Wanderung auf dem Böselstein-Rundweg bis Krawinkel
- Geschrieben von Portal Editor
Die Sonne strahlte vom Himmel, trotz der Minustemperaturen und einmal mehr war uns nach einer Wanderung, also schnell den Rucksack, warmen Tee und etwas Proviant gepackt und auf zum Böselstein-Rundweg oberhalb von Bad Bibra.
Mehrfach schon hatten wir von dem Rundwanderweg Böselstein, auch „Spitze Hut Böselstein“ genannt, der zum Aufstieg gehörenden Himmelsleiter und seinen Trockenrasenflächen mit einheimischen Orchideenarten und Silberdisteln sowie der sich ergebenden, eindrucksvollen Rundblicke auf die Orte Steinbach, Kalbitz, Wallroda und Bad Bibra und die dazwischen befindlichen bewaldeten Bachtäler gehört.
Über die Himmelsleiter zum Böselstein-Rundweg
Wir hatten als Ausgangspunkt unserer heutigen Tour über etwa 12 Kilometer bis nach Krawinkel und zurück, den Parkplatz schräg gegenüber der Margareten-Kirche am Ortseingang von Bad Bibra gewählt, wo man auch auf den Radweg Saale-Unstrut-Elster-Acht trifft und für einige Meter nach links schwenkend folgt.
Etwa 200 Meter geht es parallel zur Ortschaft Bad Bibra dann nach rechts stetig ansteigend dem Feldweg (neben dem zerfallenen Gartenhaus) folgend, erreicht man den Waldrand und gelangt so auf dem Böselstein-Rundweg, in den nach rechts eingebogen wird. Unterwegs eröffnen sich immer wieder Ausblicke auf den vor über 1200 Jahren erstmals urkundlich belegten Ort Bad Bibra und seine Umgebung. Auf dem Waldweg entlang wird eine Wegegabelung erreicht, wo man links abbiegt. Weiter geht es an einer Wiese vorbei, ein kleines Stück durch den Wald, der sich unterhalb einer weiteren Streuobstwiese wieder lichtet. Nach links abbiegend gelangt der Wanderer an mehrere Aussichtspunkte bis zum Einstieg in die so genannte Himmelsleiter.
Himmelsleiter Bad Bibra – ein Projekt der Pflege- und Entwicklungskonzeption (PEK)
Der Anstieg über den anspruchsvollen Treppenweg mit 127 Stufen wird durch herrliche Aussicht auf den kleinen Ort Steinbach belohnt. Den insgesamt 127 Stufen aus Eichenholz umfassenden Weg zu erklimmen, ist recht anspruchsvoll und durchaus eine kleine sportliche Unternehmung. Wegen seiner landschaftlich reizvollen Lage und zudem als kürzester Zugang zum beliebten Rast- und Aussichtspunkt „Böselstein“ wird er gern und oft von Einheimischen und Touristen genutzt. Am häufigsten in den Monaten Mai und Juni, wenn im NSG Forst Bibra etwa 15 einheimische Orchideenarten blühen und weitere seltene Blühpflanzen zu entdecken sind.
Die Holzstufen der Himmelsleiter waren längst desolat und längst nicht mehr trittsicher. Stufen fehlten bereits, waren morsch und verwittert, eine Erneuerung dringend nötig. Die Stadt Bad Bibra und die Verbandsgemeinde „An der Finne“ suchten und fanden Unterstützung beim Geo-Naturpark und reichten die Erneuerung des Treppenwegs als Projektvorschlag für eine Förderung im Zuge der Pflege- und Entwicklungskonzeption (PEK) ein.
Ziel war die Stufenerneuerung zur Gewährleistung der Trittsicherung. Den Antrag auf Genehmigung an das Umweltamt des Burgenlandkreises wurde im September 2021 eingereicht, bedeuteten die Arbeiten doch einen Eingriff in das Schutz- und FFH-Gebiet. Bestehende, desolate alte Stufen aus Holz und Armierungseisen, die für Besucher eine Gefahr beim Benutzen des Weges darstellten, sollten auch im Zuge der Verkehrssicherung ausgetauscht werden.
Projektsachbearbeiterin Toni Wipper erklärt, dass die Erneuerung auch die Besucherlenkung durch das sensible Schutzgebiet ermöglicht. Unmittelbar am Weg befinden sich Orchideenstandorte, und der Abschnitt gehört zum Wegekonzept des Naturparks und der Kommune. Der zeitliche Abschluss des Vorhabens passt auch vor dem Hintergrund, zur baldigen Orchideenblüte - einige Blattstände waren am Weg schon zu sehen - für die Besucher gut gerüstet zu sein.
