Paddeln auf der Unstrut von Roßleben - Kirchscheidungen
- Geschrieben von Portal Editor
An diesem Wochenende stand ein weiteres Ereignis auf unserem Plan denn wir wollten eine Paddeltour auf der Unstrut, einem kleineren Zulauf zur Saale umsetzen, den wir schon lange auf unserer To-do-Liste hatten.
Noch relativ unerfahren in der Bestimmung der Länge einer solchen Paddeltour war zunächst als Zielort Freyburg angedacht, was wir dann aber schon beim genaueren Blick auf die Karte und den erkennbar vielen Schleifen der Unstrut in etwa halbierten. So beschlossen wir die Tour von Roßleben Anlegestelle nach Kirchscheidungen, bis zur Anlegestelle, am Ende auch noch zu lang, wie wir unterwegs feststellen mussten, zumal wir erst gegen Mittag loslegen konnten. Kaum Strömung im Fluss verhieß dann noch dazu, das kontinuierliches Paddeln angesagt war. In der Umsetzung parkten wir ein Fahrzeug in Kirchscheidungen direkt am kleinen Campingplatz bzw. an der Kanuanlegestelle, die zu diesem Zeitpunkt stark von Paddlern belebt war. Dann ging es mit dem zweiten Auto weiter bis Roßleben an unseren gewählten Startpunkt. Schnell war unser Gumotex Palava aufgeblasen und zu Wasser gelassen und schon konnte es losgehen.
Unstrut ruhig fließendes Wasser heißt viel Paddelarbeit
Die Unstrut ist, wie schon erwähnt, ein Zulauf der wohl wesentlich bekannteren Saale und gemessen an ihrem Einzugsgebiet von über 6.000 km², mit nur etwa 30 m³/s Abfluss dafür vergleichsweise wasserarm. Dieses ist zum einen durch die verbreiterte Ebenheit des Thüringer Beckens verursacht, zum anderen dadurch, dass die Oberläufe der größeren Wasserzuflüsse wie auch der Unstrut selbst von der Leeseite der umgebenden Randgebirge kommen.
So erreicht selbst die im Oberlauf den montanen Thüringer Wald entwässernde Gera nur knapp 7 l/s·km², während die zur Werra entwässernden Flüsse an der Luvseite der Gebirge mehr als die doppelte Wassermenge pro Quadratkilometer Einzugsgebiet führen. Es ist in unserem Fall also der Harz, der dafür sorgt, dass die Wassermengen nur gering ausfallen, was für uns Mehrarbeit an Paddelschlägen bedeutet, da natürlich in der Konsequenz auch nur eine geringe Fließgeschwindigkeit. Nun gut, das Leben ist halt ein einziger Lernprozess!
Schleuse an der Burg Wendelstein dann Memleben und mehr
Sehr kurzweilig war das erste Stück Weg geschafft, dann die Schleuse am Wendelstein. Boot aus dem Wasser, Gang um die Schleuse und das Boot wieder ins Wasser setzen. Kein Problem zu zweit. So braucht man sich um eventuelle Schleusungszeiten nicht zu kümmern. Unmittelbar am Fluss liegt die Burgruine Wendelstein, auf der sich noch bewohnte Gebäude befinden.
Wenig später erreichen wir den Ort Memleben, wo sich ab dem 10. Jahrhundert eine ottonische Kaiserpfalz befand, die häufig von Heinrich I. und Otto dem Großen besucht wurde. Im heutigen Ort findet man noch die Grundmauern des zugehörigen Klosters sowie die teilweise erhaltene Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der Pfalz und des Klosters. Für Neulinge der Region ist unbedingt ein Zwischenstopp angesagt.
Im Ziegelrodaer Forst, der sich nördlich der Unstrut in der Nähe von Wangen hinzieht, wurde auf dem Mittelberg die Himmelsscheibe von Nebra gefunden. Vom Fluss aus ist das ungewöhnliche Museumsgebäude gut zu sehen.
Leider im Moment aufgrund von Bauarbeiten geschlossen. Wenig später passieren wir die im Dezember 2015 in Betrieb genommene Unstruttal Brücke der ICE-Neubaustrecke ErfurtLeipzig/Halle bei Karsdorf, die als die zweitlängste Eisenbahnbrücke Deutschlands gilt.
Dann folgt das Barockschloss von Burgscheidungen, in dem mehrere Jahre die spätere Gräfin Cosel wohnte, leider derzeit für die Öffentlichkeit auch nicht zugänglich.
