In die Jahre gekommen – Hügel- und Großsteingräber bei Lohmen
- Geschrieben von Portal Editor
Während unseres Aufenthaltes in Lohmen hatten wir schon einige Wanderungen in der Umgebung unternommen, nun sollte es zu dem Großsteingrab und dem Hügelgrab von Groß Upahl gehen, auch in der Hoffnung, hier etwas gepflegtere oder besser erkennbare Großsteingräber vorzufinden.
Wenn man denn gerade für den Wandertourismus Werbung macht, ein wichtiger Punkt, denn jeder hat gern ein interessantes Zwischenziel um ein kleines Päuschen zu machen. Beginnen wir zunächst mit einigen Erläuterungen:
Großsteingräber - Entstehung und kulturgeschichtliche Bedeutung
Die während der Jungsteinzeit in Mecklenburg-Vorpommern lebenden Menschen errichteten für die verstorbenen Mitglieder ihrer Familien mächtige Grabmonumente, wie in vielen Teilen Norddeutschlands bis nach England.
Diese bilden noch heute markante Bestandteile der Kulturlandschaft.
In den flachen norddeutschen Gebieten wirken sie oft wie Berge oder Felsen und sind unübersehbare Geländemarken (Was wir für die Gräber bei Lohmen leider nicht bestätigen können).
Nachdem die Menschen zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. ihre traditionelle Lebensweise als Jäger, Fischer und Sammler aufgeben hatten, sesshaft geworden waren und in zunehmendem Maße Viehhaltung und Ackerbau betrieben, begannen sie um 3500 v. Chr. mit der Errichtung von Großsteingräbern.
Innerhalb weniger Jahrhunderte entstanden im heutigen Mecklenburg-Vorpommern weit über 1000 Anlagen dieser Art.
Die ältesten Großsteingräber in Mecklenburg-Vorpommern enthielten lediglich eine kleine Grabkammer, die aus vier Wandsteinen und einem Deckstein bestand. Sie war mit einem runden Hügel aus Erde oder kleinen Feldsteinen bedeckt.
Es wird angenommen, dass in diesen allgemein als Dolmen bezeichneten Anlagen lediglich die Familienoberhäupter bestattet wurden, während die anderen Menschen in einfachen Erdgräbern zur letzten Ruhe gebettet wurden.
Die Architektur der Großsteingräber wurde immer weiterentwickelt
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Architektur der Großsteingräber immer weiterentwickelt und ihre Funktion erweitert. Die zentrale Grabkammer wurde immer größer (erweiterter Dolmen, Großdolmen) und konnte durchaus 20 bis 30 m2 Grundfläche einnehmen.
Die Kammer war von einem Erdhügel bedeckt bzw. von einer rechteckigen, mit Erde gefüllten Steinsetzung umgeben.
In einem Hünenbett konnten sich auch mehrere Grabkammern befinden In der Regel führte ein aus Gesteinsblöcken gebildeter, verschließbarer Gang zur Grabkammer. Deshalb werden solche Anlagen häufig als Ganggräber bezeichnet.
Bei der Untersuchung der jüngeren Großsteingräber wurden wiederholt Überreste von mehreren Menschen entdeckt, so dass deutlich wird, dass hier gleichermaßen und nebeneinander Männer, Frauen und Kinder bestattet worden waren.
Großsteingräber werden deshalb allgemein als Kollektivgräber einer Familie, Sippe oder Siedlungsgemeinschaft gedeutet. Ob die jeweilige Grabkammer jedes Mal geöffnet wurde, wenn eine Person verstorben war, oder ob die Toten zunächst in einfachen Erdgräbern bestattet und später im Rahmen spezieller Riten in die Ganggräber umgebettet wurden, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.
Die Großsteingräber haben seit dem Mittelalter in hohem Maße die Fantasie der Menschen angeregt. Vor allem die erheblichen Gewichte der mächtigen Gesteinsblöcke führten dazu, dass man annahm, sie seien Teufelswerk oder von Hexen, Trollen oder Riesen (Hünen) erbaut worden. Entsprechende Sagen und Legenden sind zu zahlreichen Großsteingräbern überliefert. Gruppen von gut erhaltenen Großsteingräbern sind vor allem in Waldgebieten und auf Lehmböden erhalten. Als Beispiele seien die Gräber Visbeker Bräutigam und Visbeker Braut bei Ahlhorn in Niedersachsen, mächtige Megalithgräber, genannt.
Tourenbeschreibung von Lohmen über Garden nach Klein Upahl
Unser heutiger Ausgangspunkt ist der Dorfplatz mit der Kirche, gleich neben dem restaurierten 3-Seiten-Pfarrhof mit seinen Scheunen, worin sich auch die Touristen-Info befindet. Wir hatten mit dem zuständigen Marketingleiter ein Gespräch, in dem auch die Großsteingräber Thema waren. Aber dazu später mehr.
Vom Dorfplatz in Lohmen ging es dann durch den Wald in Richtung Kurklinik, weiter Richtung Campingplatz, beide Örtlichkeiten sind gut ausgeschildert. Vor dem Campingplatz erreichen wir bereits das Ufer des Garder Sees, dem wir für einige Kilometer folgen. Am Gestüt Inselhof erreichen wir die Siedlung Garden, wo es einen scharfe Biegung nach rechts gibt, der wir folgen. Etwas weiter erreichen wir ein Hinweisschild zur Garder Mühle, einer verführerischen Bezeichnung, der auch wir bereits einmal auf den Leim gegangen sind: eine Mühle hatten wir nicht vorgefunden. Allerdings hatten wir bei der Gelegenheit den Garder See umrundet.
Wir bleiben auf der bis hierher asphaltierten oder betonierten Piste und folgen den Hinweisschildern zum Lähnwitz See, den wir zur Hälfte umrunden. Hier knickt dann ein Waldweg nach rechts ab, dem wir folgen. Interessant entlang des Waldwegs am Lähnwitz See, dass hier überwiegend Laubhölzer wie Buche und Eiche nicht die sonst aufgeforsteten Fichten den Wald bilden. Gerade im jetzt im Herbst eine tolle Farbenpracht, durch den die Sonne bricht.
Wenig später haben wir das Ziel erreicht und sind einmal mehr hinsichtlich des Zustandes enttäuscht. Kaum noch erkennbar die Steinformationen, selbst die erläuternden Schilder sind in die Jahre gekommen und kaum noch lesbar. Sehr schade!
Nun gut, wie so oft, der Weg ist das Ziel. Wir haben einmal mehr erlebt, wie man auch hier im Lande mit Kulturgut umgeht, was im krassen Widerspruch zu den Zielen im Tourismus steht, gerade wenn man Radfahren und Wandern favorisiert.
Wir wählen den Waldweg auf der anderen Seite des Lähnwitzer Sees, der dann allerdings ins Nirvana führt. Plötzlich zu Ende ist der gute Orientierungssinn gefragt, oder halt moderne Technik! Parallel zum Seeufer geht es über eine Feuchtwiese, bis wir wieder den Wald erreichen. Hier sind es wieder echte Fahrwege, die uns zurück zur befestigten Uferstraße des Garder Sees führen.
Trotz der Enttäuschung hinsichtlich der Hünengräber eine wunderschöne Wanderung von gut 14 Kilometern, die unbedingt zu empfehlen ist. Kein Vergleich mit den Hünengräbern in der Ahlhorner Heide.
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