Der Zoo in Leipzig zeigt sich als echter Besuchermagnet

Der Zoo in Leipzig zeigt sich als echter Besuchermagnet

Nach unserer Ankunft am Abend in Halle hatten wir mit Detlef kurz ein Rahmenprogramm für die nächsten Tage abgesteckt, das auch den Besuch des Zoos in Leipzig mit vorsah.

Um möglichst noch viel Zeit für weitere Besichtigungen zu haben, planten wir die Fahrt nach Leipzig für den frühen Morgen des nächsten Tages ein. Über die Autobahn vorbei am Flughafen Halle / Leipzig war es nur eine kurze Anreise bis zum Gelände des Zoos. Wir hatten aus den Medien schon mehrfach von den baulichen Veränderungen der letzten Jahre im Zoo gehört und waren nun gespannt auf die fertiggestellten Umbauten.

Gründer des Zoos, den  Leipziger Gastwirt Ernst Pinkert

zoo leipzig 7Natürlich hatten wir uns vorab ein wenig informiert und so auch etwas über den Gründer des Zoos, den  Leipziger Gastwirt Ernst Pinkert (1844 bis 1909), in Erfahrung gebracht. Seit 1873 war Ernst Pinkert Inhaber der Restauration „Zum Pfaffendorfer Hof“, in dem er als Attraktion für seine Gäste eine Auswahl exotischer Tiere ausstellte. Seit einigen Jahren schon hegte Pinkert enge Kontakte zu seinem Hamburger Freund und Tierhändler Carl Hagenbeck und so gestalteten die beiden Tierliebhaber  die Ausstellungen der Tiere gemeinsam.

Nur wenig später gründete Pinkert den 23. Tiergarten in Europa auf seinem Ratsgut in Pfaffenhofen, wo er gleich zu Beginn der Gründung auch mit dem Bau des Alten Raubtierhauses begann.

zoo leipzig 6Als besondere Attraktion im noch jungen Zoo Leipzig und als Premiere für  Deutschland wurde ein Borneo-Orang-Utan mit Namen Anton der staunenden Öffentlichkeit präsentiert.

Recht erfolgreich konnte das Gelände des Zoos bereits 1883 auf jetzt 3 Hektar Fläche erweitert werden. Mit Beginn des Jahres 1899 geschah die Umwandlung des bisherigen Privatunternehmens in die Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Leipzig mit dem Nebeneffekt neuer Geldquellen, die zum Bau des neuen Raubtierhauses, des Affenhauses und der Verwaltung genutzt wurden. Nach dem Tod Pinkerts am 28. April 1909 wurde der aus Westfalen stammende Johannes Gebbing zum Zoodirektor bestimmt. Durch seine Bauten des Aquariums und des Terrariums konnten neue Arten in den Leipziger Zoo integriert werden.

Riesentropenhalle Gondwanaland in Anlehnung an den Urkontinent

zoo leipzig 9Wir waren jedenfalls mächtig erstaunt über die bereits am frühen Morgen anzutreffenden Besuchergruppen an den Kassen des Zoos Leipzig. Lag es nun an den noch übriggebliebenen Resttagen der Sommerferien oder war es einfach nur das beginnende Wochenende, das die Menschen in den Zoo strömen lies. Später erst fanden wir jährliche Besucherzahlen in den Statistiken, die bewundernswert waren: 2010 etwa 1.560.000 Besucher, in 2011 gar 2.098.000 Besucher. Wir waren gespannt auf die Neuerungen, die sich also bereits zu Besuchermagneten entwickelt hatten.
Aus den Pressemitteilungen hatten wir natürlich vom Bau der Riesentropenhalle Gondwanaland in Anlehnung an den Urkontinent der Südhalbkugel unserer Erde gehört. Allein die imponierende Höhe der Hallenkonstruktion von immerhin 34,5 Meter war schon von weitem sichtbar und gilt als das bisher kostenintensivste Bauvorhaben des Zoos. Die seit dem 1. Juli 2011 für den Publikumsverkehr geöffnete Tropenhalle war nur aufgrund der Geländevergrößerung durch Sprengung des ehemaligen Sortiergebäudes der Kammgarnspinnerei an der Pfaffendorfer Straße möglich geworden. Durch das zusätzliche Gelände hat sich die Zoofläche auf 26 Hektar vergrößert.

