Provinz Ardahan, Çildir Gölü und Aktas Gölü
Ganz im Nordosten der Türkei befindet sich die Provinz Ardahan mit der gleichnamigen Provinzhauptstadt, die an der Grenze zu Georgien liegend, schon immer eine besondere Rolle im Grenzverkehr zwischen Transkaukasien und Ostanatolien spielte.
Im Jahr 1985 entdeckten Forscher hier Osten Anatoliens die urartäische Fels-Inschrift von Hanak, die heute im Archäologischen Institut des Museums Istanbul aufbewahrt wird. In der Inschrift wird vom Feldzug des Königs Argišti gegen das Land Tariu berichtet, das er besiegen konnte. Argišti zog dann mit seinen Truppen weiter in das Land Huša, in das Land Biani und danach in das Land Ašqalaši, wo er auf seinem Weg 6 Festungen zerstörte und 50 Städte verbrannte, mehr als 72.000 Rinder erbeutete und 7.000 Menschen tötete. Die Aussagen der Inschrift selbst sind nicht belegbar, allerdings beweißt es die reine Präsenz der Urartäer im Gebiet des Çildir-Sees. Auch ist nicht bekannt, wo exakt der Ort Hanak war, man vermutet Tariu oder Diauehe.
Als im 8. Jahrhundert vor Christus die Kimmerer auf ihrem Weg vom Kaukasus nach Anatolien auf die Urartäer trafen, kam es zu erneuten Kämpfen, die das Reich Urartu mehr und mehr verdrängte. Um etwa 650 vor Christus konnte das Volk der Meder die Region um Ardahan erobern, doch schon 100 Jahre später waren die Perser Herr im Land. Den Persern folgten Georgier, Griechen, Römer und Armenier, bis 1069 die Seldschuken die Herrschaft übernehmen konnten. Seit 1551 übernahmen die Osmanen die Herrschaft, die bis zum Niedergang Ende des ersten Weltkriegs verblieben. Jetzt wurde die Region Ardahan kurzzeitig der Demokratischen Republik Georgien zugeordnet. Mit der Okkupation Georgiens durch die Sowjetunion wurde im Friedensvertrag von Brest-Litowsk allerdings die Rückgabe der Region Ardahan an die Türkei bestimmt.
Ardahan heute - eine moderne Großstadt
Heute grenzt die Region Ardahan an die Staaten Georgien und Armenien, sowie an die türkischen Regionen Kars im Süden, Erzurum im Südwesten und Artvin im Norden. Die Bevölkerung ist ein buntes Gemisch aus Türken, Kurden, Georgiern, Lasen, Tscherkesen sowie anderen Volksgruppen, die auch als Gastarbeiter aus Georgien und Amenien kommen. Ein beliebtes Reiseziel ist es für Gastarbeiter aus Georgien und Armenien.
In Ardahan sind - was für türkische Städte eigentlich ungewöhnlich ist - die Sommermonate kurz und kühl und die Wintermonate dafür lang und hart. Neben dem Schafskäse und dem Honig sind Elma dolması (gefüllter Apfel), evelik aşı, pişi, bozbaş, kuymak, ekmek aşı und der Halva (Süßigkeit aus Sesam) typische Spezialitäten für Ardahan. Besonders gern werden Teppiche und handgemachte Silbergegenstände von Touristen gekauft. Es gibt sogar Gürtel, die mit Motiven aus der Gegend geschmückt sind.
Berühmt ist die Stadt für für außergewöhnliche Festivals, wie Honigfestivals, Käsefestivals oder Gansfestivals. Der deutsch-türkische Schauspieler Adnan Maral, der in Frankfurt am Main aufgewachsen ist, stammt aus Ardahan. Er spielte beim Film „Türkisch für Anfänger” mit. Selbstverständlich gibt es auch in dieser kleinen Provinz wunderschöne Orte zu besichtigen.
Der See Çildir Gölü dient als Trinkwasserreservoir
Neben den Seen Çildir Gölü und Aktas Gölü, die aufgrund ihrer Höhenlage eine Attraktion darstellen, ist die Burg von Ardahan, die im Jahr 1544 durch den Sultan Süleyman I erbaut wurde, eine weitere Sehenswürdigkeit. Aufgrund von Ausgrabungen fand man heraus, dass Ardahan in frühen Bronzezeit entstand und von verschiedenen Regenten beherrscht wurde.
Gleiches gilt auch für das sogenannte Teufelsschloss, Seytan Kalesi, das sich in Çildir direkt an der Grenze zu Georgien befindet. Diese Burg liegt in der Umgebung des Dorfes Yıldırımtepe. Forschern zufolge soll auch sie im Mittelalter erbaut worden sein. Sie ist auf einer steilen Halbinsel gebaut worden, die von drei Seiten vom Karaçay Fluss umgeben ist. Aufgrund dieser Lage war sie schwer zu erobern. Sie zählt als wichtigste Burg dieser Gegend.
