Wanderung um den Oderteich bei Sonnenberg
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren am frühen Nachmittag auf dem Rückweg von Braunlage nach Clausthal-Zellerfeld als uns der herrliche Sonnenschein, trotz eigentlich angekündigten Regens, zu einem Zwischenstopp auf dem Parkplatz Oderteich nötigte.
So kurz entschlossen der Stopp erfolgt war, so schnell waren die Wanderschuhe angezogen, der fertig gepackte Rucksack geschultert und schon konnte es losgehen. Und es war wirklich ein herrlicher Rundgang, denn es gibt kaum nennenswerten Steigungen, dauert rund 1,5 bis 2 Stunden und ist daher auch für Ausflüge mit Kindern wirklich zu empfehlen. Für Rollstühle oder Kinderwagen ist die teilweise auf schmalen Bohlenstegen und oftmals auf Wurzelpfaden verlaufende Tour allerdings nicht wirklich geeignet, gute Wanderschuhe sind recht hilfreich, besonders auf den Wurzelpfaden.
Oderteich – große Bedeutung für die Stromgewinnung bis heute
Der Oderteich gehört zum UNESCO-Welterbe Bergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. Rings um den Oderteich kann der Wald im „Wandel zur Wildnis“ in all seinen Facetten betrachtet werden (Erstaunliches hat sich trotz weiteren Waldsterbens teilweise schon getan). Abgestorbene Fichten wechseln mit jungem wilden Wald, der in den Startlöchern steht und sich arten- und strukturreicher entwickeln wird, als er vorher war.
Im Jahre 1703 wurde der Neue Rehberger Graben fertiggestellt, der Oderwasser nach Sankt Andreasberg leitete. Dies verbesserte deutlich die Aufschlagwasserversorgung der dortigen Bergwerke, doch konnte die Oder nach längerer Trockenheit nicht genügend Wasser liefern. Dies löste Überlegungen aus, die Kraftwasserversorgung durch die Anlage eines großen Wasserspeichers weiter zu verbessern. Zehn bis 15 Kilometer weiter westlich, im Raum Clausthal-Zellerfeld und Hahnenklee waren zu diesem Zeitpunkt 50 bis 60 kleine Talsperrenbauwerke bereits in Betrieb. Der dortige Baustil ließ sich aber nicht kopieren, da die für die Dichtung des Bauwerkes verwendeten Rasensoden in der Umgebung des Oderteiches nicht zur Verfügung standen (hierzu haben wir den folgenden Artikel veröffentlicht: Rasensodendichtung im Dammkern des Teiches).
Zwischenzeitlich war man dabei, den nur mit Holzgefludern angelegten Rehberger Graben zu „mauern“, das heißt, die Gefluder durch einen aus Erdbaustoffen und Trockenmauerwerk hergestellten, wesentlich beständigeren Kunstgraben zu ersetzen. Dabei stellte man fest, dass gründlich festgestampfter Granitgrus eine wirksame Dichtung bildet.
Der Vizebergmeister Caspar Dannenberger schrieb 1712 zwei Briefe an das Bergamt Clausthal und schlug vor, den Oderteichdamm aus Granitmauerwerk mit einer Granitgrus-Dichtung zu errichten. Dieser Vorschlag wurde umgesetzt. Zunächst wurde ein Gründungsgraben ausgehoben, an dem die Dammdichtung angeschlossen wurde. In kleinen Steinbrüchen im künftigen Stauraum wurden die für das wasser- und luftseitige Mauerwerk erforderlichen Granitsteine und der Granitsand gewonnen. Dadurch konnte der künftige Beckeninhalt zugleich etwas vergrößert werden. Die Arbeiten zogen sich bis 1722 hin. Da Hochwässer während der Bauzeit weder aufgestaut noch über den – relativ klein dimensionierten – Grundablass abgeleitet werden konnten, musste man ständig eine Hochwasserentlastungsanlage (Ausflut) vorhalten, die mit dem Staudamm mitwuchs.
Kurz nach Baubeginn wurde erstmals thematisiert, den Damm höher als ursprünglich geplant auszuführen. Letztendlich wurde im Jahr 1717 nach längerer Diskussion genehmigt, den Damm anstelle von sieben geplanten auf insgesamt neun Lachter (knapp 18 Meter) Höhe aufzuschütten. Dadurch vergrößerte sich das Dammschüttvolumen um 55 % und das Stauvolumen verdoppelte sich auf 1,67 Millionen Kubikmeter.
Der Sankt Andreasberger Bergbau kam im Jahre 1913 zum Erliegen. Fortan nutzte man die Anlagen des Oberharzer Wasserregals zur Stromerzeugung: Das Wasser des Oderteiches fließt weiterhin nach Sankt Andreasberg und wird dort in mehreren Kraftwerken, vor allem in der Grube Samson genutzt. Dies gewährleistet bis heute den wirtschaftlichen Betrieb von Oderteich und Rehberger Graben. Zu den Gefällepächtern gehören heute unter anderem die Unternehmen Harz Energie und Eckold.
Im Gegensatz zu vielen (leider) stillgelegten Wasserkraftwerken bilden die uralten Harzer Wasseranlagen bis heute zuverlässige Strom- und Wasserversorgung, die gerade im Zuge der aktuellen Energieversorgungsdiskussionen um Versorgung und Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern nicht unterschätzt werden sollten.
Zurück zum Rundgang um den Oderteich
Gleich zu Beginn des Rundgangs sind wir erstaunt, denn in ausgewiesenen Bereichen am Ost- und Westufer des Oderteichs kann man im Sommer sogar baden. Bootfahren und Stand-up-paddling sind allerdings nicht gestattet. Auch Lagerfeuer und Grillen sind natürlich ganzjährig verboten, was für den gesamten Nationalpark gilt!
Der Weg entlang des Teichufers ist zunächst etwas holprig, denn Baumwurzeln kreuzen den Weg teilweise so extrem, dass man leicht ins Stolpern gerät. Hier kommt das richtige Schuhwerk schnell zum Tragen. Es gibt parallel einen geschotterten Weg (für Radler auf den Harzer Touren), der aber weniger interessant ist. Was gibt's denn überhaupt unterwegs zu sehen: Fauna und Flora rund um den Oderteich, die imposante Staumauer am Ende des Rundwegs, Fichtenwald mit einigen der ältesten Fichten des Nationalparks Harz (300 Jahre), Hochmoorbereiche, Waldentwicklung zum Mischwald, den Zufluss der Oder zum Stausee. Und natürlich eine Stempelstelle, hier die Nummer 217. Hier kreuzen übrigens weitere Wanderrouten, so auch in Richtung Torfhaus und Oderbrück oder alternativ in Richtung Altenau und Wolfswarte. Ein idyllischer Platz für einen kleinen Zwischenstopp.
Wir machen uns, nach einigen Fotos der hier in den Oderteich einmündenden Oder und der Rotenbeek, wenig später schon wieder auf den Weg. Ein erster Holzbohlensteg führt uns über ein erstes Sumpfgebiet, weitere kurze Passagen folgen später. Im letzten Teil ist der gesamte Pfad hochgebaut, da es über ausgedehnte Sumpfflächen geht. Überall ist ein leichtes Plätschern des abfließenden Wassers zu hören, ein Zeitpunkt für eine weitere Ruhephase auf eine der vielen Bänken, die hier aufgestellt sind. Wenig später haben wir die Staumauer erreicht, betrachten den massiven Überlauf und die sich im Wasser spiegelnden Steinquader.
Eine kurze Wanderung um den Oderteich herum, die wir gern bei passender Gelegenheit wiederholen möchten.
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https://www.alaturka.info/de/wandern/6075-wanderung-um-den-oderteich-bei-sonnenberg#sigProId4ef350686f
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