Der Tod Kaiser Friedrich I. Barbarossas im Saleph 1190

Der Tod Kaiser Friedrich I. Barbarossas im Saleph im Jahre 1190

“Als Kaiser Rotbart lobesam
Zum heil’gen Land gezogen kam,
Da musst er mit dem frommen Heer
Durch ein Gebirge wüst und leer.

Daselbst erhob sich große Not,
Viel Steine gab’s und wenig Brot, 
Und mancher deutscher Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgetan.

Den Pferden war’s so schwach im Magen, 
fast musst’ der Reiter die Mähre tragen.”

So begann der schwäbische Dichter Ludwig Uhland in der Mitte des 19. Jhdts. seine Ballade “Die schwäbische Kunde” und in der Tat, er beschrieb die Situation des deutschen Kreuzfahrerheeres beim Durchzug durch Anatolien nur allzu treffend.

Der Kreuzzug Barbarossas ins Heilige Land nach Jerusalem

1189 brachen die Kreuzfahrer von Regensburg auf ins Heilige Land, auf dem Landwege, wie bei den früheren Kreuzzügen auch, um Jerusalem zu erreichen. Ein gewaltiges Heer hatte sich eingefunden. Die Schätzungen gehen bei den Chronisten allerdings weit auseinander. Mit Sicherheit war es eine der größten Kreuzzugsarmeen, die Europa je verlassen hat.  

Zunächst verlief alles reibungslos, der Durchzug durch Ungarn brachte keine Probleme, die aber tauchten auf,  als Barbarossa den byzantinischen Einflussbereich erreichte. Der byzantinische Kaiser Isaak Angelos misstraute den “Gästen” zutiefst, wollte ihnen die Durchreise verweigern, zumal sich der deutsche Kaiser mit seinen  Erzfeinden aus Serbien und Bulgarien verbündet hatte, und forderte ihn in offener Schlacht heraus. Friedrich I. besiegte das byzantinische Heer und konnte, nachdem man sich geeinigt hatte, die Dardanellen überqueren und anatolischen Boden betreten.

Der beschwerliche Weg Barbarossas durch Anatolien

Was jetzt seinen Anfang nahm, war ein Leidensweg ohnegleichen. Nur mühsam bahnte sich das Heer einen Weg durch das unwegsame Gelände hinauf auf die zentralanatolische Hochfläche. Es kam zu blutigen Zusammenstößen mit der Bevölkerung, zu Überfällen marodierender Truppeneinheiten und Partisanenangriffen bis man bei Laodicaea die Grenze zum seldschukischen Sultanat erreichte. Mit dem Sultan Kilitsch Arslan IV. war vereinbart worden, dass das Kreuzfahrerheer das Herrschaftsgebiet der Seldschuken friedlich durchqueren konnte, doch dessen Sohn Qutb ad Din Malikshah, der mit einer Tochter Saladins, des großen Gegenspielers der Kreuzfahrer, verheiratet war und dessen Partei ergriff, verwarf die Abmachungen seines Vaters und griff die Kreuzfahrer in offener Konfrontation und, was noch schlimmer war, in permanenten Kleinattacken und Hinterhalten an, wodurch das Heer große Verluste hinnehmen musste und stark reduziert wurde. Nomadisierende Beduinen, islamische Glaubenskämpfer und organisierte Räuberbanden, die sich der Autorität des Sultans entzogen hatten, bedrängten das Kreuzzugsheer auf seinem immer beschwerlicher werdenden Weg durch Anatolien. 

Die Schlacht bei Iconium heute Konya

Am 18. Mai 1190 kam es zur offenen Feldschlacht, in der die Kreuzfahrer das seldschukische Heer besiegten. Drei Tage später erreichte das Heer die seldschukische Hauptstadt Konya, besetzte die Unterstadt, konnte aber den stark befestigten Zitadellenhügel nicht einnehmen. Es kam schließlich zu einem Ausgleich zwischen Sultan und Kaiser, das Heer konnte sich einige Tage erholen und wurde mit Lebensmitteln versorgt und ausgerüstet. 

