Stempelstellen bringen uns zur Teufelsmauer im Harz

Stempelstellen bringen uns zur Teufelsmauer im Harz

Einmal vom Fieber um das Sammeln der Stempel zum Erhalt der Harzer Wandernadeln gepackt, war damit gleichzeitig die Recherche und in der Folge der Besuch weiterer Highlights im Harz verbunden.

Also wirklich effektives Harzer Marketing, wenn man so will. Aber natürlich auch hochgradig interessant. Wer noch keine Infos zur Harzer Wandernadel erhalten hat, möge bitte diesem Link folgen. Wir hatten bereits einige Zielpunkte zum Erhalt der Wandernadel des Harzes erwandert oder erradelt, so waren wir jetzt bei der Vorabrecherche zwischen Neinstedt und Weddersleben auf die Stempelstelle 188 und auf die beiden Stempelstellen 74 bei Timmersrode am Hamburger Wappen und bei Blankenburg unterhalb des Großvaterfelsens am Gasthaus Großvater mit der Nummer 76 gestoßen, besser auf Teile der so genannten Teufelsmauer.

Sandstein der Kreidezeit bildete die eindrucksvollen Felsformationen

teufelsmauer 01Erdgeschichtlich betrachtet wurden die Felsklippen der Teufelsmauer von harten Sandsteinen verschiedener Epochen der oberen Kreidezeit gebildet.

Die Gesteinsschichten wurden wie alle Schichten am Harznordrand durch die bis zur Kreidezeit andauernde Heraushebung des Harzes steil gestellt oder sogar überkippt, so dass die ehemaligen Schichtoberflächen heute nach unten weisen.

Eine Schichtlücke zwischen Lias und der unteren Kreide und die bis zum Muschelkalk übergreifende Lagerung der oberen Kreide belegen Aktivitäten zu verschiedenen Zeiten, die vor allem an der Harznordrandverwerfung stattfanden.

teufelsmauer 010Durch die anschließende Abtragung der weicheren Gesteinspartien wurden die harten Gesteinsschichten zu markanten Schichtrippen, die mit bis zu 20 m hohen Felsen ihre Umgebung überragen. Einige Teile wurden durch die Wirkung der Flüsse bzw. später durch eiszeitliche Gletscher zerstört. Deshalb weist die Teufelsmauer heute verschiedene Lücken auf. Vor allem ist ein anderer Verlauf der Bode dafür mitverantwortlich.

Archäologisch lassen sich Spuren der Altsteinzeit, der Linienbandkeramik und der Bronzezeit nachweisen. Schon während der Steinzeit waren erste Siedler an der Teufelsmauer anwesend, denn es wurden mehrere steinzeitliche Quarzitwerkzeuge, wie Kernsteine, Abschläge und ein Faustkeil geborgen. Karl Schirwitz wies darauf hin, dass die Klippen in geschichtlicher Zeit zur Gewinnung von Bruch- und Pflasterstein genutzt worden sind, „wobei sich handliche Abschläge, auch klingenförmige, leicht und zahlreich genug ergeben können.“ Er ordnet die grob zugeschlagenen Großformen von den Mittelsteinen eindeutig in die Steinzeit ein.

teufelsmauer 011Bereits 1922 stellte Adolf Brinkmann die ehemalige Existenz einer Siedlung fest: „So erscheint die Teufelsmauer, die nach Nordosten schroff abfällt, auf ihrer südlichen Seite als eine vorgeschichtliche Wallburg, auf der man die Vertiefung der einstigen Hütten noch erkennen kann.“ Aus welcher Zeit diese Wallburg stammen könnte, lässt er jedoch offen.

In der Zeit vor 1931 wurde ein bronzezeitlicher Hortfund geborgen und in das Museum nach Quedlinburg gebracht. Es handelt sich um mehrere böhmische Absatzbeile, die in die Bronzezeit datiert werden.

Eine weitere Siedlung wurde 1980 im Bereich des Ostteils des Königssteins lokalisiert. Mehrere Scherben und Steingeräte der jüngeren Linienbandkeramik konnten hier als Lesefunde geborgen werden.

Johann Wolfgang von Goethe besuchte, angetan von der Geologie, im Jahr 1784 die sagenumwobene Sandsteinwand. Daran erinnert der 2005 aufgestellte Goethestein.

Wanderwege, Sagen und Mythen um die Teufelsmauer

teufelsmauer 04Viele Sagen und Mythen haben sich gebildet, um die Besonderheit dieses Ortes erklärbar zu machen. Er wurde daher bereits 1833 sowie 1852 durch den Landrat unter Schutz gestellt, um den Abbau des begehrten Bausandsteins zu unterbinden.

Die Teufelsmauer bei Weddersleben ist seit 1935 als Naturschutzgebiet Teufelsmauer und Bode nordöstlich Thale ausgewiesen und zählt damit zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands.

teufelsmauer 08Die Felsbänder der Teufelsmauer sind jeweils durch Wanderwege erschlossen. Sie gehören zu den Attraktionen der Städte Thale und Blankenburg.

Den Kammweg vom Hamburger Wappen bis zum Großvaterfelsen ließ 1853 der Blankenburger Bürgermeister Carl Löbbecke anlegen, zu dessen Andenken am Löbbecke-Felsen eine gusseiserne Gedenktafel errichtet wurde; dieser Wegabschnitt trägt auch den Beinamen Löbbeckestieg.

Der Abschnitt Timmenrode–Blankenburg des Europäischen Fernwanderwegs E11 verläuft entlang der Felsformation.

teufelsmauer 09Zum Schutz geschützter Pflanzenarten sind im Naturschutzgebiet Teufelsmauer Maßnahmen zur Besucherlenkung notwendig geworden. Die Felsbereiche sind von den Wanderwegen aus zu erleben, die vielerorts mit Barrieren gesichert sind.

An allen Felserhebungen der Teufelsmauer entlang führt zwischen Ballenstedt und Blankenburg der Teufelsmauerstieg, der im August 2009 als 35 km langer Wanderweg eingeweiht wurde.

Mehrere der Felsen der Teufelsmauer bei Blankenburg sind zum Klettern freigegeben.

Eine der Sagen um die Teufelsmauer:  Vom Teufel und Hahn

teufelsmauer 05Die erste Variante der Sage lässt eine Marktfrau mit Hahn aus Cattenstedt, einem kleinen Dorf bei Blankenburg, kommen: „Gott und Teufel stritten sich um den Besitz der Erde; sie einigten sich, Gott sollte das fruchtbare Flachland behalten, der Teufel das erzhaltige Harzgebirge bekommen, wenn er bis zum ersten Hahnenschrei eine Grenzmauer fertig hätte. Er baute sie bis zum Harzrande. Als noch ein Stein fehlte, kräht der Hahn, den eine Marktfrau aus Cattenstedt, die auf dem Weg nach Blankenburg war, im Korb hatte. Die Arbeit war vergeblich und der Teufel zerschlug wütend sein Werk.“

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