Eindeichung und Landnahme – Harlebucht zum Marschland
- Geschrieben von Portal Editor
Die Harlebucht war ursprünglich eine rund 15 Kilometer breite und etwa 10 Kilometer ins Landesinnere reichende Meeresbucht, in die auch das gleichnamige Flüsschen Harle entwässerte.
Etwas nördlich von Wittmund im heutigen Friesland und Ostfriesland gelegen, ließen vor allem die Wassereinbrüche der Zweiten Marcellusflut 1362 Nebenbuchten bis ins Hinterland zur Geest bei Jever entstehen und vergrößerten damit die Harlebucht enorm.
Natürliche Entwässerung ohne Siele und Deiche
Nahe dem Wittmunder Stadtteil Willen fließen die beiden Quellarme Norder Tief und Süder Tief zur so genannten Harle zusammen. Bei beiden handelt es sich um Gewässer, die in Moorniederungen ihren Ursprung haben. Die Harle verläuft östlich an der Wittmunder Kernstadt vorbei und fließt dann mäandrierend in Richtung Norden. Sie durchquert den Stadtteil Carolinensiel und mündet heute durch eine Schleuse und ein Schöpfwerk in den Harlesieler Hafen und von dort in die Nordsee. Im Mittelalter mündete die Harle bei Altfunnixsiel in die Harlebucht, die ab 1500 Schritt für Schritt eingedeicht wurde. Der Mündungspriel der Harle ist die Carolinensieler Balje. Sie gehört zu den südlichen Armen des Seegatts Harle, dass die Nordseeinseln Spiekeroog und Wangerooge voneinander trennt.
Die Harlebucht im Mittelalter
Die Bucht erstreckte sich im Westen von Neuharlingersiel bis nach Minsen auf einer Breite von etwa 15 Kilometer. Ins Landesinnere reichte sie etwa 10 Kilometer bis nach Berdum. Auf Satellitenfotos ist das Gebiet des früheren Meeresbodens heute noch gut erkennbar. Etwa um 1550 begann die Eindeichung der Wasserflächen zur Landgewinnung. Stück um Stück wurde fruchtbares Marschland bis zum Abschluss 1894 mit dem Elisabethgroden gewonnen.
Mitten durch die frühere Bucht verlief die im 17. Jahrhundert geschaffene Goldene Linie als Grenze zwischen dem Fürstentum Ostfriesland und der Grafschaft Oldenburg. Grund für ihre Festsetzung war die Vermeidung von Streitigkeiten um den Besitz und um die Entwässerung des neu zu gewinnenden Landes.
Zu seiner Blütezeit im 18. und 19. Jahrhundert war er der zweitgrößte ostfriesische Siel- und Handelshafen. Heute ist er mit den hier vor Anker liegenden traditionellen Plattboden-Seglern und dem historischen Gebäudeensemble des Deutschen Sielhafenmuseums ein Ort mit besonderem Charme und maritimem Flair.
Landgewinnung durch Eindeichungen
Die Küstenlinie vor der Landgewinnung markieren von West nach Ost der Werdumer Altendeich und das alte Deichvorland Werdumer Altengroden, Altfunnixsiel an der Harle, der Berdumer Altendeich, Altgarmssiel am Tettenser Tief, sowie Medernser Altendeich und Mederns im Wangerland.
Das Vorrücken der Deiche und Siele lässt sich an zahlreichen weiteren Straßen- und Ortsnamen ablesen.
Um 1500 begann man mit der systematischen Landgewinnung durch Eindeichung. Eindeichung beschreibt einen Prozess bei der Landgewinnung. Hierzu werden vor dem Festland Deiche gebaut und das von der eingedeichten Fläche abfließende Oberflächenwasser durch Gräben und Siele in das Meer geleitet. Das eingedeichte Land nennt man in Schleswig-Holstein Koog, in Niedersachsen Groden und in den Niederlanden und an der Ems Polder.
Aus der bisherigen Salzwiese bildet sich nun in wenigen Jahren eine Weidefläche. Stück für Stück wurde der Nordsee neues, fruchtbares Marschland abgerungen und besiedelt, eine riesige Marschlandschaft geprägt von großen Bauernhöfen.
Erkundungen per Fahrrad
Das Projekt: „Erfahren der Harlebucht“ (im doppelten Wortsinn: Mit dem Fahrrad unterwegs sein und dabei etwas lernen) nahm seinen Anfang 1994 durch den Museumspädagogen der Alexander-von-Humboldt-Schule Wittmund für das Sielhafenmuseum Wittmund-Carolinensiel. Es wurde vom Regionalen Umweltzentrum RUZ in Schortens aufgegriffen und fand mit der Erstellung von acht Fahrrad-Rundtouren in der Harlebucht sein vorläufiges Ende.
Rundtour "Landgewinn in großen Schritten" in Wittmund. Radfahren. ...
Ferne Fürsten. Radfahren. ...
Jan-Schüpp Fahrradweg. mittel Radfahren. ...
Rundtour "Warften und Wurten" in Wittmund. Radfahren. ...
Goldene Linie Tour. Radfahren. ...
Wangerland-Tour. ...
Handbike Rundtour Harlesiel - Bensersiel - Esens (barrierefrei)
(Die Tourbeschreibungen folgen demnächst)
Touristisch ist die Harle als Paddelrevier und in den Häfen von Carolinensiel sowie Harlesiel auch für den Boots- und Fährverkehr von Bedeutung. Harlesiel ist Fährort zur Insel Wangerooge.
Die Harle liegt bis unterhalb von Neufunnixsiel im FFH-Gebiet „Teichfledermaus-Habitate im Raum Wilhelmshaven“ und im Landschaftsschutzgebiet „Teichfledermausgewässer“.
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