Der Çildir Gölü in der Provinz Ardahan ist mit 1.959 Meter über NN einer der höchst gelegenen Süßwasserseen in der Türkei und er ist nach dem Van See der größte See des Ostanatolischen Gebiets. Umgeben von den Bergen Kisir Dagi und Akbaba Dagi bedeckt der See eine Fläche von 123 km2 und ist an seiner tiefsten Stelle, in Abhängigkeit vom saisonal bedingten Wasserstand, 42 Meter tief. Nahe den Landesgrenzen zu Armenien und Georgien gelegen, wird das Wasser des Sees zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Gebiete genutzt. Ein Teil des Seewassers fließt allerdings durch den Bach Arak Su in Richtung Schwarzes Meer ab. Es bietet mit seiner aussergewöhnlichen Schönheit einen wundervollen Anblick. Seine historischen Stätten ziehen viele Touristen hierher. In dem See leben 16 verschiedene Fischarten. Im Winter vereist der See und die Einheimischen nutzen dies, um auf dem See Pferdeschlitten zu fahren.
Çildir Gölü wird auch für den Tourismus zunehmend entdeckt
Der Çildir Gölü weißt etwa 18 Kilometer Länge und 15 Kilometer Breite auf, so das er, aufgrund der umgebenden Berge schlecht zu umfahren ist. Ein Fährbetrieb verbindet entsprechend die Ortschaften Akçakale und Gülyüzü. Aufgrund der strengen Winter, die den See komplett zufrieren lassen, wird der Fährbetrieb allerdings nur im Frühling, Sommer und Herbst betrieben.
Historiker der Eisenzeit vermuten das Territorium des Königreichs Iga am Südwestufer des Sees. Aufgefundene Inschriften der urartäischen Könige Argišti I. und Sarduri II. lassen vermuten, das die Hauptstadt Maqaltu des Iga Reichs bei der heutigen Ortschaft Tasköprü lag. Dies wird auch durch eine Inschrift des Königs Sarduri II belegt, in der von einem Feldzug gegen die Hauptstadt Maqaltu berichtet wird.
Die Merkez Mevlit Efendi Moschee befindet sich im Zentrum Ardahans. Laut der Inschrift an der Eingangstür soll sie im Jahr 1701 gebaut worden sein. Nach vielen Restaurierungen wurde ein zylinderförmiges Minarett hinzugefügt.
Auch die Arap Yanık Moschee befindet sich im Zentrum Ardahans, die bis 1915 stand. Während der Massaker an den Armeniern im Jahr 1915 begangen auch die Armenier Massaker an den muslimischen Türken und verbrannten diese Moschee mitsamt den betenden Muslimen. Danach wurde die Moschee von Arap Cami zu Yanık Cami (Verbrannte Moschee) umbenannt. Heute sind nur noch einzelne Teile der Moschee übrig.
Akdas Gölu - ein weiterer See als Naturreservat
Ein weiterer hochgelegener See in der Region Ardahan ist der Aktas Gölü, der zwar wesentlich kleiner als der Çildir Gölü ist, aber auch auf einem 1.798 Meter hohem Plateau liegt. Allerdings liegt etwa die Hälfte der Seefläche von etwa 27 km2 auf dem Gebiet Georgiens. Als See tektonischen Ursprungs wird der Aktas Gölü von einer Vielzahl kleiner Bachläufe mit dem Schmelzwasser der umgebenden Berge versorgt, das den See über den Fluss Kura verlässt.
Relativ ursprüngliche Landschaft und die Absperrung als militärisches Schutzgebiet aufgrund der Nähe zu Georgien mit starkem Schilfrohrbewuchs in Ufernähe sind wohl der Grund für Gruppen von Krauskopfpelikanen gewesen, sich am Çildir Gölü niederzulassen. Heute ist die Region auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen, so das die Aktivitäten der Menschen nur eingeschränkt möglich sind. Fischfang darf nur per Angelausrüstung betrieben werden.
Die Övündü Höhlen liegen in der Nähe des Dorfes Övündü, ca. 1km östlich von Kurtkale. Es handelt sich hierbei um zwei Siedlungsgebiete, die durch Aushöhlung der Kalksteinfelsen entstanden sind.
In der Nähe des Tales Kura im Ort Ortakent (Büyük Nakala) liegen zahlreiche Höhlensiedlungen und eine große aus Felsen bestehende Kirche. In ihnen findet man Spuren der älteren Steinzeit.
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