Besucher in geführten Booten durch die Tropenwälder gleiten

zoo leipzig 14Durch einen langen Tunnel gelangten wir in die Tropenhalle, die wirklich riesige Ausmaße hat und auf die Erdteile Asien, Afrika und Südamerika verweist. Neben einem Kanalsystem, auf dem der Besucher mit geführten Booten durch die Tropenwälder gleitet, gibt es einen herrlichen angelegten Rundweg , der in der Höhe wechselnd durch das Gelände der Halle  führt. Auch zwei Hängebrücken müssen während des Rundwegs passiert werden. Wahrscheinlich lag es an den Besuchermassen, das man Mühe hatte, die durchaus zahlreich vorhandenen Tierarten im Tropenhaus überhaupt zu finden. So waren wir schnell zu dem Entschluss gekommen, dass wohl das wirkliche Beobachten der Tiere nur an einem ruhigeren  Tag möglich ist. Dazu bietet sich wohl eher ein Wochentag an, der einfach auch eine größere Gelassenheit der Tiere zeigt. Diese Erkenntnis gewannen wir auch in anderen Bereichen des Zoos, wo sich die Tiere teilweise sehr weit von den Menschenmassen entfernt, zurückgezogen hatten. Uns selbst gefiel dieser Andrang auch nicht wirklich, denn teilweise war kaum Platz vorhanden, allein an die Anlagen heranzukommen.

Kooperationsprojekt mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie

zoo leipzig 15Wir waren dann natürlich gespannt auf die große Affenanlage Pongoland, die seit 2001 besteht und als Kooperationsprojekt mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) gebaut wurde.

Die Namensgebung erfolgte auf der Basis des wissenschaftlichen Gattungsnamen des Orang-Utans Pongo. Mit einer Gesamtfläche von 30.000 m2 ist Pongoland heute die weltweit größte Menschenaffenanlage der Welt, zu der auch das Wolfgang-Köhler-Primaten-Forschungszentrum gehört.

Selbst das Warmhaus mit seinen fünf Innenanlagen für Orang-Utans, Gorillas, den Schimpansen Gruppen und der Gelbwangen-Gibbon-Dame zeigt stolze 3.250 m2.

Nachgestellten Savanne mit Giraffen, Zebras und Antilopenarten

zoo leipzig 11Der wirklich ausgiebige Rundweg führt uns weiter entlang einer nachgestellten Savanne mit Giraffen, Zebras und Antilopenarten. Wir sind auch vom Freigehege der Löwen ganz begeistert, denn sie bietet auf der einen Seite Rückzugsfläche für die Tiere und ist auf der anderen Seite trotzdem für die Besucher gut einsehbar.

Überhaupt sind die meisten Gehege  trotz der natürlich auch hier vorhandenen Problematik der „Tierausstellung“ nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Aber das Bemühen zur Umsetzung neuer Konzepte ist sehr gut gelungen und man bemerkt besonders in den Details, mit welcher Hingabe hier gearbeitet wird. Natürlich haben uns auch die Erdmännchen ganz besonders überzeugt.

Oftmals fragte man sich, wer hier Beobachter und wer Ausgestellter war. 

Ausgezeichnet gefallen, den Zoologischen Garten von Leipzig zu besuchen

zoo leipzig 10Ein oftmals anzutreffendes Problem ist auch die unmittelbare Nähe zwischen den Tiergehegen und den Vergnügungsparkähnlichen Fahrgeschäften mit ihrem typischen Lärmanteil. Hier wohl aufgrund der großen Flächen recht gut gelöst, denn die Fahrgeschäfte lagen weit genug entfernt von den Tiergehegen. Gleiches galt auch für die Restaurationsbetriebe, die weniger aufdringlich erscheinen als in manch anderem Zoologischen Garten. Einzig abweichen war hier die Gastronomie im Tropenhaus, die einfach zu groß ist als das man sie hätte versteckter bauen können. Wahrscheinlich war aber die Größe den Besucherzahlen angepasst gewählt worden.

Unser Fazit ist eindeutig: Ein wirklicher Besuchermagnet, der allerdings zur wirklichen Beobachtung der Tiere besser an einem Wochentag besucht werden sollte. Erst durch weniger starken Andrang hat man selbst auch die Ruhe und Gelassenheit, die zur ausgiebigen Beobachtung nötig ist. Dann allerdings trifft man auf eine bunte Artenvielfalt, die es wohl kaum anderswo so gut präsentiert und anschaulich erläutert ein zweites Mal gibt. Dies gilt insbesondere auch für die wirklich imposante Unterwasserwelt. Trotz des Andrangs hat es uns ganz ausgezeichnet gefallen, den Zoologischen Garten von Leipzig zu besuchen.

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