region.

Niğde ist von drei Seiten vom Taurusgebirge mit dem höchsten Gipfel des Hasan Dağı in der Region und dem Fluss Melendiz umgeben.

Im Westen liegt die Ebene von Emen (Distrikt Beyşehir in der Provinz Konya), die sich in die weite Ebene von Konya öffnet. Dabei handelt es sich um äußerst fruchtbaren vulkanischen Boden, der Niğde eine reiche Landwirtschaft, vor allem Äpfel und Kartoffeln, beschert.

Auf Grund der Höhe und der Berge hat die Provinz ein trockenes und kaltes Klima mit großen Schneemengen und kalten Nordwinden im Winter und praktisch keinem Niederschlag im Sommer.

Das Gebiet wird seit der Jungsteinzeit 8.000 - 5.500 v. Chr. bewohnt, wie Ausgrabungen von Grabhügeln im Bezirk Bor und die Zinnminen im Bezirk Çamardı-Keste beweisen. Später siedelten hier die Hethiter für eine Periode von etwa 1000 Jahre bis etwa 800 v. Chr. Niğde, das Nahita der Hethiter, liegt in einem Tal an der alten Handelsroute durch Anatolien zum Mittelmeer. Im Fundament einer Kirche in Andaval (heute Aktaş nordöstlich von Niğde) fand man ein Fragment einer Stele von Saruwanis, Herrscher von Nahitiya aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., was mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem hethitischen Nahita, also Niğde gleichgesetzt werden kann.  

Danach kamen die Assyrer und Phryger, Griechen, Perser, Alexander der Große und die Römer, die die Stadt Tyana mit ihren Palästen und Brunnen bauten.

Die Römische Herrschaft aus der östlichen Hauptstadt Byzanz dauerte bis zur Eroberung durch die Seldschuken 1166 an.

Südlich der Zitadelle liegt die Alaeddin-Moschee aus dem Jahr 1223 und ein überdachter Brunnen Hatıroğlu Çeşmesi von 1267 in dessen Torbogen die Darstellung eines Frauengesichts versteckt ist. (Darstellungen von Menschen sind im Islam eigentlich verboten). Der Basar stammt aus dem 17. Jahrhundert, daneben liegt die Sungur Bey Moschee, die 1335 vom mongolischen Statthalter Seyfeddin Sungur erbaut und im 18. Jahrhundert umgebaut wurde.

In der Altstadt steht eine Zitadelle, die von Kaykobad I. (1219–1237) erbaut und um 1470 restauriert wurde. Sie besteht unter anderem aus einem großen achteckigen seldschukischen Turm und einem Uhrturm.

Bis zum Anfang des 13. Jh. war Niğde eine der größten Städte in Anatolien und eine beeindruckende Zahl von Moscheen und Gräbern stammen aus dieser Zeit.

Die Burg von Nigde verdankt ihre frühe Form den Seldschuken. Die Alaeddin-Moschee stammt aus derselben Periode.  Aus dem 14. Jh. und der mongolischen Herrschaft stammen auch die Sungur Bey-Moschee und das Hüdavend Hatun-Kümbet, letzteres ein klassisches Beispiel anatolischer Grabmalarchitektur. Die Ak-Medresse aus dem 15. Jh. ist heute archäologisches Museum. 10 km hinter der Stadt befindet sich Eski Gümüs, ein byzantinisches Kloster mit einer Säulenkirche und sehr gut erhaltenen Fresken aus dem 10. und 11. Jh.

Im Museum von Niğde befinden sich Exponate aus römischer, byzantinischer, Stein- und Bronzezeit, darunter die nahe dem Burgberg in der heutigen Dışarı Camii gefundene Stele des Wettergottes. Im Dorf Küçükköy, etwa acht Kilometer nordwestlich, liegt die Kirche von Küçükköy mit teilweise erhaltenen Fresken. Der Name Niğde entwickelte sich vom antiken Nakita oder Nahita und wurde zum ersten Mal als na-hi-ti-ia in einer luwischen Inschrift des Königs Saruanis von Andava festgestellt.

Das Gebiet gehörte seit 1471 zum Osmanischen Reich und ab 1923 zur Türkischen Republik.

Kulturelle Modernisierung der Stadt schreitet voran

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_nigde-museum-tyana.jpgIn dem Fundament eines Hauses fand man eine Inschrift über Sarwanas von Nahita aus dem 8. Jh. v. Chr. In Niğde befinden sich einige Kirchenruinen aus byzantinischer Zeit und etliche Gebäude der Seldschuken und Osmanen. Die Seldschuken bauten Niğde zur Festung aus.

Niğde profitiert von der üppigen Landwirtschaft (besonders die Äpfel sind berühmt) und seiner Lage zwischen den wohlhabenden Provinzen Konya in Zentralanatolien und Adana am Mittelmeer. Die Touristenattraktionen von Kappadokien und die Flughäfen Kayseri und Nevşehir sind in unmittelbarer Nähe.

Wie die Äpfel sind Kartoffeln, Kohl, Getreide und Rote Bete wichtige Agrargüter. Ebenfalls gibt es Milch- und Fleischwirtschaft, sowie Bienenhaltung und immer mehr Fischfarmen.

