Römische Brücken über Rhein und Mosel

Römische Brücken über Rhein und Mosel

Unser Besuch der Stadt Koblenz führte uns auch zur Balduinbrücke, eine steinerne Bogenbrücke über die Mosel, die als älteste erhaltene Brücke der Stadt gilt. Der erste Bau der Balduinbrücke war unter Kurfürst Balduin von Luxemburg um 1342/1343 begonnen worden.

Eine von ihm ausgestellte Urkunde über den Beginn des Brückenbaus datiert vom 1. Mai 1343. Am 28. Juni 1359 erteilte Erzbischof Boemund II. von Saarbrücken das Recht, Brückengeld zu erheben. Die Bauarbeiten an der Brücke dauerten etwa 85 Jahre.

roemerbruecke koblenz 01Mit dem Bau des Torturmes 1429 war die Brücke endgültig vollendet. Der Papst in Rom gewährte für den Brückenbau, der eine große technische und finanzielle Herausforderung darstellte, wiederholt Ablässe zur Finanzierung; begründet wurde die Unterstützung mit der Erleichterung des Pilgerverkehrs. Die Stiftungen für die Brücke bildeten ein eigenes Vermögen, das bis zum Ende des Trierer Kurfürstentums von einem eigenen Brückenmeister verwaltet wurde und die notwendigen Mittel für den Unterhalt der Brücke sicherstellte. Die steinerne Brüstungsmauer trug ein Standbild des heiligen Johannes Nepomuk, des Schutzpatrons der Brücken. Zumindest zeitweilig standen auf der Brücke bzw. ihren Pfeilern auch kleine Häuser, in denen jüdische Bürgerinnen und Bürger wohnten Otto Kilger (Königlicher Hofphotograph, 1842-1914) - Stadtarchiv Koblenz).

Bereits die Römer verfügten über eine Moselbrücke

roemerbruecke koblenz 06Schon lange vor der Balduinbrücke gab es an fast gleicher Stelle einen Moselübergang und auch einen Rheinübergang nahe des Deutschen Ecks. Römische Brücken in Koblenz wurden nach Gründung der Niederlassung „Confluentes“ über beide Flüsse errichtet worden. Sie waren Pfahljochbrücken und sind spätestens mit Abzug der römischen Truppen im 5. Jahrhundert zerstört worden. Die Rheinbrücke ermöglichte eine Unterstützung der römischen Truppen auf rechtsrheinischem Gebiet und die Moselbrücke war Teil der römischen Rheintalstraße. Bereits in den Jahren zwischen 1860 und 1867 waren nur 50 Meter stromabwärts neben der Balduinbrücke die Reste einer Pfahljochbrücke aus römischer Zeit entdeckt worden, die wohl Teil der römischen Rheintalstraße war.

Römische Pfahlbrücke über die Mosel

roemerbruecke koblenz 07Die genaue Erbauungszeit für eine Pfahlbrücke über die Mosel konnte allerdings nicht ermittelt werden. Münzfunde aus der Zeit des Claudius Gothicus (268–270) bis Arcadius (395–408) gelten als Beleg dafür, dass die Brücke schon im 3. Jahrhundert existierte. Bei Baggerarbeiten zum Ausbau der Schifffahrtsrinne 1944 und zur Errichtung der Staustufe Koblenz im Zuge der Moselkanalisierung 1958–1964 sind zahlreiche Reste der Brücke aus dem Flussbett beseitigt worden.
Es gilt als sicher, dass das Auxiliarlager Koblenz bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts bestanden hat und zwar mit der Fertigstellung der römischen Rheintalstraße. Das Erdkastell Koblenz diente dabei als Sicherung dieser Straße und des Flussübergangs über die Mosel. Es ist anzunehmen, dass damals auch schon die Brücke über die Mosel existierte. Es gilt auch als sicher, dass bei Abzug der Römer im 5. Jahrhundert diese Pfahlbrücke zerstört wurde.
Bis zum Bau der Balduinbrücke im 14. Jahrhundert gab es damit keinen festen Übergang über die Mosel. In den Moselanlagen nahe der Balduinbrücke ist ein Pfahlrest der römischen Moselbrücke ausgestellt.

