Erneut bedeutende Funde in Antiochia ad Cragum
- Geschrieben von Portal Editor
Nachdem bereits 2001 türkische Bauern erste Funde römischer Mosaike während des Umpflügens eines Feldes in der Umgebung der antiken Stadt Antiochia ad Cragum, unweit Gazipasa, gefunden und dies auch dem archäologischen Museum in Alanya mitgeteilt hatten, haben nun 12 Jahre später Wissenschaftler der University of Nebraska die aus kleinen Mosaiksteinen bestehenden, zusammengefügten Mosaikflächen weitestgehend freilegen und konservieren können.
Einmal mehr zeigt sich hier das wahre Interesse der Mehrzahl kulturell Verantwortlicher in der wirtschaftlich aufstrebenden Türkei. Erneut bedarf es ausländischer Wissenschaftler und Experten, die mit ausländischen Mitteln ausgestattet, bereits bekannte Plätze erforschen um das Kulturgut vor weiterer Zerstörung zu sichern. Es ist natürlich wesentlich einfacher, bereits restauriertes und ausgestelltes Kulturgut aus den Museen der Welt zurück zu fordern, was in der Regel auf rechtlich einwandfreien Wegen dorthin gelangt ist. Und dabei vergisst man von türkischer Seite oft noch allzu gern zu erwähnen, dass es sich keinesfalls um türkisches Kulturgut handelt, was da zurück gefordert wird, denn es ist wesentlich älteren Datums. Ein Thema, was emotional immer noch zu heftigen Diskussionen führt. Nach den vielen Jahren Erfahrung in der Türkei sagen wir heute klar, es war gut so. Längst wäre der Marmor zu Kalk (siehe Magnesia) verbrannt, Mosaike achtlos zerstört, Fresken übermalt oder zerkratzt(siehe Felsenkirchen in Kapadokkien).
Antiochus von Kommagene gründet Antiocha ad Cragum
Aber zurück zu Antiochia ad Cragum. Antiochia am Kragos war eine antike Stadt im Rauen Kilikien (Kilikia Tracheia) an der Südküste Kleinasiens, 20 km südöstlich von Selinus, dem heutigen Gazipasa in der türkischen Provinz Antalya, nahe dem heutigen Dorf Güneyköy. Gegründet wurde sie wahrscheinlich Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. von König Antiochos IV. von Kommagene (38–72 n. Chr.), nachdem Claudius ihm 41 n. Chr. die Kontrolle über das Raue Kilikien anvertraut hatte. Seit 72 n. Chr. gehörte sie zur neuen römischen Provinz Cilicia, vom Anfang des 4. Jahrhunderts bis ins 7. Jahrhundert zur Provinz Isauria. Lange vermutete die Wissenschaft, das die Stadt eher unbedeutend und nur oberflächlich romanisiert gewesen sei, doch mehren sich in den letzten Jahren die Anzeichen dafür, dass Antiochia ad Cragum wichtiger und reicher war als bislang vermutet.
Die Fläche des hier ausgegrabenen, römischen Mosaiks umfasst etwa 150 Quadratmeter und zeigt damit einmal mehr, wie stark auch die Region um Gazipasa unter dem weit reichendem römischen Einfluss in den ersten Jahrhunderten nach Christus stand. Nicht ganz ohne Stolz sagt der Ausgrabungsleiter Michael Hoff: ""Wir waren überrascht, ein Mosaik solcher Größe und solchen Kalibers in dieser Region zu finden"; und so führt er fort "Historisch und archäologisch gesehen, wissen wir nicht viel über diese Gegend."
Tempel, Bäder, Märkte und Kolonnaden in Antiocha ad Cragum
Antiochia ad Cragum war offensichtlich aufgebaut wie eine typische römische Provinzstadt. Es gab Tempel, Bäder, Märkte und Kolonnadenstraßen. Die damalige Wirtschaft basierte auf Holzhandel und Wein. Das nun freigelegte Mosaik war Teil eines Bades. Es besteht aus mehreren großen Quadraten, die mit unterschiedlichen geometrischen Mustern und Ornamenten ausgefüllt sind. "Das ist ein prachtvolles Mosaik", sagte Hoff. Nach seinen Schätzungen sind jetzt wohl erst 40 Prozent der Gesamtfläche freigelegt.
Es dürfte sich um das größte derartige Mosaik in der Region aus der Zeit um 300 nach Christus handeln, sagte Ausgrabungsleiter Michael Hoff weiterhin. Bereits seit 2005 bereits gräbt das Team von Hoff die alte Stadt Antiochia ad Cragum an der türkischen Mittelmeerküste aus.
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