Weltfrauentag 8. März: Fotos zeigen Gewalt gegen Frauen

Weltfrauentag am 8. März: Schock-Fotos zeigen Gewalt gegen Frauen

Schon einige Male haben wir das Thema „Häusliche Gewalt gegen Frauen in der türkischen Gesellschaft“ thematisiert, da erschüttert die Nachricht über die brutale Ermordung einer Frau die Welt erneut.

Angeblich, so Zeugenaussagen, die den Vorgang in der Endphase beobachtet aber aufgrund der schnellen Geschehnisse nicht mehr eingreifen konnten, war ein Ehepaar im eigenen Hausflur aufgrund eines zu langen Telefonats der Frau mit ihr in Streit geraten. Einmal auf der Straße, hatte der Ehemann plötzlich ein Messer in der Hand und stach mehrmals auf seine Frau ein, trotz Anwesenheit seiner beiden Kinder. Und trotz des schnell vor Ort eintreffenden Notarztes konnte die 38-jährige  Mutter von 3 Kindern nicht mehr gerettet werden. Allerdings konnte der Mann des dann erfolgten Fluchtversuchs wenig später und noch im Besitz der Tatwaffe verhaftet werden.

„Ich hätte es sein können“  ist deshalb das nicht zu Unrecht gewählte Motto einer  Türkei weiten Aktion von acht türkischen Künstlerinnen im Auftrag türkischer Behörden, die mit teilweise schockierenden Fotos auf die noch immer existierende und teilweise von der Gesellschaft verharmlosende, alltägliche  Gewalt gegen Frauen aufruft. Erneut ist deshalb der 8. März als weltweit anerkannter Frauentag auch das Datum für viele Protestaktionen überall in der Türkei, die auch von namhaften männlichen Künstlern unterstützt wird.

Ehrenmord - Gewalt - Frauen oft die Leidtragenden

Mit der tatkräftigen Unterstützung von Maskenbildnern wurden die acht prominenten, türkischen Künstlerinnen zu Prügel-und Mordopfern geschminkt und eine oftmals schockierende Fotoserie erstellt und über die Medien verteilt. „Acht Frauen – acht Leben“  ist nur ein weiteres Motto, denn alle acht Frauen stehen für ein ermordetes Opfer  häuslicher Gewalt. Ob nun als Ehrenmord deklariert oder als reine Affekthandlung, immer noch kommt es zu Übergriffen auf Frauen mit oftmals tödlichem Ausgang. Als im Dezember des vergangenen Jahres die Parlamentsabgeordnete Fatma Salman Kotan mit blaugeschlagenem Auge im Plenum des Parlaments erschien, erreichte die Frauenrechtsdebatte auch das Parlament der Türkei. Zwar gab es in der Folge eine Blitzscheidung für die Abgeordnete Kotan, landesweit hat sich aber noch nicht viel getan. Von einem Umdenken und geändertem Verhalten ganz zu schweigen. Entsprechend harsch fallen die Kritiken an der Regierung Erdogan auch am diesjährigen Frauentag aus: viel zu wenig wird für die Rechte der Frauen getan und viel zu lasch sei man in der Bestrafung der Täter.

Frauentag sollte nicht gefeiert werden - so Tarkan

Der türkisch-deutsche Popstar Tarkan ist gar der Ansicht, dass der Weltfrauentag in der Türkei nicht gefeiert werden sollte, es gäbe keinen Anlass für Feierlichkeiten, denn Frauen seien hier nach wie vor von Gewalt und Mord durch Männer bedroht. „In einer Gesellschaft, in der Mutterschaft und Mütter geehrt werden, gibt es gleichzeitig leider auch Männer, die Frauen und Mädchen töten. Dieser Widerspruch ist nicht nachvollziehbar,“ so Tarkan in einer Verlautbarung in der Presse.

Auch am späten Donnerstagabend vor dem Weltfrauentag am Freitag konnte eine Frau im Istanbuler Bezirk Kartal gerade noch so von der Polizei gerettet werden. Die junge Frau, die regelmäßig unter der häuslichen Gewalt durch ihren Ehemann litt, konnte rechtzeitig die Polizei alarmieren, denn vor dem Haus wartete ihr Ehemann mit einem Messer auf sie. Erst ein Schuss in das Bein konnte den wütenden Mann von seinem Vorhaben abbringen, denn er war auch bereit, die Polizisten anzugreifen. Hier erfolgte dann zumindest eine Strafanzeige von Seiten der Polizei.

Wenig Bemühen von Seiten des Staates

Die Kritik, die von den Protestlerinnen zu hören ist, richtet sich vor allem an das bisherige Bemühen des Staates zum Schutz der Frauen, der als absolut nicht ausreichend betrachtet wird. Rechtliche Reformen griffen nicht, da offizielle Institutionen wie Polizei und Gendarmerie die vorhandenen Gesetze und Vorschriften nicht umfassend anwenden würden. Abdullah Gül sieht durchaus das Problem in fehlenden pädagogischen Konzepten begründet, das den Frauen selbst ihre Rechte Bewusst machen könnte und den Männern Gleichberechtigung nicht mehr nur als leere Worthülse erklären könnte. Gesetze allein verändern hier nicht, so seine Botschaft anlässlich des Weltfrauentags.

„Ich hätte sie sein können" ist zumindest ein erneuter Anstoß den internationalen Frauentag auch in der Türkeierneut zu beleben. Aktivisten versammelten sich an vielen Orten in der Türkei zu Kundgebungen und Aufklärungsveranstaltungen.

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