Osterhase - Ostern haben Feldhasen Hochsaison!
- Geschrieben von Portal Editor
Wohl ein jeder kennt das morgendliche Ritual, wenn am Ostersonntag die Kinder ungeduldig werden und am Frühstückstisch drängen, um sich auf die Suche nach den bunt bemalten Eiern und kleinen Präsenten in den Garten zu begeben.
Fast über ganz Europa hat sich mittlerweile dieses Brauchtum eines Hasen entwickelt, der zu Ostern Eier bemalt und im Garten versteckt.
Es gilt in unserer modernen Welt als psychologisch unschädlich, kleineren Kindern zu vermitteln, der Osterhase bringe Eier und Süßigkeiten zum Osterfest. Nach Auffassung von Fachleuten rege diese Illusion des Eier liefernden Hasen die Phantasie an, und unterstütze die kognitive Entwicklung. Allerdings sollten kritische Fragen und Zweifel der Kinder unterstützt werden, so dass der Glaube an den Hasen auch durch Austausch mit anderen Kindern schließlich von selbst wieder verschwindet.
In der Literatur wird der Osterhase zum ersten Mal von dem Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahr 1682 in der Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ erwähnt. Er schildert für Oberdeutschland, die Pfalz, das Elsass und angrenzende Gebiete sowie Westfalen den Brauch, dass der Osterhase die Eier in Gärten im Gras und Gesträuch versteckt, wo sie zur Freude und Belustigung der Erwachsenen von den Kindern gesucht werden. Dass der Osterhase die Eier verstecke, nennt er „eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet“.
Die Verbindung des christlichen Osterfestes mit dem Ei als Symbol ist für verschiedene europäische Länder spätestens aus dem Mittelalter bekannt, möglicherweise aber auch wesentlich früher anzusetzen. Es gibt daneben seit Ambrosius auch eine ältere Deutung des Hasen als Auferstehungssymbol. Die vielfältige christliche Hasensymbolik fand im Mittelalter in vielen Bildwerken ihren Ausdruck.
Aus der Antike kommt die Deutung des Hasen als Sinnbild von Lebenskraft, Wiedergeburt und Auferstehung. Hier ist die Wurzel für Darstellungen im Zusammenhang mit dem christlichen Osterfest, in dem der Auferstehung Christi gedacht wird. Die in der christlichen Ikonografie ungewöhnliche Darstellung einer Madonna mit dem Jesusknaben, die mit einem weißen Hasen spielt, wie es Tizian in seinem Pariser Bild darstellt, kann hier christologisch gedeutet werden. Zusammen mit dem Korb mit Brot und Wein, einem Sinnbild für den Opfertod Christi, kann diese Darstellung als Hinweis auf die Wiederauferstehung Christi nach dem Tode gelesen werden.
Die Verbindung des Hasen mit dem österlichen Eierbrauch ist jedoch noch unklar, auch wenn die Fruchtbarkeit der Hasen für sich allein eine enge Verbindung zum Frühling hat. Folgende Hypothesen werden gerne angeführt:
Einige frühe bemalte Ostereier zeigen das Dreihasenbild – eine Darstellung von drei Hasen mit lediglich drei Ohren insgesamt, bei denen aufgrund der „Doppelverwendung“ von Ohren dennoch jeder Hase zwei Ohren hat; dies ist heute ein bekanntes Symbol für die Dreieinigkeit (die ursprüngliche Bedeutung ist unklar). Eventuell könnte man von dieser Darstellung auf den Hasen als Eierlieferant gekommen sein.
An einer Stelle der Bibel, dem Ps 104,18 EU, wird in älteren Übersetzungen von „Hasen“ gesprochen. Grund dafür war die lateinische Übersetzung von Spr 30,26 EU, in der Hieronymus das hebräische „schafan“ (Klippschliefer) mit „lepusculus“ (Häschen) übersetzte. Seit der Spätantike wurde diese Stelle als Symbol für den schwachen Menschen (Hase) interpretiert, der seine Zuflucht im Felsen (Christus) sucht. Diese Auslegung begründete die Hasensymbolik in der christlichen Ikonographie.
Was Sie schon immer über „Osterhasen“ wissen wollten!
Es gibt viele Fragen rund um den Feldhasen: Hat er eine Familie? Sind Hasen-Frauen treu und ist die Häsin eine gute Mutter? Antworten kennt die Deutsche Wildtier Stiftung.
Feldhasen sind überzeugte Einzelgänger: Sie leben nicht in einer Familie. Die Häsin säugt den Nachwuchs, doch schon von der fünften Woche an sind Junghasen selbstständig. Eine Hasenfamilie, die zusammen einträchtig über den Acker hoppelt, gibt es nicht! Die Junghasen aus einem Wurf können übrigens auch mehrere Väter haben: Bei der Hasenhochzeit bemühen sich nämlich viele Rammler um eine Häsin. Häufig wird die Häsin für eine schlechte Mutter gehalten, nur weil sie ihren Nachwuchs allein auf dem Acker liegen lässt. Doch die Häsin ist keine Rabenmutter – im Gegenteil: Sie schützt ihren Nachwuchs vor Fressfeinden, wenn sie erst spät am Abend oder in der Nacht kommt, um die Kleinen zu säugen. Tagsüber würden Greifvögel, Füchse und andere Feinde nur durch die Häsin auf den Hasennachwuchs aufmerksam.
Obwohl die meisten Menschen in Deutschland schon Feldhasen gesehen haben, werden diese häufig mit Wildkaninchen verwechselt. Doch der Osterhase ist kein Kaninchen! „Oberflächlich betrachtet gibt es eine gewisse Ähnlichkeit“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Doch die Unterschiede sind auffällig.“ Zunächst einmal ist der Feldhase viel größer und schwerer als das Kaninchen. Ausgewachsene Exemplare wiegen etwa vier Kilo – ein Wildkaninchen bringt dagegen nur drei Pfund auf die Waage. Die langen Löffel fallen beim Feldhasen sofort auf. Kaninchen haben kürzere Ohren, wodurch ihr „Gesicht“ runder und gedrungener wirkt. „Die langen Hinterbeine des Feldhasen machen ihn zu einem Schnellstarter, der Haken schlägt und dadurch manchem Feind entkommen kann. Kaninchen flitzen dagegen möglichst schnell ins Gebüsch, wenn Gefahr droht“, sagt Goris. Von Geburt an sind die Unterschiede zwischen Feldhase (Lepus europaeus) und dem Kaninchen (Oryctogalus cuninculus) unübersehbar. „Während Feldhasen Einzelgänger sind, die sich eine Mulde auf blankem Boden scharren, lieben Kaninchen das gesellige Leben in unterirdischen Bausystemen“, sagt Goris.
Feldhasen sind keine Wanderer: Sie gelten als standorttreu und verbringen ihr Leben – das mit viel Glück bis zu sieben Jahre dauert – auf einer Fläche von etwa 30 Hektar. Sie müssen sich allerlei Gefahren stellen, denn die Zahl ihrer Feinde ist groß. Aus der Luft lauern Angriffe von Greifvögeln, Krähen und Rabenvögeln, am Boden warten Füchse, Marder, Hunde und Katzen. Der Mensch verfolgt den Feldhasen ebenfalls. Entweder wird er geschossen und landet als Braten auf dem Tisch oder er kommt als Verkehrsopfer unter die Räder.
Eva Goris, Pressesprecherin, Deutsche Wildtier Stiftung
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