Wandern auf den Fußspuren des Apostels: Paulusweg
Perge, das heute eine der am Besten erhaltenen und am häufigsten besuchten antiken Stätte der Türkei an der von der Sonne verwöhnten Mittelmeerküste ist, war im ersten Jahrhundert nach Christus eine lebendige, aufstrebende römische Stadt.
Mit ihren Säulengängen entlang der Strassen und stolzen, gebildeten Bürgern, riesigem Theater mit Tausenden von Zuschauerplätzen und Gladiatoren Wettkämpfen, opulenten Badehäusern gefüllt mit tratschenden, wohlhabenden Kaufleuten ein Zentrum des Lebens.
Der Apostel Paulus startete im Jahr 46 von hier zu seiner Missionsreise. Ziel dieser Reise war Antioch in Pisidien, hoch oben auf dem Plateau von Anatolien nördlich des Egirdir Sees gelegen. Als ehemalige Garnisonsstadt war Antioch sicherlich weitaus weniger attraktiv als die rivalisierenden Städte an der Küste, aber Antioch entwickelte sich aufgrund seiner strategisch günstigen Lage an einer der Haupthandelsrouten und seinem fruchtbaren Umland stetig weiter. Zwischen diesen beiden prosperierenden Städten lag ein wunderbares, allerdings kaum zu überwindendes Hindernis – das mächtige Taurus Gebirge.
Anders als der sich wie ein Band windende Lykische Wanderweg hat der Paulusweg zwei Startpunkte, einer in Perge, der andere ein wenig weiter östlich entlang der Pamphilischen Ebene bei Aspendos, dem klassischen Ort für das wohl außergewöhnlichste Theater und seine spektakulären Opern- und Ballet Aufführungen im Juni jeden Jahres. Beide Strecken vereinen sich wie eine Gabelung in der antiken Stadt Adada, hoch oben im Taurus, von wo der Griff der Gabel dann Richtung Norden in Kurven dem Ufer des Egirdir Sees folgend weiterführt.
Paulus konnte erfolgreich alle Hindernisse und Widerstände auf seinem Christianisierungsmarsch von der Küste des Mittelmeers bis zum Anatolischen Hochland überwinden und bietet damit heute die Inspiration für den zweitlängsten Wanderweg durch die Türkei, den Paulus Weg (Paulusweg Türkei). Wie schon der Vorgänger, der Lykische Weg, ist auch der Paulusweg den Überlegungen der britisch / türkischen Staatsbürgerin Kate Clow, wohnhaft in Antalya, zu verdanken. Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe, nach Fertigstellung und Einführung des Lykischen Weges, begann sie mit der Recherche der möglichen Wanderroute in der ihr eigenen unermüdlichen Beharrlichkeit. War die Bestimmung der ersten Route schon schwierig genug, obwohl die Region durch die sie führte schon über viel Erfahrung im Tourismus verfügte und die meisten Anwohner ebenfalls Touristen und die damit verbundenen Möglichkeiten der neuen Verdienstquellen durch die Besucher kannten, so bildete die Einführung des Pauluswegs dazu den absoluten Kontrast. Der Weg durch das Taurus Gebirge ist nicht nur wesentlich anspruchsvoller hinsichtlich der Topographie der Landschaft, nein, er führt auch entlang von weitestgehend unberührten Gemeinden und Ansiedlungen, deren Bewohner bislang nichts oder fast gar nichts mit Fremden zu tun hatten (und das beinhaltet auch Stadtbewohner der Türkei).
