Poti - einst griechische Kolonie im heutigen Georgien
- Geschrieben von Portal Editor
Zwar sind Micha und Philipp mittlerweile von Ihrer Jahres-Auszeittour über den Balkan in die Türkei und weiter nach Georgien wieder zurück, einige Berichte zu ihren Anfahrtsorten stehen aber noch aus.
So haben wir bereits über ihre negativen Erfahrungen berichtet, als sie von Georgien aus nach Russland hinein wollten, was ihnen trotz vorliegendem Visum nicht gestattet wurde. Dies war einer der Gründe, den Aufenthalt in Georgien auszudehnen, auch die Zeit nutzend, um weitere Erkenntnisse zu Land und Leuten zu gewinnen.
Nicht zuletzt die Kälte und der viele Schnee in den Bergen hatte die Beiden dann veranlasst, zur Schwarzmeerküste zurück zu fahren, so war zunächst die Hafenstadt Poti ihr nächster Zielort. In unmittelbarer Nähe der modernen Stadt Poti befand sich seit dem frühen 6. Jahrhundert v. Chr. eine griechische Kolonie, die von Händler und Aussiedlern gegründet worden war, die antike Stadt Phasis. Laut der Sage der griechischen Argonauten war die Mündung des gleichnamigen Flusses Phasis, des heutigen Rioni, das wichtigste Ziel Jasons und der Argonauten auf der Suche nach dem Goldenen Vlies in der Kolchis.
Rioni - mächtiges Mündungsdelta bei Poti
Noch immer ein mächtiger Fluss mit Mündungsdelta auf der einen Seite der Stadt Poti, liegt heute der See Paliastomi / Paleostomi an der südlichen Stadtgrenze, der noch immer als Teil der einst riesigen Flussmündung des Rioni mit seinen riesigen Sumpfgebieten erkennbar ist, zumal er von den beiden Flüssen Kaparcho und Fechory mit Süßwasser gespeist wird. Der nur etwa 18 km2 große See hat nur eine Wassertiefe von zwei bis drei Metern, interessant aber ist, dass sein Wasser selbst im tiefsten Winter fast nie gefroren ist, was auf seine Lage in der feuchten subtropischen Zone des Landes zurückzuführen ist. Auch die Vermischung mit dem Meerwasser des Schwarzen Meeres hat hieran seinen Anteil.
Im Jahr 1961 haben Archäologen auf der Suche nach der antiken Stadt Phasis auf dem Boden des Sees Paliastomi Spuren von menschlichen Siedlungen aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus gefunden. Auf der weiteren Suche gab es im Jahr 1985 eine besondere Expedition. Während dieser Untersuchungen am Grund des Sees wurde mögliche Fundamente und Pflastersteine etwa 1 Meter breit und 20 Meter lang gefunden. Im nordwestlichen Teil des Sees fanden sich Fragmente, die bis heute nicht eindeutig zugeordnet werden konnten. Als Ergebnis der archäologischen Forschung auf dem Boden des Paliastomi wurde eine großen Anzahl von Keramiken aus verschiedenen Epochen präsentiert.
Archäologen finden Reste des antiken Phasis
Durch die Untersuchungen durch die Archäologen ist heute der Standort der antiken Stadt weitestgehend bekannt, zumal sie einen Teil der Siedlung unter der Oberfläche des Sees Paliostomi gefunden haben. In Phasis stand einst sogar ein Apollon-Tempel, der unter anderem von einer Inschrift auf einer Silberschale aus Subow (Kuban) bekannt ist. Berühmtheit hatte auch die kolchische Akademie in Phasis. Die bis zum 6. Jahrhundert nachweisbare Bildungsstätte unterrichtete in georgischer und griechischer Sprache, byzantinische Historiker lobten ihre hohe Blüte auf den Gebieten Arithmetik und Rhetorik.
Die an der Flussmündung gelegene Stadt bestand noch bis in die byzantinische Zeit, doch war der Siedlungsplatz durch die Lage in der Nähe ausgedehnter Sümpfe beschränkt, zudem bestand eine latente Bedrohung durch Malaria. Die Hafenstadt bildete eine Station der Seidenstraße über das Schwarze Meer. Phasis war im 5. Jahrhundert eine Drehscheibe für Güter aus Indien, Zentralasien, dem Nahen Osten und dem Mittelmeerraum, auch Münzfunde belegen den regen Handel.
Als Folge der Eroberungen des Sassanidenreiches wurde Abchasien ein isolierter Teil des Byzantinischen Reiches. Mit dem Vormarsch der Araber wurde das Gebiet zeitweise Bestandteil des Abbasidenkalifats. Nach dem Einfall der Mongolen folgte seit dem 13. Jahrhundert der Zerfall in kleine Fürstentümer, die den Türken tributpflichtig waren. Zum Schutz des Hinterlandes von Poti errichteten die Türken eine Festung (in den Bildern).
Das zaristische Russland nahm Poti im Jahr1828 ein. Die heutige Stadt entwickelte sich in den 1880er Jahren, nachdem 1872 Georgiens eine erste Eisenbahnstrecke zwischen Poti und Tiflis fertig gestellt und ein Seehafen angelegt worden waren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm Poti als Ausfuhrhafen für Manganerz einen enormen Aufschwung. Georgien war damals der Welt zweitgrößter Lieferant von Manganerz, das zur Stahlherstellung in der Schwerindustrie benötigt wird.
Poti - eine wichtige Hafenstadt im Außenhandel Georgiens
Poti ist neben Batumi einer der beiden großen Seehäfen Georgiens und deshalb von großer Bedeutung für den georgischen Außenhandel. Über Poti werden bis heute Mangan, Mais, Bauholz und Wein ausgeführt. Georgiens südliches Nachbarland Armenien verfügt als Binnenstaat über keinen eigenen Zugang zum Meer. Ein großer Teil der des Handels von und nach Armenien bedient sich deshalb des Hafens von Poti und der Georgischen Eisenbahn.
Heute ist der Paliostomi See ein beliebtes Ausflugsziel der Bürger von Poti, aber auch andere Gäste tummeln sich am Ufer, zumal es etwa 90 Fischarten im See gibt, was den See zu einem sehr beliebten Anglerparadies macht. Neben den Fischer ist der See ein interessanter Ort für Ornithologen, die das Leben der vielen Wasservögel beobachten. Heute gehört dieser wirklich beeindruckende See zum Naturschutzgebiet von Colchis.
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