Kriege in der Geschichte der Menschheit - Ukraine überall?
- Geschrieben von Portal Editor
Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, wenn Bilder vom Krieg und Zerstörung durch die Medien präsentiert werden. Einmal mehr wird deutlich, wie verachtungswürdig man mit dem Leben anderer umgeht, wenn es um politische oder weitaus schlimmer um so genannte religiöse oder weltanschauliche Ziele geht.
Ein Menschenleben zählt nichts. Ob durch Tod oder Flucht aus der eigenen Heimat vertrieben, das Einzelschicksal zählt in unserer Welt immer noch nichts. Nur zu gut ist noch der Spruch aus den 70er Jahren in Erinnerung: "Stellt euch vor, es gibt Krieg und keiner geht hin". Hat sich etwas geändert? Konnte aus der Vergangenheit gelernt werden? Ist auch der "moderne, allseits informierte Mensch" nicht in der Lage aus bitterer Erkenntnis seine Lehren zu ziehen?
Kriege werden immer noch überwiegend nicht als gewöhnliche Kriminalität betrachtet.
Schaut man in der historisch belegten Menschheitsgeschichte zurück, so zählen die Historiker knapp 14.400 Kriege seit Aufzeichnung der Geschichte. Nur grob lassen sich die Zahlen der Opfer dieser Kriege berechnen, Historiker gehen hier von einer Zahl von etwa 3,5 Milliarden Menschen aus, die Kriegen im Laufe der Geschichte zum Opfer gefallen sind. Da durch die Evolution im gleichen Zeitraum etwa 100 Milliarden Menschen geboren und aufgewachsen sind, heißt das im Umkehrschluss, das etwa jeder zwanzigste Erdenbürger sein Leben durch kriegerische Handlungen verloren hat. Ein schlimme Rechnung, die allerdings in aller Deutlichkeit menschliche Unvollkommenheit dokumentiert.
Während wir heute kollektives oder individuelles Rauben, Überfallen oder gar absichtliches Töten von Menschen generell als Verbrechen einstufen und in allen so genannten Rechtsstaaten unter Strafe stellen, wird der Krieg immer noch überwiegend nicht als gewöhnliche Kriminalität betrachtet. Warum eigentlich?
Hier trifft man zur Unterscheidung der Handlungen auf die Formulierung der bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Kollektiven oder Gruppen, die sich in der Regel selbst zur Auseinandersetzung legitimiert sehen. Mit dieser Auffassung hebt ein Krieg die zivilisatorische Gewaltbegrenzung auf eine Exekutive, wie sie der Rechtsstaat als Regelfall voraussetzt, partiell oder ganz auf: Es stehen sich schlimmsten Fall bewaffnete Armeen gegenüber, die vorgeben, ganze Völker oder Volksgruppen repräsentieren. Diese sind damit auch gleichzeitig Kriegspartei, ob sie wollen oder nicht.
Kriegsbeteiligung immer als notwendig und vor allem als gerechtfertigt betrachtet
Kriegsparteien beurteilen ihre eigene Kriegsbeteiligung immer als notwendig und vor allem als gerechtfertigt. Ihre organisierte Kollektivgewalt bedarf also grundsätzlich einer Legitimation. Krieg als Staatsaktion erfordert daher ein Kriegsrecht im Innern eines Staates sowie ein Kriegsvölkerrecht zur Regelung zwischenstaatlicher Beziehungen. Dieses unterscheidet vor allem Angriffs- von Verteidigungskrieg. Dem einzelnen Individuum und seinen Angehörigen bzw. seinem Hab und Gut nutzt weder das eine noch das andere Kriegsgebaren.
Kriege begleiten die menschliche Kulturgeschichte seit der Hochkulturphase. Für vorstaatliche Stammesgesellschaften war der bewaffnete Raubzug ein nicht belegtes Mittel des Überlebens jedoch kein Krieg im clausewitzschen Sinne. Die Stammesfehde entsprach in etwa dem, was heute als Scharmützel oder bewaffneter Konflikt gilt: Kleinere lokale Gruppen bekämpften sich in spontaner, ungeplanter Form und mit ständig wechselnden Allianzen. Häufig wegen Verletzung des Jagdterritoriums, denn schrittweise wurde der Jäger wurde zum Krieger.
