Straßbourg – erste Erkundung mit dem Fahrrad
Schon relativ früh beginnt unser erster Tag in Strasbourg. Schnell ist jemand „ausgekuckt“, der zum Bäcker muss, um frische Croissants und Stangenbrot zu kaufen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück in der, nur etwa 800 Meter vom EU Sitz entfernt liegenden Wohnung von Patrick und Dank der guten Ausstattung mit sportlichem Gerät ist ein Fahrrad für jeden von uns Dreien da. So beschließen wir eine erste Rundfahrt durch die Stadt mit Patrick als Radführer, zumal Strasbourg über ein wirklich tolles Netz von Fahrradwegen verfügen soll, wie uns Bekannte schon vorab berichtet hatten.
So fuhren wir zunächst an den Gebäuden des EU Parlament vorbei immer an den Wasserläufen entlang bis ins Stadtzentrum mit der historischen Altstadt und dem Münster. Schnell waren wir vom System der Fahrradwege überzeugt, denn sie waren ausgezeichnet markiert und sehr gut beschildert. Auch wurden sie ausnahmslos von den PKW Lenkern akzeptiert. Da die Altstadt von Strasbourg auf einer ehemaligen Insel des Flusses Ill liegt, der wenig später in den Rhein mündet, trifft man auf eine Vielzahl von ehemaligen Flussläufen und Kanälen, wenn man in Strasbourg unterwegs ist. Entlang der Wasserläufe ist man mit dem Rad besonders gut aufgehoben.
Das Romanisch-Gotische Münster von Strasbourg
Schon von Weitem ist das Wahrzeichen der Stadt Strasbourg, das zwischen 1176 und 1439 erbaute romanische und gotische Münster, mit seiner imposanten Höhe von 142 Metern als Orientierungshilfe gut zu sehen. Nach dem Abknicken des Radwegs vom Fluss in die historische Altstadt Grande Ile, die 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, gelangt man unwillkürlich auf einen der wohl schönsten Münsterplätze Europas. Allein das Münster mit seiner imposanten Westfassade mit Hunderten von Figuren und Ornamenten ist ein absoluter Augenschmaus und immer wieder der Betrachtung wert da man immer wieder Neues entdeckt. Natürlich dominiert das Münster absolut, allerdings sind auch einige der vier- bis fünfgeschossigen Wohnhäuser im alemannisch-süddeutschen Design absolut sehenswert. Das wohl bekannteste dieser Gebäude ist wohl das reichlich mit Holzornamenten verzierte Kammerzellhaus mit über 70 Fenstern in der Fassade. Ein weiteres Merkmal sind die steilen Dächer, die teilweise mit bis zu vier Geschossen ausgebaut sind.
Als wir uns dann endlich von der Fassade trennen konnten und das Münster betraten, war man schlichtweg von den Farben des Lichts, das durch die Bleiglasfenster eintrat, fasziniert. Überhaupt ist das Münster mit so vielen Blickfängen „gesegnet“, das man es kaum beschreiben kann und unbedingt selbst gesehen haben sollte. Hier einige weitere Details:
- Bleiglasfenster, vorwiegend 14. Jahrhundert, einige spätes 12. Jahrhundert (nördliches Querschiff) sowie 13. Jahrhundert („Kaiserfenster“ im nördlichen Seitenschiff), manche 20. Jahrhundert (südliches Querschiff, Chor). Fenster aus der ehemaligen Dominikanerkirche in der Laurentiuskapelle und in der Andreaskapelle.
- Grabmal von Konrad von Lichtenberg in der Johannes-der-Täufer-Kapelle, um 1300. Gegenüber, Denkmal eines Kanonikus von Niclas Gerhaert van Leyden (1464).
- Reich verzierter Taufstein von Jost Dotzinger im nördlichen Querschiff, 1443
- Reich verzierte Kanzel von Hans Hammer nordöstlich des Mittelschiffs, 1486
- Skulpturengruppe „Christus am Ölberg“ im nördlichen Querschiff gegenüber vom Taufstein (zuvor in der Thomaskirche), 1498
- Apostelbüsten vom ehemaligen Hochaltar entlang der Chorwand, Holz, 17. Jahrhundert
- Wandteppiche „Marienleben“, Paris, 17. Jahrhundert, vom Domkapitel im 18. Jahrhundert erworben
- Altäre in den Kapellen (15. bis 19. Jahrhundert, großer Barockaltar von 1698, 1776 ausgemalt, in der Laurentiuskapelle)
Stadtresidenz der Strasbourger Bischöfe Rohan
Beim Verlassen des Münsters durch das Südportal trifft man dann ziemlich unerwartet auf eine astronomische Uhr. Die Vorläuferin dieser Uhr, die „Dreikönigsuhr“, wurde bereits 1353 vollendet und hatte bereits ein Kalendarium, Anzeigen für die Gestirne und zeigte die Heiligen Drei Könige als bewegliche Figuren.
Genau gegenüber des Südportals liegt das Palais Rohan, das im 18. Jahrhundert die Stadtresidenz der Strasbourger Bischöfe war, die alle aus der Familie Rohan stammten. Entworfen von Robert de Cotte im Jahr 1727 wurden die Pläne von Joseph Massol zwischen 1731 und 1742 baulich umgesetzt. Heute befinden sich einige Abteilungen verschiedener Museen im Palais Rohan, wo wir uns besonders für die kulturhistorische Artefakte aus der Römerzeit interessierten, allerdings sind auch die Wohn- und Empfangsräume im Stil Louis-quinze sehr interessant.
Strasbourg wurde bereits im Jahre 12 vor Christus von dem römischen Feldherren Drusus gegründet. Ziel der Gründung war allerdings weniger eine Stadt zu bilden, sondern vielmehr ein militärisches Außenlager zu errichten. Unter den Römern mit Argentoratum (Silberburg) bezeichnet, wurde das Lager schnell zur Festung ausgebaut.
Aber dazu später mehr.
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