Julius Bösel – nach der Wanderschaft zum Militär und Tod
Am 3. Juli 1866 fiel Julius Bösel im Kampf für sein Vaterland im tschechischen Königgrätz.
Hier, am Lieblingsplatz von Julius Bösel, stellte seine Familie eben jenen Stein im Gedenken an den jungen Mann auf. Noch heute genießen die zahlreichen Gäste im heimischen Forst den Blick in das schöne Tal und die Ruhe, die von dieser Stelle ausgeht.
Seine Arbeit begann beim Bibraer Müllermeister Knoblauch in der Untermühle und führte Bösel während seiner Wanderschaft bis in die Städte Jena, Zeitz, Pegau und Leipzig. Als 21jähriger erhielt er den Gestellungsbefehl zur 8. Kompanie des 32. Infantrieregiments der Garnision Halle, was für den jungen Mann erste Erfahrung mit dem ungeliebten Kasernendrill und Unfreiheit bedeutete. Die folgenden Jahre brachten immer wieder Phasender Unterbrechung im viel lieber ausgeübten Berufsleben, musste Bösel noch einige Male seine Müllerkluft gegen die Uniform tauschen.
Doch dazu sollte es nicht mehr kommen, erreichte ihn zum 27. Geburtstag 1866 die verhängnisvolle Order, dass er sich am 11.05. als Landwehrmann in Erfurt bei der 5. Kompanie des 3. Thüringischen Infanterieregiments Nr. 71 zu melden hatte und bereits am 09. Juli erhielt die Mutter die Nachricht vom Tod am 03.07.1866 bei Königsgrätz, wo Julius Bösel bei der damals böhmischen Stadt Königgrätz (heute: Hradec Králové) beigesetzt worden war.
Der Stein selber erlebte in jüngerer Vergangenheit viel Aufregendes. Einst wurde er zerbrochen, fast vom Gras überwachsen von zwei jungen Biberaer Männer im Unterholz gefunden. Sie erkannten, dass es sich hier um Geschichte der Stadt handelt, so brachten sie den Stein mit dem Moped und Anhänger zu Dr. Kuminek. Bei ihm im Garten stand der Stein, der später restauriert wurde, bis er dann nach der Wende wieder an seinen zugedachten Platz zurückkehren konnte. Der neu aufgestellte Gedenkstein „Böselstein“ steht auf 281,5 m über dem Meeresspiegel und ermöglicht einen schönen Blick auf Bad Bibra.
Zurück am Rundweg zweigt nach gut 300 Metern links talwärts der „Alte Naumburger Weg“ ab. Dieser Schotterweg führt wieder ins Tal bis zur B 176 (Kreisverkehr).
Weiter geht es bis zum Ort Krawinkel
Wir beschließen allerdings unseren Weg noch bis Krawinkel fortzusetzen und erreichen nach etwa 200 Metern den 1968 stillgelegten Kalksteintagebau. Pionierpflanzengesellschaften und renaturierte Fläche mit Kiefern, Sträuchern, Silberdisteln, Fransenenzian, Baldrian säumen den Weg. Über das Hochplateau erreichen wir nach weiteren 3 Kilometern den Ort Krawinkel mit seiner uralten kleinen Kapelle des Heiligen Georg.
Krawinkel wurde erstmals 1351 als Crawinkil urkundlich erwähnt, als Ort im Krähenwinkel, als das Stift Bibra diesen Ort von den Vögten von Weida erhielt. Nach dem Ort benannte sich das Adelsgeschlecht Krahwinkel.
Die Schreibweise des Ortsnamens lautete nach dem Amtserbbuch von 1550 Krohwingkel, Krohewingkel und Krohewinckel. Im Ort lebten damals 13 besessene Mann, darunter zwei Anspänner.
Diese Männer unterstanden direkt dem kursächsischen Amt Eckartsberga. Die anderen Personen unterstanden denen von Rockhausen auf Kirchscheidungen und denen von Heßler und waren teilweise auch dem Kapitel zu Bibra und dem Kloster Mergenthal lehen- und zinsbar. Lehnsherren und Kollator der Pfarrstelle von Krawinkel waren ebenfalls die von Rockhausen auf Kirchscheidungen.
Durch den Ort Krawinkel geht es bis zur Statue „Leda und der Schwan“, wo wir nach links dem hier ausgeschilderten Weg zurück nach Bad Bibra folgen. Nach etwa 1,5 Kilometern knickt der Weg scharf nach rechts und gleich wieder nach links. Hier ist Vorsicht geboten, denn es geht sehr steil bergab. Nach etwa 4 Kilometern erreichen wir entlang des alten Bahndamms wieder unseren Ausgangsort Bad Bibra.
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