Römische Pfahlbrücke auch über den Rhein

roemerbruecke koblenz 05Schon sehr früh kam auf Grund verschiedener Pfahlrestfunde im Rhein die Vermutung auf, dass zwischen Koblenz und Ehrenbreitstein ein Brückenübergang in römischer Zeit gebaut worden war. Der Kapuzinergrund, eine ehemalige Untiefe im Rhein an dieser Stelle, schien sich für einen Brückenbau geradezu anzubieten. Diese Untiefe wurde im 19. Jahrhundert eingeebnet, um die Schifffahrtsrinne zu verbessern. Dabei wurden Holzpfähle, die im Rheinboden eingerammt worden waren, gefunden und gehoben. Bei dieser Ansammlung von Pfählen handelte es sich um die Reste eines Brückenjoches. Die vereinzelt geäußerte Vermutung, es handle sich dabei um die Rheinbrücke Gaius Iulius Caesars, die zwar bei Neuwied angesiedelt wird, aber nie bewiesen werden konnte, wird durch die bestimmte Konstellation widerlegt, in der die Holzpfähle angeordnet waren, da sie nicht in die überlieferten Beschreibungen der caesarischen Rheinbrücke passt.
roemerbruecke koblenz 02Ein Pfahlschuh ist eine spitz zulaufende Stahlkappe eines Pfahls, der zur Tiefengründung von Bauten in den Untergrund gerammt wird, insbesondere zur Fundamentierung von Brücken im Flussbett. Die Technik war nach Ausweis zahlreicher Fundstücke bereits im römischen Brückenbau verbreitet. Bis heute hat sich die Grundform der konischen Aufsätze wenig verändert. Die Gesamtheit der Gründungspfähle wird Pfahlrost genannt.
Pfahlschuhe haben häufig 4 Laschen mit je einem Befestigungsloch für das Einsetzen von je einem Nagel, dessen Kopf eingeschlagen möglichst wenig vorstehen soll, um das Eintreiben des Pfahls in den Boden zu erleichtern. Abgebildet ist eine Ausführungsform mit 2 Laschen, die jeweils 2 Bohrungen aufweisen. Die Spitze des Pfahlschuhs ist mitunter eine hohle Pyramide, in die die Spitze des Pfahls formschlüssig eingreift.
Pfahlschuhe können durch Schmieden aus Stahlstäben hergestellt werden, die hohle Spitze wird dabei am Horn eines Amboss geformt.
roemerbruecke koblenz 08Im 1. Jahrhundert kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen germanischen Stämmen und den Römern. Im römischen Auxiliarlager von Koblenz wurden deswegen viele Truppen zusammengezogen. Die genaue Errichtungszeit des Brückenbaus ist offen, wahrscheinlich aber wurde sie für den Nachschub der Truppen auf der rechten Rheinseite erbaut.
Die Rheinbrücke war 350–370 m lang, hatte eine Höhe von 8,5 m und war aus Eichenstämmen gebaut. Man benötigte ca. 650–750 Stämme zur Errichtung der Brücke. Die Pfähle im Rheinboden waren mit eisernen Spitzen, so genannten Pfahlschuhen, ausgestattet. 51 dieser Pfähle sind heute noch erhalten. Man konnte das Fälldatum der Eichenstämme auf das Jahr 49 n. Chr. datieren.
Nachdem der Limes im 2. Jahrhundert fertig ausgebaut worden war, verlor die Pfahlbrücke über den Rhein ihre Bedeutung. Wann die Brücke endgültig aufgegeben wurde, ist nicht genau bekannt. Vermutlich wurde sie aber mit Aufgabe des Limes und des Kastells Niederberg im 3. Jahrhundert zerstört.

Bitte lesen Sie auch:

Skydancer – interessantes Konzept-Wohnmobil auf der CMT

Motya – Heiliger Baal-Teich und nicht Binnenhafen

Geschichte

Kultur

Leben | Outdoor