So wurde die allein reisende blonde englische Frau mit ihrem Rucksack, zwei außergewöhnlichen Hunden im Schlepp, plötzlich und unerwartet in ihrem Dorf oder auf ihrer Yaila erscheinend und viele Fragen nach oftmals lange in Vergessenheit geratenen Fußwegen, Maultierstrecken oder Fahrstrecken fragend, zunächst mit Verwunderung willkommen geheißen. Und was das für eine merkwürdige Sprache ist, die von ihr genutzt wird, so grübelten sie (viele der ländlichen Türken können nicht glauben, das ein Ausländer ihre Sprache spricht und so hören sie meist gar nicht zu). Moment, es klingt etwa wie Türkisch, nein.... es ist Türkisch. Wir können mit ihr sprechen. Und so legten sie dann los mit ihren Beschreibungen und Erklärungen, das selbst die fließend Türkisch sprechende Kate kaum dem doch starken Akzent folgen konnte. Ist einmal ihre Zurückhaltung überwunden, waren die meisten Dörfler sehr glücklich, Kate helfen zu können. Sie wollte einige weiße und rote Markierungen an Steinen und Bäumen anbringen, so das Fremde den Weg in ihr Dorf finden könnten und dann weiter in das nächste Dorf. Klingt ein wenig verrückt (es gibt doch einen Bus), aber hallo sind nicht alle Fremden auch ein bisschen verrückt? Du sagst, wir können ein klein wenig Geld verdienen indem wir unsere Häuser für die Fremden öffnen, etwas zu Essen und eine Übernachtung anbieten. Ok, aber normalerweise nehmen wir Gäste ohne Bezahlung auf. So läuft das hier.
Nach Monaten der Begutachtungen und Tests war Kate zu guter letzt mit dem Verlauf der Route ganz zufrieden. Dann kamen die Wochen schwerster Arbeit; mit einem Team von Wegmarkierern aus aller Herren Länder, die überhängende Äste der Bäume weg schnitten, Gebüsch und Sträucher kürzten, umgefallene Bäume wegschafften und am wichtigsten, rote und weiße Markierungen in regelmäßigen Abständen entlang der Route setzten. Im Gegensatz zum Lykischen Weg hat der Paulusweg zwei Ausgangspunkte: einen in Perge, der andere etwas weiter östlich auf der Ebene von Pamphilien bei Aspendos. Beide Strecken vereinen sich wie eine Gabelung in der antiken Stadt Adada, hoch oben im Taurus, von wo der Griff der Gabel dann Richtung Norden in Kurven dem Ufer des Egirdir Sees folgend weiterführt wobei man den See an seiner schmalsten Stelle überquert (hier ist ein lokaler Fährmann nötig), bis man über die Steppe von Anatolien ostwärts bis nach Antioch in Pisidien gelangt.
Auch Kate weiß nicht, wie viele Wanderer sich jedes Jahr vom Paulusweg angezogen fühlen, sicherlich wesentlich weniger als vom Lykischen Weg. Dies liegt zum Teil daran, das der Paulusweg längst noch nicht so bekannt ist, aber zum größten Teil liegt es daran, das der Weg durch sehr unbekanntes Terrain führt in dem es nur Übernachtungsmöglichkeiten im Dorf oder im Zelt gibt. Dies sagte sie nicht um ungeübte Wanderer zu verunsichern so das sie auch Teile des Wegs nicht mehr allein gehen möchten denn es gibt auch viele Plätze als Ausgangspunkte die sehr spektakuläre Punkte berühren und nicht zu weit weg der Zivilisation liegen; wie die Sektionen am Köprülü Canyon, Davraz Ski Zentrum bei Isparta oder am Seeufer bei Egirdir oder am Trail Ende in Yalvaç. Natürlich, wenn sie den Weg lieber nicht ohne Begleitung zurück legen möchten, gibt es einige Firmen, die geführte Touren anbieten und dabei auch die Unterkünfte, das Gepäck und das Essen organisieren – so können Sie ungehindert durch schweres Gepäck die Wanderung genießen.
