Dangast bei frostigen Temperaturen im Februar
- Geschrieben von Portal Editor
Kalter und kräftiger Wind erwarte uns in Dangast, obwohl der Ort sich selbst mit dem verwirrendem Titel „südlichstes Nordseebad“ schmückt, wenn man denn „südlich“ mit angenehmen Temperaturen in Verbindung bringt.
Geographisch betrachtet völlig richtig, der heftige, eisige Wind dieses Tages erinnert allerdings eher an den Polarkreis. Wieder einmal hoch im Norden wollten wir einen kurzen Spaziergang am Jadebusen mit dem auch überregional bekannten Stück Rhabarberkuchen des Kurhauses in unsere Route einfügen. Das Kurhaus wurde 1820 als Nachfolger des abgebrannten ersten „Conversationshauses“ von 1804 erbaut.
Wie kam der Rhabarber ins Kurhaus – eine Begebenheit
Seit vielen Jahren ist das Kurhaus in Dangast ein magischer Anziehungspunkt für zahlreiche Interessengruppen, so auch für Motorradfahrer, die aus vielen Richtungen kommend, gerne zu einem Stück Kuchen mit noch immer selbst geschlagener Sahne nach Dangast kommen. Dazu einen Kaffee oder noch zünftiger einen Becher Kakao. So kennen auch wir das Kurhaus seit vielen Jahren, nicht zu vergessen die zahlreichen Ausstellungen der vor Ort und in der Umgebung wohnenden Künstler, das nette Ambiente und die Möglichkeit eines Bades in der Nordsee ( zumindest im Sommer und bei Flut).
Der Rhabarberkuchen gilt als Sinnbild für den stark frequentierten, kulinarischen Genuss des Kurhaus seit 1977. Ulrike Tapken hat damals den legendären Rhabarberkuchen eingeführt, für den das Kurhaus so bekannt ist.
Karl-August Tapken erinnert sich: „Es war der Zufall, der Großonkel hat was hergebracht, und dann hatten wir im Herbst nichts mehr und abends im Bett schnappte sich Ulrike das Backbuch und suchte sich was ersatzweise, was sie jetzt backen könnte, wir hatten ja keinen Rhabarber mehr.
Mensch, ich sach haben wir jetzt nichts anderes zu tun, heute Abend … Ist ja in Ordnung, ich will mich auch nicht ausschließen, dann lese ich mal durch, was Johnny Oltmann, der Lieferant, in Jever, was der so anbietet.
Ich dachte, vielleicht Stachelbeeren oder sonst was, und ich les dann das so durch, und dann stand da unten Rhabarber zehn Kilo. Ich sag, Du pack das Backbuch weg, Johnny bietet Rhabarber an. Ich ruf ihn nächsten morgen an und sach: Johnny, Du hast ja Rhabarber zu verkaufen. Ne, wat wollt ihr denn damit? Ja, Kuchen backen.
Dat heb ich ja überhaupt noch nicht gehört, dat sauren Zeug machst du Kuchen von. Ja von den sauren Zeug mach ich Kuchen. Ja, hab ich überhaupt nech. aber hast du in deinem Ordersatz stehen. Ja da muss ich auch was reinschreiben, so ein großes Sortiment habe ich ja auch nech. (lacht), Hat er einfach reingeschrieben. Ja, wie viel brauchst du denn? Ja, über den Winter hin 20 Zentner könnten wir noch gebrauchen …
Dann hat er in Belgien oder in Holland, ich weiß es gar nicht, eine ganze Palette geordert, und die haben wir immer so abgerufen, wenn wir die brauchten, so kam das …“
So also begann der Einzug des Rhabarberkuchens in das Kurhaus, mittlerweile ergänzt durch weitere Kuchensorten und natürlich auch mit weiteren Gerichten, die es zu den diversen Veranstaltungen und Feiern gibt. Aber dazu später mehr. Wir waren allerdings schon beim Betreten des Kurhauses überrascht, den großen Saal aufgrund eines Konzertes aus allen Nähten platzend zu sehen: eine Sangesgruppe sorgte für gute Stimmung, die wir wenig später am Phallus wieder treffen sollten.
Der Phallus - 4,6 Tonnen Granit
Als Eckart Grenzer 1984 seine 4,6 Tonnen schwere Skulptur „Grenzstein“ errichtete blickte ganz Deutschland auf Dangast. Der Grund war die eindeutige Form des Granit-Kunstwerks, das heute nur noch als „Phallus“ bekannt ist.
Die Bildzeitung brachte die Aufstellung auf die Titelseite, selbst die „Tagesthemen“ berichteten über den Skandal. Anwohner ließen ihrer Wut in bösen Briefen und selbstgeschriebenen Schmäh-Gedichten freien Lauf.
Heute ist der Phallus, der je nach Wetterlage alle zwölf Stunden „seicht und zärtlich“ (Grenzer) oder auch stürmisch vom Meer umspült wird, längst kein Stein des Anstoßes mehr. Grenzers Plastik gehört zu Dangast, wie das Watt, das Wasser und der Wind.
Zurück zum Strand
Dangast hat einen etwa zwei Kilometer langen Sandstrand, der aber durch abgezäunte Privatgrundstücke unterbrochen und nur abschnittsweise für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Bei Hochwasser kann dort gebadet werden, bei Niedrigwasser sind Erkundungen im Watt möglich. Außerdem gibt es mehrere große Campingplätze sowie ein Meerwasserschwimmbad, das „DanGastQuellbad“. Letzteres wird aus einer 573 Meter unter dem Meeresspiegel gelegenen Iod-Sole-Quelle gespeist. Hierbei handelt es sich um etwa 40 Millionen Jahre altes Meerwasser. Angrenzend an das Quellbad befindet sich das „Weltnaturerbeportal“ als Pforte zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Strände in Dangast sind noch immer kostenlos zugänglich.
Bitte lesen Sie auch: