Der Main - ein Grenzfluss des antiken Römischen Reiches
- Geschrieben von Portal Editor
Seit einigen Tagen sind wir im Rahmen unseres Projekts am Main unterwegs, der zumindest auf Teilstrecken auch als eine Außengrenze oder Limes an der Westseite des Römischen Reich betrachtet werden muss.
Der Main zählt mit etwa 530 Kilometern Fließlänge zu den längsten Nebenflüssen des Rheins, betrachtet man nur die Flüsse rechts des Rheins ist der Main gar der Längste Nebenfluss. Die beiden Quellflüsse des Main, der Weiße Main entspringt im Fichtelgebirge, der Rote Main entspringt in der Fränkischen Alb, vereinigen sich in Kulmbach zum Main. Markante Richtungswechsel des Flusslaufes aufgrund der fränkischen Gebirgsketten schaffen Schleifen und sanfte Hänge, die sich hervorragend für den Weinanbau eignen. Immer wird jedoch die in Mitteleuropa bei Flüssen seltene Hauptfliesrichtung Ostwest beibehalten. Neben dem fränkischen Wein trifft man entlang des Main auf zahlreiche historische Stadtkerne, die zum Besuch und Verweilen einladen.
Der Name Main ist wahrscheinlich ursprünglich auf die Kelten zurückzuführen, die den Fluss Moin oder Mogin nannten. Mit dem Vordringen der Römer zu Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus an und über den Main hinaus, lateinisierten sie den Namen zu Moenus. Der Geograph Pomponius Mela, der auch erste Vermessungen des Bodensees vorgenommen hatte, lieferte die ersten schriftliche Nachweise zur Namensgebung Moenus in den Jahren 43 und 44 nach Christus.
In seiner "Naturalis historia" berichtet später auch Plinius vom Main als Moenus. Interessanterweise gibt es auch in Irland und in Britannien Flüsse fast gleichlautender Namen: Maoin und Meon, lateinisch maionus. Sprachwissenschaftler führen die Namensgebung deshalb auch auf das indogermanisches Wort "mei" in der Bedeutung Wasser zurück (lettisch maina, litauisch maiva). Wieder andere Wissenschaftler sehen einen Bezug zu den Worten für Mauer oder Zaun (lateinisch moenia). Im Mittelalter erst wurde der Name zu Moyn verändert, später dann zu Meyn. Noch heute geben die verschiedenen Mundarten entlang des Main dem Fluss entsprechend unterschiedliche Namen:
- Maa in Oberfranken,
- Mee im östlichen Unterfranken,
- Maa (lokal teils nasalisiert, teils verdumpft) am Bayerischen Untermain
- Moa Wertheimer Gegend
- Maa (nasalisiert) im Raum Frankfurt.
Außengrenze der Römer am Main
Während der Unterlauf des Main und das Mündungsgebiet in den Rhein schon zu Zeiten des Kaisers Augustus als Provinz Germania superior (Obergermanien) dem Römischen Reich zugeordnet war, verlief ein Teil der Außengrenze an der Westseite des so genannten Vierecks, einer Linie, die man etwa durch die heutigen Städte Gemünden, Wertheim, Miltenberg und Aschaffenburg kennzeichnen kann.
In diesem nach Norden hin offenen Viereck mit den genannten Eckpunkten der heutigen Städte bildete der Main den Limes (die Grenze) des Römischen Reichs, da der Main hier auf etwa 100 Kilometern den südlichen Teil des Spessarts umfließt.
Diese Grenzlinie wurde von einer Reihe von neun oder zehn Kastellen bewacht, aber nicht durch den ansonsten im Römischen Reich üblichen Limes mit Mauer oder Wall mit Palisade samt Graben vom freien Germanien abgegrenzt, sondern wie an anderen Flussgrenzen reichte der Fluss aus, um unerwünschte Annäherungen zu verhindern. Der so genannte Mainlimes als Teil des Obergermanischen Limes verlief zwischen den heutigen Ortschaften Großkrotzenburg und Bürgstadt.
Nach bislang vorliegenden Erkenntnissen war in dieser Gegend keine Legion stationiert. Es lag aber immer eine Ledion in Mogontiacum, dem heutigen Mainz, gegenüber der Mündung des Mains in den Rhein. Erst mit Ausgrabungen im Jahr 1985 konnte ein großes Militärlager bei Marktbreit nachgewiesen werden; es diente aber offenbar nicht der Unterwerfung dieser Gegend, denn es gibt keine Belege für die Annahme, dass hier von hier aus eine Expansion nach Osten hin geplant war.
Entlang des Main Vierecks
In Gemünden mündet von Nordosten der größte rechte Nebenfluss des Mains, die Fränkische Saale und in Lohr der größte Fluss aus dem Spessart, die Lohr in den Main. Ab hier wird das nun südwärts verlaufende Maintal enger, waldreich und siedlungsarm.
Acht Kilometer südlich von Lohr liegt auf der rechten Seite Neustadt am Main mit einem sehenswerten 1250 Jahre alten ehemaligen Benediktinerkloster. Von ihm und von Würzburg ging die Christianisierung Ostfrankens im 8. Jahrhundert aus. Eine Fußgängerbrücke verbindet Neustadt mit seinem Ortsteil Erlach, einer ehemaligen Schiffersiedlung. Rothenfels zu Füßen der romanischen gleichnamigen Burg ist mit etwa 1000 Einwohnern die kleinste Stadt Bayerns. Erst am südöstlichen Eckpunkt des Mainvierecks folgen mit Marktheidenfeld und Wertheim wieder zwei Kleinstädte. Unmittelbar oberhalb Wertheims bildet der Main wiederum eine lange Schlinge, das so genannte Himmelreich. Dort umfließt er auf fünf Kilometer Länge einen südlich auslaufenden Sporn, der an seiner schmalsten Stelle nur 500 m breit ist.
In Wertheim mit mittelalterlichem Stadtbild und Burgruine mündet von Süden die Tauber in den Main. Ab Wertheim fließt der Main in Mäandern nach Westen, wobei er die Länder Baden-Württemberg und Bayern trennt. Wertheim am linken Mainufer war badisch und gehört heute zu Baden-Württemberg, das rechtsmainische und wesentlich ältere Kreuzwertheim ist dagegen bayerisch.
Das Landschaftsbild ähnelt nun dem an der östlichen Seite des Vierecks. Im gewundenen, waldreichen Tal, das den Spessart im Süden begrenzt, liegen die zwei von Burgen überragten Städtchen Stadtprozelten und Freudenberg, sowie die älteste Siedlung der Gegend, Dorfprozelten.
Die südwestliche Ecke des Mainvierecks markiert die Fachwerkstadt Miltenberg an der Mündung der Mud. Viele mittelalterliche Kirchen, etwa in Frankfurt oder Mainz, wurden aus Miltenberger Buntsandstein errichtet, der von den Steinbrüchen zu den Baustellen verschifft wurde.
In nun wieder nach Norden gerichteten Tal zwischen Odenwald und Spessart lag die im 17. Jahrhundert verschwundene alemannische Siedlung Grubingen, deren Kirche St. Michaelis noch bis 1778 am Mainufer stand. Es folgen weitere Kleinstädte mit gut erhaltenen Ortskernen, wie Klingenberg und Obernburg. Die Siedlungsdichte entlang des Mains nimmt nun deutlich zu.
In Aschaffenburg ist der Ballungsraum Rhein-Main erreicht, die zweitgrößte deutsche Metropolregion. Das Wahrzeichen der ehemaligen kurmainzischen Residenzstadt, das Renaissanceschloss Johannisburg, liegt rechts über dem Prallufer eines weit nach Osten ausgreifenden Mainbogens.
Nördlich des Mains verläuft der Limes durch Sumpfgebiete
Der Mainlimes, auch Nasser Limes genannt, wurde um 90 n. Chr. eingerichtet und bildete als Teil des Obergermanisch-Rätischen Limes die Grenze des römischen Reichs im Bereich zwischen den heutigen Ortschaften Großkrotzenburg und Bürgstadt. In diesem Abschnitt stößt der Limes an den Main (Moenus), der hier auf etwa 50 Kilometern Länge eine natürliche Grenze bildete.
Zur Sicherung des Flussufers genügten einzelndstehende Wachttürme in Verbindung mit den Kastellen der hier liegenden Einheiten; eine durchgehende Sperre, bestehend aus Palisaden und Graben, hat es hier nie gegeben. Von den entlang des Mains vermuteten Wachttürmen konnte jedoch bisher nur einer südlich von Obernburg am Main sicher nachgewiesen werden. Am anderen Ufer des Mains lag der damals weitgehend unbesiedelte Spessart, der wie der südwestlich angrenzende Odenwald vor allem durch seinen Holzreichtum für die Römer wirtschaftlich interessant war. In Inschriften wird von Holzfällervexillationen der Legio XXII berichtet, die in Stockstadt, Obernburg und Trennfurt stationiert waren.
Bei der Mehrzahl der Kastelle setzte sich die Siedlungstätigkeit auch nach dem Limesfall fort, weshalb sie, wie in Obernburg, Niedernberg, Seligenstadt und Großkrotzenburg heute unter den mittelalterlichen Ortskernen liegen. In Großkrotzenburg, Hainstadt, Stockstadt und Obernburg wurden auch alamannische Funde gemacht.
Nördlich des Mains verläuft der Limes zunächst durch die Sumpfgebiete der Schifflache und der Bulau, danach schließt sich der Wetterau-Limes an. Am Mainübergang bei Großkrotzenburg wurde eine römische Brücke durch Funde von Pfahlschuhen nachgewiesen. Im Süden erstreckte er sich in seiner Frühzeit bis Obernburg oder Wörth.
Der genaue Ausgangspunkt des Odenwaldlimes (Obernburg oder Wörth) ist bis heute noch nicht eindeutig belegt. Mit der Aufgabe des Odenwaldlimes im 2. nachchristlichen Jahrhundert unter Antoninus Pius und der Vorverlegung auf die jüngere Limeslinie im Bauland wurde auch der Mainlimes verlängert, da noch die Kastelle in Trennfurt und Miltenberg hinzukamen (jüngerer Mainlimes).
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