Freiklettern in Mut - Zwei Kletterer zeigen ihr Können
Womit beschäftigen sich Paraglider, zumindest einige unter ihnen, wenn Wind- und Wetterverhältnisse keine guten Flugvoraussetzungen bieten?
Ja, richtig, sie klettern frei und ohne jede Ausrüstung an den Felsen des Take Off´s.
Wir staunten nicht schlecht, als sich die beiden Ausnahmepiloten Robert Blum und Pal Takats plötzlich und ohne jegliche Vorankündigung auf den Weg zu einem am Gipfel liegenden riesigen Felsbrocken aufmachten, den Oberkörper entblößten und zügig einen Weg am Fels entlang hangelten. Besonders Robert zeigte hier seine alpenländische Herkunft, denn gewandt wie eine Bergziege meisterte er Überhänge, Spalten und loses Gestein, das noch dazu ohne Fußbekleidung. Allerdings zeigte auch Pal hier mehr als nur körperliches Geschick und konnte Robert fast immer folgen. Beiden Piloten machte es sichtlich Spaß, so das auch der in Australien lebende Pilot Sebastian Benz zu ihnen stieß. Hier zeigte sich deutlich wie ausgeglichen durchtrainiert man auch als Paraglider sein sollte, um auch im Flug das Gerät sicher und auch über einen langen Zeitraum zu beherrschen.
Freiklettern - Übungselemente zur Fitnesssteigerung
Wir erfuhren auf diese Weise weitere Details zum Freiklettern, einer körperlichen Betätigung, bei der nur Hände und Füße zur Fortbewegung eingesetzt werden dürfen. Natürlich sollte auch der beste Kletterer immer an seine Sicherheit denken und Hilfsmittel zur Sicherung verwenden. Sobald zur Fortbewegung genutzt gibt es allerdings ein klares Nein der Kletterfreunde. Das Wörtchen „frei“ bedeutet also nicht auch frei von technischen Hilfsmitteln zur eigenen Sicherung sondern lediglich der Verzicht auf Hilfsmittel zur Fortbewegung. Eine zu bewältigende Route gilt also erst dann als bezwungen, wenn sie frei ohne technische Hilfsmittel wie Haken und Ösen bezwungen werden konnte.
Da bei unseren Freikletterern diese Hilfsmittel sowieso nicht vorhanden waren, kamen auch wirklich nur Hände und Füße zum Einsatz. Beide Piloten sicherten sich jedoch immer gegenseitig, in dem sie nah an dem jeweiligen Klettern waren und nie höher als Bauchhöhe am Fels kletterten. Wir nutzten allerdings verschiedene Perspektiven zur Erstellung der Fotos, die durchaus andere Kletterhöhen vermuten ließen.
Geschichtliche Hintergründe zum Freiklettern (wikipedia)
Dieser Kletterstil entwickelte sich seit etwa 1890 in der Sächsischen Schweiz, als versucht wurde, auf künstliche Hilfsmittel zur Gipfelbesteigung gänzlich zu verzichten. Zu Beginn der dortigen Klettertradition seit 1864 waren zunächst noch künstliche Hilfsmittel wie Leitern und Metallstifte verwendet worden.
Der erste Kletterführer mit entsprechenden Regeln wurde 1908 von Rudolf Fehrmann herausgegeben („Der Bergsteiger in der Sächsischen Schweiz“). 1913 wurden in einem Nachtrag die sächsischen Kletterregeln veröffentlicht. Diese gelten seitdem und wurden in der Sächsischen Schweiz über die Jahrzehnte beibehalten und befolgt. Diese Regeln wurden zum Teil auch in andere Gebiete (Pfalz, Battert, Zittauer Gebirge) übernommen oder dienten dort als Vorbild. 1923 erschien eine ergänzende Ausgabe erstmals mit Einteilung in sieben Schwierigkeitsgrade.
Der sächsische Bergsteiger Fritz Wiessner emigrierte in den 1930er Jahren in die USA. Dort wurden sie durch ihn populär und von vielen Kletterern angewendet (vor allem von Kletterern im Camp 4 des Yosemite-Nationalparks, dem damaligen Kletter-Zentrum der USA), die in den Siebziger Jahren das Klettern zu neuen Schwierigkeitsgraden vorantrieben. Wiessner beeinflusste dadurch die dort herrschende Bergsteigerethik erheblich.
Freiklettern zurück nach Europa
Um etwa 1970 kam das Freiklettern über westdeutsche Kletterer, die im Yosemite-Nationalpark und auch in der Sächsischen Schweiz kletterten, wieder nach Westdeutschland und später ganz Europa zurück. Durch – vor 1990 schwierig zu organisierende – Besuche in der Sächsischen Schweiz bei dortigen Kletterern wie Bernd Arnold hatten Kurt Albert und andere Kletterer gesehen, dass es möglich war, schwierige Felsstücke zu überwinden, ohne dabei künstliche Hilfsmittel zur Fortbewegung zu verwenden. In der Bundesrepublik führte vor allem Kurt Albert das Freiklettern ab 1975 mit dem Begriff des Rotpunkt-Kletterns ein. In den Jahren danach war auch der österreichische Kletterer und Bergfotograf Heinz Zak an dieser Renaissance im europäischen Raum nicht ganz unbeteiligt: er kletterte solche Routen oft selbst mit und dokumentierte sie in hoher fotografischer Qualität, so dass sie über die Fachzeitschriften bekannt wurden und ein größeres Publikum fanden. Bis dahin (1970er Jahre) wurden in Westdeutschland Kletterrouten häufig mit Hilfe von Haken, Strickleitern und ähnlichen Hilfsmitteln bewältigt, was heute technisches Klettern genannt wird. In der Sächsischen Schweiz wurde und wird es noch immer nach den alten Regeln ausgeübt, wobei sich auch dort der Rotpunkt-Gedanke durchgesetzt hat. Technisches Klettern wurde in der Sächsischen Schweiz nie akzeptiert.
Schwierigkeitsgrade nach der UIAA-Skala
Je nachdem, wie anspruchsvoll eine Kletterroute ist, wird sie in verschiedene Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Oft orientiert sich der Grad der Route an der schwierigsten Stelle des Weges. Schwierigkeitsgrade werden im optimalen Fall nicht von den persönlichen Vorlieben der bewertenden Person beeinflusst, sondern sollten eine möglichst objektive Beurteilung der Kletterschwierigkeit darstellen. Da dies jedoch häufig schwer realisierbar ist, kommt es vor allem bei hohen Schwierigkeitsgraden immer wieder zu hitzigen Diskussionen.
In verschiedenen Ländern und Klettergebieten werden dabei unterschiedliche Schwierigkeitsskalen verwendet. In Deutschland hat sich weitgehend die UIAA-Skala durchgesetzt, in Sachsen wird weiterhin die sächsische Skala verwendet. Daneben gibt es noch die amerikanischen Skalen: Yosemite Decimal System (YDS) und National Climbing Classification System (NCCS), sowie australische, norwegische und schwedische Skalen. In Europa hat sich mittlerweile die französische Bewertung durchgesetzt, während die englische Bewertung auch der psychischen Belastung einer Route Rechnung trägt.
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