In den Schluchten des Flusses Saleph

Der nun folgende Marsch über Karaman und den Sertavulpass nach Süden und  hinab in das Tal des Saleph, wie der Gök Su damals hieß, erwies sich als eine Folge ungeheurer Strapazen.  Aufgrund des Verlusts von Pferden und Tragtieren und der fehlenden Versorgung mit Lebensmitteln breitete sich eine Hungersnot aus. Von Krankheiten, Hunger und Überfällen geplagt und dezimiert, verloren die Kreuzritter zunehmend den Kampfeswillen und die Zuversicht auf ein gutes Ende ihrer Expedition. Das Heer zog sich auf dem mühsamen Weg durch die Schluchten des Saleph, der bisweilen nur auf einen Saumpfad verengt war, in die Länge, wobei Flussdurchbrüche durch das Gebirge  auf schmalen Saumpfaden mühselig umgangen werden mussten, was teilweise zu hohen Verlusten führte. So kam es, dass sich der Kaiser am 10. Juni mit einer kleinen Eskorte vom Hauptheer absonderte, um schneller ins armenisch-christliche Seleukia, dem heutigen Silifke, zu gelangen. An diesem Tag ist Kaiser Barbarossa im Saleph ertrunken. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht restlos geklärt. War es ein Hitzschlag, ist er mit seinem Pferd gestürzt und, von seiner schweren Rüstung hinabgezogen, ertrunken? Ist er beim Baden von der Strömung hinweggetrieben worden und dabei zu Tode gekommen? 

Auflösung des Heeres nach dem Tode Barbarossas

Die Nachricht vom Tod des Kaisers war im nachfolgenden Heer von vernichtender Wirkung. Bisher durch die Autorität und Disziplin, die vom Kaiser ausging, zusammengehalten, löste es sich nach diesem Ereignis mehr oder weniger auf. Der Kreuzzug der Deutschen war gescheitert. Mit Mühe erreichte man Seleukia und feierte dort eine mehrtägige Totenmesse. Sein Leichnam wurde, wie es in der Zeit üblich war, in Essig gelegt und nach Antiochiamitgenommen. Dort stellte man fest, dass der Körper, trotz oder wegen der Essiglauge, zerfallen war. Das Fleisch des Kaisers wurde deshalb schnell in der Kathedrale von Antiochia beigesetzt, die Knochen nahm man auf dem späteren Weiterzug mit, um sie in Jerusalem beerdigen zu können. Dazu kam es aber nicht. Die Gebeine wurden schließlich in der Kathedrale von Tyros bestattet.

Nach dem Tod Barbarossas löste sich das Heer weitgehend auf, einige Fürsten verließen schon in Seleukia per Schiff das Kreuzfahrerkontingent und fuhren nach Hause, andere trennten sich in Antiochia vom Rest der Streitmacht, der schließlich unter der Führung des Sohnes Friedrichs I., des Herzogs Friedrich von Schwaben, Akkon erreichte, wo er sich auflöste, in anderen Truppenteilen aufging oder einfach im Treibsand der Geschichteverloren ging. 

Entstehung des Deutschen Ritterordens

 Das einzig noch Erwähnenswerte ist die Tatsache, dass sich im Gefolge des Dritten Kreuzzuges  im Jahre 1190 vor Akkon eine deutsche Hospitalgenossenschaft durch Lübecker und Bremer Bürger gründete, die 1191 vom Papst bestätigt wurde und aus der der rein national ausgerichtete geistliche Ritterorden “Zum Hause der heiligen Maria der Deutschen in Jerusalem”, der Deutsche Ritterorden, entstand, der auch vom Papst umgehend anerkannt worden ist.

Fährt man heute auf der Straße von Karaman nach Silifke, kommt man an eine Stelle (ausgeschildert), an der Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Saleph ertrunken ist. Es steht dort eine Tafel mit der Aufschrift in türkischerSprache: “Kaiser Friedrich Barbarossa, nachdem er mit dem seldschukischen Sultan Kilitsch Arslan II. den friedlichen Durchmarsch durch sein Reich vereinbart hatte, ertrank im Göksu am 10. Juni 1190, als er an der Spitze seines Heeres auf dem Weg nach Palästina war.”

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