Erst mit dem Aufkommen von staatsähnlichen Gebilden, die im Altertum fast immer Monarchien waren, entstanden Kriege mit speziell zum Kämpfen abgestellten Heeren. Die Machthaber bedienten sich der Heere in Konflikten um Ressourcen, die von ihnen als persönliches Duell verstanden wurden. Das hat sich bis heute kaum geändert, auch wenn nicht offen zugegeben.
Die herrschenden Oberschichten der späteren Zeit sahen den Krieg als Normalzustand an. Der darauf folgende Friede bedurfte besonderer Vertragsschlüsse. Im Griechenland des 4. vorchristlichen Jahrhunderts gab es infolge der Entwicklung nach dem Peloponnesischen Krieg, der die Polis-Ordnung Griechenlands destabilisiert hatte, dagegen mehrere Versuche, durch die Idee des Allgemeinen Friedens eine dauerhafte Friedensordnung zu begründen.
Antike Großreiche entstanden oft aus organisierten Raubzügen. Sie stellten die eroberten Gebiete unter Tributzwang, versklavten oder deportierten Teile der Bevölkerung. Sie setzten militärische Siege in eine dauerhafte Herrschaft um. Auch das römische Reich besetzte die eroberten Gebiete und nutzte sie ökonomisch aus. Die Pax Romana der römischen Kaiserzeit beruhte auf ständiger militärischer Präsenz der Besatzungsmacht.
Kriege und Bürgerkriege stellten auch später weiterhin einen Normalzustand dar. Dabei durchlief die Kriegsführung unterschiedliche Phasen. Die Waffentechnologie entwickelte sich dort am schnellsten weiter, wo Herrscher über Mittel und Absichten zum Krieg verfügten.
Die Unterhaltung eines Heeres unterlag einer gewissen Eigendynamik. Wer Kriegsdienst leistete, konnte nicht gleichzeitig als Leibeigener in der Landwirtschaft oder sonst wie arbeiten. Gleichzeitig musste die Versorgung der Truppe gewährleistet werden und dies gelang am einfachsten durch Raub in eroberten Gebieten. Die Soldaten und Söldner einer nicht kämpfenden Truppe wären „nutzlose Esser“ und mussten daher im Kampf und in der Eroberung beschäftigt werden (um ihre eigene Versorgung zu sichern). Heere wurden im europäischen Mittelalter aber nur dann aufgeboten, wenn ein Kriegszug geplant war oder eine feindliche Invasion abgewehrt werden musste. Begründet wurde die Verpflichtung zum Heeresdienst durch die feudalen Abhängigkeiten.
Diese Geschehnisse bewirkten einen ersten Gesinnungswandel.
Im Gefolge der Reformation zerfiel die relativ stabile Einheit des Mittelalters, das Heilige Römische Reich unter Führung von Kaiser und Papst. Die Verbindung von konfessionellen und machtpolitischen Gegensätzen führte schließlich zum Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Dabei gingen angekündigte Feldschlachten oft mit Raubzügen, Plünderungen und Massakern an der Zivilbevölkerung einher. Im Verlauf starb etwa ein Drittel der mitteleuropäischen Bevölkerung, sei es durch unmittelbare Kriegswirkungen, sei es durch Kriegsfolgen wie Missernten und eingeschleppte Seuchen.
Diese Geschehnisse bewirkten einen ersten Gesinnungswandel. Der Westfälische Frieden 1648 brachte zum ersten Mal das Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten in die Diskussion. Der Krieg entwertete den Anspruch, religiöse Standpunkte mit Waffengewalt durchzusetzen. Der Westfälische Friede leitete in Europa die Trennung von Politik und Religion ein.
Ob diese eigentlich allen Menschen vorliegenden Erkenntnisse irgendwann einmal weltweit zu beobachten sein werden? Oder wird auch die Zukunft durch das Machstreben und die Gier weiterhin ohne Rücksicht auf Mensch und Natur agieren dürfen. Solange es für Einzelne die Möglichkeit eines so genannten Veto-Rechts in den eigentlich doch von fortschrittlichen Grundgedanken geprägten Organisationen für Frieden und Sicherheit gibt, wird sich das verbrecherische Verhalten Einzelner nicht ändern.
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