Klettern und Trecking im Sommer - Skifahren im Winter

b_450_450_16777215_00_images_turkey_central_anatolia_nigde-camardi-pozanti.jpgDie Berge Aladağ und Bolkar im Taurusgebirge sind bekannte Wintersportgebiete und beliebte Kletter- und Treckingreviere im Sommer. Der Aladağ hat eine der beliebtesten Kletterrouten, die man von den Dörfern Demirkazık und Çukurbağ in Çamardı erreicht. Der Bolkar hat eine sieben Kilometer lange Skipiste, einen Kratersee und ist bekannt für seine reiche Blütenpracht im Frühjahr.

In Niğde gibt es viele alte Kirchen, Moscheen und in die Felsen gebaute Untergrund-Städte unter anderen Eski Gümüş, die antike Stadt Tyana und einige römische Wasserleitungen im Bezirk Bor. Daneben gibt es warme Mineralquellen.

Es lohnt sich also durchaus die Region Niğde während einer Kappadokienreise mit einzuplanen, denn in der Hauptstadt steht auch das Archäologische Museum Niğde. Daneben gibt es einige warme Mineralquellen. Im Dorf Küçükköy, etwa acht Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, liegt die Kirche von Küçükköy mit teilweise erhaltenen Fresken. Im Süden des Bezirks Altunhisar liegt der Siedlungshügel Kınık Höyük, der von der Bronzezeit bis ins Mittelalter besiedelt war und Reste einer Zitadelle aus späthethitischer Zeit birgt.

Delegation aus Melle besuchte Partnerstadt Niğde

Melles Bürgermeister Dr. André Berghegger reiste mit einer kleinen Delegation in die in Zentralanatolien gelegene türkische Partnerstadt Nigde. Am Flughafen in Adana begrüßten Vertreter der Stadtverwaltung und des Rates Nigdes den Meller Bürgermeister, die Meller Ratsmitglieder Michael Weßler, Wilhelm Hunting und Johannes Marahrens, Yilmaz Kilic vom Deutsch-Türkischen Arbeitskreis sowie Hauptamtsleiter Gottfried Müller und Partnerschaftsbeauftragten Nils Oberschelp von der Stadtverwaltung.

„Es hat sich unheimlich viel getan, seit dem ich das letzte mal vor drei Jahren hier gewesen bin“ betonte Melles Bürgermeister Berghegger. „Der Bau der neuen Autobahn von Adana nach Nigde und des neuen Busterminals tragen zu wirtschaftlichen und touristischen Verbesserungen der Gegend bei!“ Dies bestätigte auch Alim Barut, der neue Gouverneur der Provinz Nigde, der seit kurzer Zeit die Staatsregierung vor Ort repräsentiert. Auf dem Programm stand unter anderem ein Treffen mit dem regionalen Fernsehsender „NTV“. Der Programmdirektor lud spontan zu einem Interview in einer Live-Show ein. Hier berichtete Bürgermeister Berghegger mit der Hilfe von Übersetzer Yilmaz Kilic den Zuschauern über die langjährige Partnerschaftsarbeit des Deutsch-Türkischen Arbeitskreises Melle und der Stadt Melle. „Wir pflegen in Melle 13 internationale Partnerschaften, aber ohne die Arbeit der Partnerschaftsvereine wäre eine so intensive Betreuung nicht möglich! Durch die Hilfe des Deutsch-Türkischen Arbeitskreises konnten schon viele Menschen aus Nigde nach Melle reisen, um dort Praktika zu absolvieren, Wirtschaftskontakte zu knüpfen oder die Arbeit im Umweltschutz kennen zu lernen. Auch der Austausch von Schulklassen wird stark gefördert!“

Zudem besuchten die Meller die Firma Ditas, zweitgrößter Arbeitgeber der Stadt, die sich auf die Herstellung von Bauteilen für weltweit führende Automobilhersteller spezialisiert hat. In einer Präsentation des technischen Direktors wurde die qualitativ hochwertige Arbeit des Mitglieds der Dogan-Group vorgeführt, die auch von mehreren deutschen Firmen sehr geschätzt wird. Die Meller Delegation war sich bei der Besichtigung der Produktionsstätte einig, dass Firmen wie diese zum kontinuierlich hohen Wirtschaftswachstum der Türkei beitragen, das derzeit bei ca. acht Prozent liegt. Auch bei einem Empfang durch Nigdes Bürgermeister Faruk Akdogan wurde über die wirtschaftliche Situation und den Bevölkerungszuwachs Nigdes gesprochen. Allein in den letzten drei Jahren wuchs die Bevölkerung um ca. 30.000 Einwohner.

Beim Besuch des „Melle-Parks“ staunten die Reisenden darüber, wie sich der Park in Bezug auf Sportmöglichkeiten und Grünanlagen weiterentwickelt hat. In dem im Jahr 2004 angelegten Park können sich die Menschen entspannen, die Natur genießen und Sport treiben. Den Park ziert ein großes Keramik-Relief, das in einer Projektarbeit zusammen mit Schülern aus Nigde und Melle erstellt wurde. Das Gegenstück hierzu wurde im Meller Kurpark/Friedensgarten aufgestellt. Beide wurden im Jahr 2007 eingeweiht.

Für das nächste Jahr planen die Mitglieder des HÜTÜRK-Vereins aus Nigde, in Melle eine Türkische Woche durchzuführen. Bereits im Jahr 2006 bot eine ähnliche Veranstaltung im Forum Melle eine Reise in die kulturellen Besonderheiten der Türkei und insbesondere der Stadt und Provinz Nigde.

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