Steile Hänge aus Gips-, Bundsandstein und Muschelkalk im Unstruttal
Eigentlich sind es Buntsandstein und Muschelkalk aus der Triasformation, die das Gesicht des Saale-Unstrut-Triaslandes prägen. Aber schon außergewöhnlich und auffällig sind zunächst der Gipsfelsen des Wendelsteins, der sich kurz vor Memleben unmittelbar an der Unstrut schroff erhebt. Er gehört als östlicher Ausläufer der Bottendorfer Höhe zu den Aufwölbungen des Zechsteins, der aufgrund der Nordrandstörung der Hermundurischen Scholle hier zutage tritt.
Zwischen Memleben und Nebra durchfließt die Unstrut ein in den Mittleren Buntsandstein eingeschnittenes Tal, dessen Steinbruchwände von der jahrhundertelangen Bausteingewinnung künden. Bei Karsdorf weitet sich das Tal, der weiche Schieferton des Oberen Buntsandsteins wurde hier vom Fluss teilweise ausgewaschen. In den Karsdorfer Zementwerken wird der Kalk als Rohstoff gewonnen.
Mancherorts sind sie durch tertiäre und quartäre Sedimente verdeckt, an anderen Stellen treten sie offen zutage. Insbesondere im Unterlaufbereich ist die geologische Schichtenfolge gut zu erkennen. Das Durchbruchstal der Thüringer Pforte trennt die das Thüringer Becken im Norden und Nordosten begrenzenden Höhenzüge Hainleite und Schmücke, die wiederum aus Muschelkalk bestehen.
Ihren besonderen Reiz gewinnt die Unstrut durch den Gegensatz von Flussauenbiotopen und angrenzenden trockenen Böden. Die feuchten Ufer sind von Weiden, Pappeln und Eschen gesäumt. Auf den trockenen, kalkhaltigen Böden finden sich Trocken- und Halbtrockenrasen, an geschützten Stellen wie im Naturschutzgebiet Tote Täler wachsen seltene Orchideen wie das Bleiche und das Purpur-Knabenkraut, die Bienen-, Spinnen- und Fliegen-Ragwurz, der Frauenschuh oder das Große Zweiblatt.
Die Unstrut Gegend ist eine jahrhundertealte Kulturlandschaft, die besonders durch den Weinanbau geprägt ist und durch die Streuobstwiesen, die aus verschiedenen Weinbergsbrachen hervorgegangen sind. Wasserliebende Vögel wie die Wasseramsel und der Eisvogel sind hier heimisch, wie wir selbst mehrfach feststellen konnten.
Seit den 1990er Jahren ist zunehmend der von Fischern als Konkurrent ungern gesehene Kormoran anzutreffen, auch Graureiher und als ganz besonderer Gast der Biber. Waren es zunächst nur die Nagespuren an den Uferbäumen hatten wir das Glück unterwegs gleich zweimal auf Biber zu stoßen.
Schleuse bei Tröbsdorf und Anlegestelle Kirchscheidungen
Unterwegs gab es einige weitere Höhepunkte, die einen Zwischenstopp mehr als praktikabel erscheinen ließen, so gab es verschiedentlich geselliges Beisammensein von Campern und Paddlern links und rechts der Unstrut, die schon ihre Ziele erreicht hatten. Sehr verlockend doch war uns nicht ganz klar, wann wir unser Ziel erreichen würden.
Die Schleuse bei Tröbsdorf war ähnlich zu passieren wie vorab schon die am Wendelstein, gleichwohl gibt es hier eine Telefon Nummer, wenn man geschleust werden möchte. Was sicherlich auch ein Abenteuer ist. Klar, dass hier bestimmte Zeiten eingehalten werden müssen. Wir wollten möglichst schnell weiter obwohl wir hier auf weitere Kanuten stießen, die auch Ihre Hilfe bei Tragen des Kanus anboten.
Etwa 30 Minuten später, es war mittlerweile 7.30 Uhr hatten wir unser Ziel, wir geben zu, dass wir wirklich erschöpft waren, in Kirchscheidungen erreicht. Der Rest des Abends galt folgerichtig der Entspannung. Viel gelernt und noch mehr gesehen und erlebt. Eine tolle Tour, die man allerdings bereits vormittags beginnen sollte oder halt weniger Strecke einplanen.
Unstrut - wir kommen wieder - zumal Freyburg noch nicht erreicht wurde.
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