Frostige Wanderung hinauf auf den Brocken im Harz
- Geschrieben von Portal Editor
Der Harz bietet in puncto Wandern wirklich für jeden Geschmack etwas. Auch wer das Wandern mehr mit dem Begriff „Spazierengehen“ verbindet, findet in den meisten Tourismus-Orten ein Netz von bequem zu laufenden Terrain-Wegen, die man häufig auch beliebig variieren kann.
Breite, sichere aber verkehrsfreie Wanderwege führen durch natürliche, abwechslungsreiche Landschaft, einige Harzklubwege geleiten den Naturfreund sogar auf schmalen Pfaden oder direkt durch uriges Unterholz und über Granitblöcke hinweg. Mit den gesetzten Tracks in Hochgebirgen durchaus vergleichbar, geleiten hier Markierungen alle paar Meter den Wanderer ans Ziel.
Gute Ausrüstung sorgt für mehr Spaß unterwegs
Während auf den ortsnahen Kurwegen bei trockener Witterung meist kein besonderes Schuhwerk vonnöten ist, sollte dieses dennoch auch hier immer bequem sein. Auf allen anderen Wanderungen sind robuste, eingelaufene Wanderschuhe/Wanderstiefel stets dringend empfohlen. Selbst in trockenen Perioden wird man im Wald auf Bereiche treffen, wo der Wanderweg feucht und matschig ist, Geröll und Wurzeln bei „Sandalenträgern“ schnell zu Verletzungen führen.
Mindestens der Rucksack für etwas Verpflegung und ergänzende Bekleidung ist sozusagen Pflicht, ideal ist es, die Last auf mehrere Rucksäcke aufzuteilen. Überhaupt sollte man besonders in den klassischen Wanderzeiten Frühjahr und Herbst immer darauf eingestellt sein, lieber einmal öfter die Kleidung den sich oftmals schnell ändernden Witterungsgegebenheiten anzupassen. Was extrem bedeutsam im Winter ist.
Denn es kann extrem anders bei Wanderungen im Winter zugehen, was wir einmal mehr auf dem Weg hinauf auf den Brocken am letzten Tag des Jahres selbst erleben durften. War es zunächst zwar bewölkt und leicht diesig, so waren die Temperaturen aber sehr angenehm, trotz nur 2-4° Celsius. Das änderte sich mit Erreichen des Gipfels aber fast schlagartig, denn es wehte ein wirklich heftiger, eisiger Wind und innerhalb weniger Höhenmeter fiel die Temperatur auf minus 20° Celsius. Aber dazu später mehr.
Viele Wege führen auf den Brocken im Harz
Das gesamte Gebiet um den Brocken ist bei Wanderern beliebt. Der so genannte Goetheweg ist ein solcher zum Brockengipfel führender Wanderweg. Benannt ist er nach Johann Wolfgang von Goethe, der im Jahr 1777 ungefähr diesen Weg einschlug. Viele Wanderwege führen in die benachbarten Orte Schierke, Braunlage und Sankt Andreasberg. Vom Brocken aus führt der 100 km lange Harzer Hexenstieg Richtung Osten nach Thale sowie Richtung Westen über Torfhaus und Altenau nach Osterode. Der Teufelsstieg führt vom Brocken nach Bad Harzburg oder nach Elend. Auch Mountainbiker nutzen diese Wanderwege, sogar im Winter.
Von Schierke aus führt die asphaltierte Brockenstraße auf den Gipfel, die unter anderem mit Pferdefuhrwerken bis zur Knochenbrecherkurve unterhalb des Gipfels befahren und von Touren- und Rennradfahrern genutzt wird. Aufgrund der Lage im Nationalpark dürfen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor dort nur mit Sondergenehmigung zum Gipfel verkehren. Nach einer Studie der Universität Würzburg wird der Brockengipfel jährlich von etwa 580.000 Touristen besucht, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der Brockenbahn auf den Gipfel gelangen.
Eine eisige Winterwelt erwartet uns
Wer die Verbindung von sportlicher Betüchtigung und Literatur sucht, der sollte von Elend aus starten, was wir als unseren diesmaligen Startpunkt auserwählt hatten. Der Verlauf des Teufelsstieges auf dieser Seite des Harzes wurde dem Weg nachempfunden, den Goethes Protagonisten Mephisto und Faust zum Aufstieg auf den Blocksberg, ein landestypischer Begriff für den Brocken, wählten. Ob diese Geschehnisse aber auch im Winter stattfinden konnten, sei dahin gestellt. Gestartet sind wir in Elend am Talwächter, einer 200 Jahre alten Fichte nahe des Bahnhofs von Elend, wo auch ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen. Begleitet wird die Wanderung von Tafeln, die über Goethes Faust und den Blocksberg informieren.
Der Teufelsstieg ist der wohl schwerste Aufstieg zum Brocken. Im Elendstal beginnt die Wanderung und geht an der Bode auf einem gut ausgebauten Forstweg bergauf zu den Schnacherklippen. Bergab geht es dann vorbei an der Mäuseklippe nach Schierke zum Exzellenzenweg entlang der kalten Bode, über die nächste Brücke rechts durch die Schluftwiesen. Nach Überquerung der Straße beginnt der Aufstieg durch das Eckerloch zum Brocken. Der Weg führt am Schwarzen Schluftwasser über die Gleise der Brockenbahn bis hin zur Hütte Eckerloch. Der Eckerlochstieg mündet am Ende auf die Brockenstraße. Der Teufelsstieg verläuft weiter auf dem Rundweg nach oben vorbei am Brockengarten, Teufelskanzel und Hexenaltar.
Es gibt einige Querstiege zur Brockenstraße, die momentan nicht ganz ungefährlich sind. Über gefrorene, verschneite Steine und Eisplatten geht es hier hinauf, sehr leicht kommt man aus dem Tritt ins Rutschen und die Gefahr einer Verletzung auf dem steinigen Untergrund ist recht hoch. Nicht ohne Grund wählten wir deshalb die Brockenstraße für den Abstieg. Schon bei der ersten Querverbindung, die eine Abkürzung hinunter nach Schierke bedeuten kann, war notgedrungen die Bergrettung im Einsatz.
Auf dem Gipfel befinden sich das Brockenhaus mit einem Besucherzentrum des Nationalparks Harz, das eine Ausstellung zur Geschichte des Berges sowie des Brockengartens beinhaltet. Kaum etwas war davon zu sehen, so niedrig hingen die Wolken im starken Wind, der noch dazu eisig war. Trotz unserer guten Ausstattung war es kein Vergnügen, sich lange auf dem Gipfel aufzuhalten. So verlegten wir auch unsere kleine Zwischenmahlzeit lieber etwas weiter hinab zur Knochenbrecherkurve, wo es dann warmen Tee mit Zitrone und Ingwer zu den mitgebrachten Broten gab.
Eine Wanderung von knapp 30 Kilometern bei der Rückkehr nach Elend bei bereits einsetzender Dunkelheit. Ein tolles Erlebnis in der Eiswüste auf dem Brocken.
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