Da ich schon mehrfach bei den Wegmarkierungen auf beiden Strecken geholfen habe, bin ich oft gefragt worden, welchen Weg ich denn vorziehen würde. Trotz der wunderbaren Plätze in Lykien, die der Weg streift, trotz der wunderschönen Küstenlinie, die sich immer wieder dem Blick öffnet, trotz der einzigartigen Lykischen Gräber, dem milden Winterklima und den Reihen der Berghänge antworte ich unmittelbar, „den Paulusweg“, warum? Es gibt eine Vielzahl hoher Bergspitzen, manche fast 3.000 Meter hoch von denen einige nur kurze Wegstrecken entfernt der Wanderroute liegen. Dann gibt es Atem raubende Canyons, faszinierende Wasserfälle, Pinien- und Zedernwälder, unzählige Wildblumen und den immer wieder wechselnden Blick auf den viert größten See derTürkei, den Egirdir. Einzelne antike Stätten an der Strecke, wie hingeworfen, so auch antike Orte wie Adada, die man über eine unglaublich gut erhaltene römische Strasse erreicht (diesen Weg zu gehen versetzt wirklich zurück in die Zeit des heiligen Paulus) und Sie werden zu verstehen beginnen, warum ich den Paulusweg bevorzuge. Hier oben, während des späten Frühlings und des Sommers, leben die Halbnomaden Yürük mit ihren Ziegen zum Beweiden der grünen Berghänge mit dem Duft des wilden Thymian in der Luft, ihren eigenen Yoghurt herstellend und in Zelten übernachtend, die aus dem Haar ihrer Ziegen gefertigt wurden. Es ist kaum vorstellbar, das nur 30 Kilometer entfernt und etwa 1.500 Meter tiefer Touristen in ihren Hotelburgen die Klimaanlage justieren und sich nicht entscheiden können, welchen Badeanzug sie denn heute tragen sollen.
Der Paulusweg hat vielleicht bis jetzt nicht die gleiche Anzahl an Wanderern wie der Lykische Weg, aber seine Bekanntheit steigt stetig. Der USA Boston Globe und die anerkannte englischen Zeitungen Sunday Times, Independent and Observer haben in ihren Artikeln mehrfach über den Paulusweg berichtet. Und der Independent Redakteur Stephen Goodwin schrieb: „Neben all den Echos des erdrückenden Pomps und dem heiligen Fußball, war der bedeutendste und wertvollste Moment dort in den Bergen, wo einem klar wird, das die türkischen Bergbewohner wohl zu den gastfreundlichsten Menschen der Welt gehören.“
Die Route wurde in einer Vielzahl von Outdoor und speziellen Wandermagazinen vorgestellt, und das weltweit, von Israel bis Belgien, den USA bis Holland und Deutschland bis Australien.
Der Weg hat auch einige Unterstützung durch den türkischen Minister für Tourismus erhalten, aber die meiste Arbeit zur Erhaltung und zur Bekanntmachung ist doch bei Kate selbst verblieben. Im April wird sie erneut mit einer Gruppe von Freiwilligen aus den USA, der Schweiz, Deutschland, Holland, Belgien, Israel, Spanien und Italien unterwegs sein, um zugewachsene Stellen zu befreien und ausgeblichene oder durch den Frost zerstörte Wegzeichen zu erneuern. Die Pflege mehrerer hundert Kilometer von markierten Wanderwegen nach den Standards der französischen Grande Rendonnee auf denen der Paulusweg basiert ist hier in der Türkei kein einfaches Unterfangen, aber die Anwohner bemerken nach und nach welche Vorteile der Weg in ihr bisher einzig landwirtschaftlich orientiertes Leben bringt, so helfen sie so gut sie können. Ibrahim (Ibo) Agartan von der Lale Pension in Egirdir ist einer der Unterstützer des Projekts von Kate in dem er den Anwohnern entlang des Wegs bei der Einrichtung als Pension oder von Gästezimmern berät. Heute gibt es in vielen Dörfern am Weg Übernachtungsmöglichkeiten und dies sollte, zusammen mit der Pflege der Route zum Erfolg und zur Bekanntheit der Strecke beitragen.
Der Lykische Weg ist am besten im späten Herbst, im Winter oder im Frühling zu gehen, wenn es nicht so heiß ist. Von Mitte Juni bis Mitte September gehen nur die wirklich harten Wanderer diesen Weg. Dies ist genau die Zeitspanne, in der als Alternative der Paulusweg gewählt werden sollte (mit Ausnahme des Einstiegs bei Perge und Aspendos). Kommen Sie Ende April wenn die Wegmarkierungen gerade fertig sind und die roten und weißen Markierungen in der Sonne glitzern. Dem Weg wird nie einfacher zu folgen sein.
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